Reaktion einer guten Bekannten, als sie hörte, dass ich das neue Werk von George Thorogood zur Besprechung im Player habe: "Gut und gleich wie immer...Ich find ihn klasse."
Nun - ich würde noch hinzufügen wollen: "Da wo Thorogood drauf steht, ist auch Thorogood drin."
Seine Scheiben kann man kaufen, ohne vorher reingehört zu haben, man wird bestimmt nicht enttäuscht. Das schaffen in der Tat nur wenige Bands bzw. Musiker.
Und es schaffen auch genau so wenige, live bei mir einen so nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen, wie es der gute George vollbracht hat. Ich denke immer wieder gern an seinen Auftritt 2001 auf dem Tollwood Festival in München zurück, mal abgesehen von der völlig bescheuerten Security, die aufgepasst hat, wie ein Schießhund, damit ja niemand es wagt, heimlich Fotos zu schießen - aber ätsch - mir ist es doch gelungen!.
Der Mann hat gerockt, bis die Bühnenbretter bebten und qualmten. On stage ist er ist ein Tier - oder besser gesagt - ein Dompteur, der sein Publikum sofort in seinen Bann zieht. Dieser Gig gehört für mich immer noch zu einem der besten, die ich gesehen habe.
Der Meister lässt sich einfach nicht verbiegen, frönt unverdrossen dem Blues, Bluesrock, Boogie oder Rockabilly und packt ab und zu auch schon mal die akustische Klampfe oder auch die Slide aus. Wert legt er nicht unbedingt auf filigranes, technisch meisterhaftes Spiel, sondern bringt seine Parts roh und ungeschliffen, immer schön geradeaus rockend ohne überflüssige Verzierungen und Schnörkeleien. Dazu legt er eine dermaßen ungezügelte Power an den Tag, dass man sich verwundert fragen muss, wie der Kerl sich nur in den über 30 Jahren seiner musikalischen Karriere diese Energie immer noch bewahrt hat. Die Bühne scheint unbestritten sein Zuhause zu sein.
Ob nun live oder auf Platte, die Spielfreude merkt man dem Gitarren-Helden einfach an. Es geht zwar schon mal, wenn auch eher selten, sanft und zurückhaltend zu, das hält aber nicht lange an. Thorogood bevorzugt die raue und dreckige Spielweise.
Die Kompositionen sind immer gespickt mit einem leichten Augenzwinkern oder einem kleinen Schuss Ironie. Der Mann scheint sich auch gern mal selbst auf die Schippe zu nehmen.
Mit Eigenkompositionen wie dem stampfenden Titeltrack, bei dem Thorogood die Slide-Fans in wahre Verzückung geraten lässt, dann das mich ein wenig an "You Talk Too Much" oder auch "If You Don't Start Drinkin'" (aus "The Baddest Of George Thorogood And The Destoyers") erinnernde "I Didn't Know" sowie beim feinen Boogie "Any Town USA" stellt er, gemeinsam mit Gitarrist Jim Suhler, seine songwriterischen Qualitäten unter Beweis.
Und natürlich gibt es auch die obligatorischen Covernummern, die aber den typisch Thorogood'schen Stempel aufgedrückt bekommen: Das nach einem 'Frühjahrsputz' runderneuerte "Hello Josephine" von Fats Domino, "Drifter's Escape" von Bob Dylan (u.a. auch schon mehr oder weniger gelungen gecovert von Joan Baez und Jimi Hendrix) mit garantiertem Gänsehauteffekt, denn diese Fassung ist meiner Meinung nach die intensivste (die neue Scheibe ist übrigens zwischenzeitlich schon ganz dünn an dieser Stelle) sowie eine Wahnsinnsversion von John Lee Hookers "Huckle Up Baby".
Wie sagte ich am Anfang? Da wo Thorogood drauf steht, ist auch Thorogood drin, was ich hiermit noch mal unterstreichen möchte. Dicke Kaufempfehlung für alle Thorogood-Fans!
Für mich ist das schon jetzt eine der Platten des Jahres.
Anmerkung: Buddy Leach ersetzt auf "The Hard Stuff" die 'Kanne' von Hank Carter. Ansonsten sind die Destroyers vollständig vertreten:
Jeff Simon - Drums, Bill Blough - Bass und Jim Suhler - Gitarre.
Spielzeit: 56:43, Medium: CD, Eagle Records, 2006
1:Hard Stuff 2:Hello Josephine 3:Moving 4:I Got My Eyes On You 5:I Didn't Know 6:Any Town USA 7:Little Rain 8:Cool It! 9:Love Doctor 10:Dynaflow Blues 11:Rock Party 12:Drifter's Escape 13:Give My Back My Wig 14:Takin' Care Of Business 15:Huckle Up Baby
Ilka Czernohorsky, 21.05.2006
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