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Gisle Torvik / Tranquil Fjord
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Allein das Cover ist schon beeindruckend und suggeriert eine besondere Stimmung. Und dann noch Musik aus Norwegen, das lenkt mich in Richtung ECM Records, und wenn dann ein Gitarrist ins Spiel kommt, denke ich unweigerlich an Terje Rypdal . Doch erstens ist nicht nur ECM Garant für eine spezielle Form nordischer Musik und zweitens gibt es auch noch andere Gitarristen im hohen Norden, wie zum Beispiel den 1975 geborenen Gisle Torvik aus Hardanger, also einer, der der jungen Generation angehört. "Tranquil Fjord" ist sein drittes Album.
Nun, es geht los, ich werde jetzt in die norwegische Fjordlandschaft abtauchen, mich berieseln lassen und anschließend über meine Erlebnisse berichten. Nach etwas über vierzig Minuten habe ich einiges an imposanten Eindrücken gewinnen können. Zunächst - an der Musik von ECM bin ich nicht vorbeigekommen, bin ich doch auf Ähnlichkeiten mit Musikern wie zum Beispiel John Abercrombie gestoßen. Dessen oft verhallter Sound mit träumerischer Ausprägung trifft bei Torvik auf perlende Gitarrenläufe in Gestalt solch gestaltender Finger von Herb Ellis oder Barney Kessel. Das bedeutet für mich, dass sich der Norweger aus dem Schatzkästlein des Gitarrenjazz bedient hat.
Die Reise durch die skandinavische Landschaft startet mit einer sehr schönen Melodienfolge auf der Gitarre beschaulich. Überhaupt strotzt die ganze Musik vor Melodienreichtum. So scheint der Musiker die Schönheiten der Landschaft eingefangen, umgesetzt und musikalisch vorgestellt zu haben. Dem ruhigen Fjord folgt "Kryssande", bei dem der Bassist und der Schlagzeuger eine wichtige Rolle in der Gestaltung spielen. So bilden die Drei ein traumwandlerisch eingespieltes Team, aus dem heraus Torvik seine Soloideen zaubert.
Insgesamt überwiegt ein stiller Charakter in der Ausführung, die Musik strahlt eine innere Gelassenheit aus. Ja, von nach außen gekehrter Zufriedenheit und Stille kann man schreiben. Erstmalig beim fünften Titel wird auch die akustische Gitarre zusätzlich eingesetzt und hier wird wieder deutlich, dass die Band auch bei ECM bestens aufgehoben wäre. Vielleicht hat Manfred Eicher ja bereits ein Auge auf sie geworfen? Dieses soll keine Aufforderung zur Abwerbung sein, sondern der Beschreibung dessen dienen, was mich begeistern kann. Der "Stille Song" ist nun genau das, was er im Titel bezeichnet, still, ganz allein mit der Akustischen auf weiter Flur - so solo, wie es zunächst bei "Arv" elektrisch weitergeht, aber nur in der Einleitung. Doch es gesellt sich schließlich nur noch der Bassist hinzu, der zwischendurch immer wieder leicht zum Swing anhebt, auch ein wunderschönes Stück Musik! "Blå Skugge", hier streichelt der Besen die Felle ganz sanft und die drei Musiker sind zu dieser warmherzigen und herzerweichenden Ballade wieder zusammen, bevor sich etwas mehr Lebendigkeit bei "Lang Veg Heim" einstellt und ein Stück mit ungewöhnlichem Rhythmus vorgestellt wird. Doch das letzte Wort hat Torvik dann mit einer Soloversion des Eröffnungstitels.
Dies ist Musik für romantisch veranlagte Menschen, die sich vor Jazz nicht scheuen, die vielleicht Norwegen kennen und so die Schönheit der Landschaft musikalisch noch einmal Revue passieren lassen können. Für eine reine Jazzplatte halte ich es nicht, sehr viele europäische Anteile konzertanter Musik sind auch enthalten und beides zusammen ergibt dann diese unwiderstehliche Mischung. "Tranquil Fjord" - ein ungefährlicher Tranquilizer…
Line-up:
Gisle Torvik (guitars) Audun Ellingsen (bass) Hermund Nygård (drums)
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