So viel kann man schon mal vorab verraten: Jonah Tolchin hebt sich überaus positiv aus dem Americana-Einerlei hervor. Der Liedermacher verströmt mit seinem zweiten Album, dem ersten für Yep Roc, jede Menge guter Laune mit packenden Songs, was in diesem Genre fast schon Seltenheitswert besitzt. Leider ist der Promo-Scheibe kein Booklet beigefügt, sodass sich nicht verifizieren lässt, ob alle Titel aus seiner Feder stammen. Falls ja, hat der junge Mann aus New Jersey mit "Clover Lane" etwas wirklich Bemerkenswertes geschaffen. Er bedient sich tief in der Trickkiste der Old-timey Music und reichert diese mit Folk-, Country- und Blues-Elementen zu einer abwechslungsreichen Melange an. Kaum ein Hänger ist hier zu verzeichnen.
Den nationalen Durchbruch schaffte Jonah Tolchin 2012 beim legendären New Folk Festival auf Rhode Island, bei dem er die Songs seines Debütalbums, "Criminal Man", vorstellen durfte. Nach drei EPs - zuletzt "5 Dollars" im vergangenen Jahr - will man nun, mit dem Yep Roc Records-Deal in der Tasche, den nächsten Schritt machen und mit "Clover Lane" die europäischen Fleischtöpfe, die lukrativen Euro-Americana-Charts in Angriff nehmen. Mit "21st Century Girl" - der ersten ausgekoppelten Single, die den charmanten Pop-Charme der Siebziger ausstrahlt - sollte Tolchin einiges Airplay in den Qualitäts- und Kulturkanälen sicher sein...
Auch wenn mir kein Line-up vorliegt, verrät die Homepage der Plattenfirma, dass diese wie eine Dampflok schnaufende 'Hoochie' beim eröffnenden "Mockinbird" von keinem Geringeren als Mickey Raphael ( Willie Nelson) geblasen wird. Kommt, wie die kurz darauf einsetzende Fiddle, zu dieser hypnotisch-stampfenden Rhythmik verdammt gut. Aufgekratztes Old-timey-Feeling verströmt "Midnight Rain" - zeigt mir den Redneck, dessen Tanzbein nicht zu dieser fröhlich gefiedelten Melodie zuckt. Als traditioneller Blues entpuppt sich der folgende "Hey Baby Blues", bei dem (höchstwahrscheinlich!) Steve Berlin ( Los Lobos) ein rattenscharfes Tenorsax zu blasen versteht.
Bei "Diamond Minds" und "Low Life" könnte man fast meinen, dem zuckersüßen Folk-Pop von Simon & Garfunkel zu lauschen. Umrahmt wird dies von dem herrlich rumpeligen Rootsrocker "Hybrid Automobile", beim dem der junge John McCauley (Frontmann der Alternative-Rocker Deer Tick) und erneut Mickey Raphael mitwirken, sowie der melancholischen Americana-Perle "Mansion In Hollywood", die sich beide zu meinen Lieblingsstücken gemausert haben.
Das bereits angesprochene "21st Century Girl" erinnert ganz verflixt an den Pop des One-Hit-Wonders Daniel Boone aka Peter Charles Green ("Beautiful Sunday"). Mit "Motel #9" und "I'll Be Gone" wird's dann doch noch Americana-typisch depressiv, wobei mich beim erstgenannten Titel wenigstens eine zauberhafte Pedal Steel vor dem sanften Dahindösen rettet...
Trotzdem bleibt unterm Strich ein Album, das mich positiv überraschen konnte. Jonah Tolchin liefert (weitgehend) überzeugende Songs ab, hat eine tolle Stimme und ich könnte mir auch eine charismatische Bühnenpräsenz vorstellen.
Anspieltipps? Ganz klar: "Mockingbird", "Mansion In Hollywood und "Hybrid Automobile" - alle in offiziellen Audioformaten bei YouTube nachhörbar!
Line-up:
Keine Angaben!
Tracklist |
01:Mockingbird (2:59)
02:Midnight Rain (2:47)
03:Hey Baby Blues (3:57)
04:Diamond Mind (3:55)
05:Atlantic Winds (3:00)
06:Mansion In Hollywood (4:01)
07:Low Life (3:50)
08:Hybrid Automobile (4:17)
09:21st Century Girl (3:16)
10:Motel #9 (5:45)
11:I'll Be Gone (2:56)
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