Joe Lynn Turner / The Usual Suspects
The Usual Suspects
Nun denn, heute habe ich mein großes Coming Out: ja - ich gestehe - ich bin ein großer Fan des Ausnahmeshouters Joe Lynn Turner und ja - ich habe in meiner Plattensammlung so ziemlich alle Alben, auf denen seine stimmlichen Qualitäten dokumentiert sind. Da er nicht nur ein sehr fleißiger, sondern ganz offensichtlich auch ein gefragter Stimmakrobat ist, ist meine diesbezügliche Plattensammlung entsprechend umfangreich.
Seien es nun seine Solo-Platten (u.a. auch "Undercover" und "Undercover 2") oder die Scheiben, welche seine Fusionen mit Yngwie Malmsteen, Ritchie Blackmores Rainbow oder auch Glenn Hughes (HTP) belegen.
Natürlich zählt Deep Purples "Slaves And Masters" dazu und - ja ich gestehe wiederum, dass dieses Album zu einer meiner Lieblingsscheiben gehört.
Weiterhin hat Joe Lynn in unzähligen Projekten mitgewirkt. So sang er zum Beispiel den Part des Hauptdarstellers in Nikolo Kotzevs Metal Oper "Nostradamus". Bei Brazen Abbot, ebenfalls ein Projekt von Nikolo Kotzev, liefert er sich auf dessen Veröffentlichungen regelmäßig gesangliche Duelle mit anderen hervorragenden Shoutern wie Jorn Lande oder Goran Edman und dessen noch nicht genug schwingt er das Mikro auch bei Mothers Army. Stationen - die sich sehen lassen können.
Warum dieser kleine biografische Ausflug in einem Review? Nun, Kurzbiografien können dabei helfen, den musikalischen Horizont des Lesers zu erweitern.
Und dieser war notwendig um zu zeigen, dass die gesanglichen Fähigkeiten des Joe Lynn Turner in der Musik-Szene offenbar sehr gefragt sind.
Mit "The Usual Suspects" liegt nun die neue Solo-Scheibe des Stimmbandmeisters vor und ja - was soll man sagen? Da wo Joe Lynn Turner drauf steht, ist auch Joe Lynn Turner drin: Feiner Melodic Rock mit teilweise leichtem Bluestouch. Wobei ich rückblickend auf seine Vorgänger-Soloalben feststellen muss, dass das brandheiße Teil wesentlich knackiger daher kommt - es rockt und das nicht zu knapp! Natürlich erinnert das ein oder andere Riff an Rainbow oder Deep Purple, aber ein Manko ist dies bestimmt nicht.
Die Mitwirkenden sind natürlich handverlesen: da ist Al Pitrelli (Megadeth, Savatage, Trans Siberian Orchestra) an der Gitarre, Karl Cochran (Ace Frehley), ebenfalls Gitarre, David Z am Bass, John O'Reilly (Rainbow) an den Drums sowie Paul Morris (Rainbow) und Andy Burton an den Keyboards.
Anspieltipps:
Bereits der Opener "Power Of Love" beginnt im wahrsten Sinne des Wortes mit einer Wahnsinns-Power, Al Pitrelli und Karl Cochran lassen ihre Gitarren, die natürlich tiefer gestimmt sind, bretthart, ja fast metallisch sägen und Joe untermauert alles mit aggressivem Gesang.
"Devil's Door" - knallt ebenfalls richtig voll auf die '13' und hätte auch ganz gut auf eine Scheibe von Mothers Army gepasst. Die Bässe grooven schön wuchtig aus den Boxen, die Gitarren liefern sich ein regelrechtes Duell, wunderschöne Soli werden um die Ohren gefeuert und ein zarter Soundteppich aus Keyboardklängen rundet alles ab, aber sie dominieren nicht.
"Blood Money" haut in die gleiche Kerbe, wie der Opener. Auch hier wieder diese tollen tiefer gestimmten Gitarren, David Z lässt den Bass rumpeln und John O'Reilly drischt auf die Felle wie ein Berserker, und natürlich darf man dabei eines nicht vergessen - Joess Instrument: seine tolle Stimme.
Orientalische Klänge untermalen diesen Song und geben ihm so ein eigenes Flair. "Blood Money" ist der absoluter Überhammer auf der Scheibe und gehört schon jetzt zu meinen Faves des noch jungen Jahres!
Aber auch bei Balladen, wie zum Beispiel dem wunderschönen "Really Loved", "Rest Of My Life" oder "Live And Love Again" kann man sicher sein, keine eingeschlafenen Füße zu bekommen, sondern sorgen für Gänsehautfeeling pur.
Alles in allem, ein empfehlenswertes Album für Freunde des Meldodic-Rock und für Joe Lynn Turner-Fans sowieso ein absolutes Muss.
Ich denke, 9 Punkte hat das Silbertörtchen verdient.
Spielzeit: 48:40, Medium: CD, Frontiers Records, 2005
1:Power Of Love 2:Devilīs Door 3:Jack Knife 4:Really Loved 5:Rest Of My Life 6:Into The Fire 7:Blood Money 8:All Alone 9:Ball And Chain 10:Live And Love Again 11 Unifinished Bizness
Ilka Czernohorsky, 18.02.2005