Rund vierzig Jahre stehen George und seine Zerstörer bereits auf der Bühne, haben viele Millionen Exemplare ihrer 16 Platten verkauft und wahrscheinlich ebenso viele Auftritte absolviert. Dass die Truppe das mit dem Blues'n'Boogie immer noch kann, davon durfte sich der Schreiber dieser Zeilen bei einer der ganz wenigen Shows in unseren Landen höchstpersönlich überzeugen. Knackig, no-nonsense, Schweiß und Rock'n'Roll - zum Glück gab es reichlich Bier in der Kölner Live Music Hall.
Der Tourbus der Destroyers aber machte sich von der Domstadt am Rhein auf nach Süden, um wenig später am Genfer See zu landen. Dort findet alljährlich das berühmte Montreux Jazz Festival statt, zu dem man 2013 auch Herrn Thorogood erstmalig geladen hat.
Er darf dort mit seiner Band eine ebenso knackige Show auf die Bretter legen, wie nur wenige Tage zuvor schon in Köln. Das Label Eagle-Vision hat diesen Auftritt audiovisuell festgehalten und gerade als DVD/BRD auf den Markt gebracht. Rund 84 Minuten Spielzeit bietet das Dings zwar nur, aber die haben es wahrlich in sich.
Mit dem obligatorischen Totenkopf im Flammenmeer beginnt die Videoprojektion auf dem Backdrop, die Band erklimmt die Bühne, George hängt sich seine Halbakustische um und die "Rock Party" beginnt. Und von diesem Moment an gibt es eine deftige Portion aus dem Thorogood'schen Repertoire nach der anderen. Midtempo-Rocker wie "Who Do You Love?" oder "I Drink Alone" sind ebenso dabei wie der etwas schnellere Opener "Rock Party".
Man darf keine großartige Bühnenshow mit extremen Lichteffekten, auffälligen Kostümierungen oder anderen Einlagen erwarten. Das ist nicht der Stil des guten George. Man geht auf die Bühne und arbeitet. Ein paar Einspielungen über die Videoleinwand, ab und zu einige Scheinwerfer-Effekte, das war es dann aber auch. Er verlässt sich auf seine sechs Saiten, die Fingerfertigkeit und seine Stimme. Und das darf er auch uneingeschränkt. Ab und zu gibt es aber auch kleine Soloeinlagen seiner Begleiter, sei es am Saxophon oder beim Kollegen Jim Suhler auf der zweiten Gitarre.
Natürlich ist in weiten Teilen auch die Band für das Gelingen des Sets mit verantwortlich. Nur selten, wie beim laaaangen Intro zu "One Bourbon, One Scotch, One Beer", haut der Meister allein in die Saiten. Hierzu hat er dann auch seine ansonsten offensichtlich festgewachsene Bandana abgelegt. Das Publikum applaudiert stürmisch, erscheint aber während einiger Songs eher teilnahmslos dazustehen, was nicht heißen soll, es sei desinteressiert - der vornehme Schweizer rockt halt eher innerlich ab…
Thorogood aber gibt sich keine Blöße, rifft, pickt und slidet sich durch das Set, lässt keinen Zweifel daran, dass er mit seinen Mannen gekommen ist, den Alpensee zu rocken. "Cocaine Blues", "Get A Haircut" (mit toller Slide-Einlage) oder der alte Kracher "Bad To The Bone" (ebenso tolles Sax von Buddy Leach) sind nur ein paar exemplarische Beispiele für die Klasse der Songauswahl. Montreux erwartet etwas vom Blues Rock-Meister und er gibt es der Gemeinde (»I give you the future of Rock'n'Roll«), nicht weniger, aber auch nicht mehr. Zwischen den Songs gibt es noch ein paar kurze Ansagen oder das Aufpeitschen der Menge zu "Bad To The Bone", ansonsten wird Musik gemacht - basta!
Mit einem letzten aufregenden "Madison Blues" werden wir aus der Live-Dokumentation des Auftritts geworfen. Ob es sich in Montreux tatsächlich um das letzte Stück des Abends handelte, vermag man nicht zu sagen, ein grandioses Finale ist es allemal.
Die Tonqualiät des Scheibchens ist prima, die Bilder an manchen Stellen undifferenziert, aber bei bestimmten Farben der Scheinwerfer kann man meist nicht mehr rausholen - und es ist halt live. Das Bonusmaterial in Form eines Interviews ist okay, bringt aber keine bahnbrechenden Neuigkeiten.
Wem im vergangenen Sommer nicht das Glück eines Live-Auftritts der Destroyers zuteil wurde, der sollte hier zuschlagen - und die anderen auch. Ich wage mal zu behaupten, dass "Live At Montreux 2013" nicht nur den beinharten Thorogood-Fan begeistern kann. Wer auf rockigen Blues'n'Boogie steht, der ist hier einhundertprozentig richtig, aber das ist ja kein Geheimnis. Und wer das Konzert 'nur' hören möchte, legt sich die CD zu. Die Tracklist ist fast identisch, es fehlt lediglich "Night Time".
In diesem Sinne »Get a haircut and get a real job!«
Line-up:
George Thorogood (guiter, vocals)
Jim Suhler (guitar)
Billy Blough (bass)
Buddy Leach (saxophone, piano)
Jeff Simon (drums)
Tracklist |
01:Rock Party
02:Who Do You Love?
03:Help Me
04:Night Time
05:I Drink Alone
06:One Bourbon, One Scotch, One Beer
07:Cocaine Blues
08:Get A Haircut
09:Bad To The Bone
10:Move It On Over
11:Tail Dragger
12:Madison Blues
Bonus:
Interview
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Externe Links:
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