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Marius Tilly Band / Blue Colors, Red Lights
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Die Sterne standen günstig, als ich mir letztens "Blue Colors, Red Lights" von der Marius Tilly Band aus der Redaktions-Lostrommel für Rezensionen zog. Marius Tilly Band? Ich muss zugeben, dass ich von dem jungen, deutschen Trio bisher genauso wenig gehört habe, als dass ich jemals eine Schneeflocke auf den Boden habe krachen hören. Doch ein Name sticht mir beim Checken des Booklets sofort ins Auge - Timo Gross.
Der als einer zu den Besten zählenden aktiven deutschen Blueser, Komponist, Sänger und Gitarrist, tritt diesmal besonders als Produzent der mir vorliegenden Platte in Erscheinung. Dass die Band die Gelegenheit beim Schopf packte und Gross sogleich als Rhythmus-Klampfer und Background-Sänger verpflichtete, war eine kluge Entscheidung. Somit ist aus dem Trio quasi ein Quartett entstanden, doch sicherlich nur, damit ihre Debütplatte keinen Schiffbruch erleidet, sich stets in ruhigem Fährwasser aufhält. Trotz des sicheren Rückhalts eines Timo Gross braucht sich die Band vor diesem kaum zu verstecken. Allein Marius' Stimmbänder sind außergewöhnlich gut ausgebildet. Leicht angeraut, etwas soulig und doch klar und kraftvoll haucht er seine Texte ins Mikro. Hier gibt es nichts, aber auch rein gar nichts auszusetzen - Klasse, Marius! Auch seine Gitarrenarbeit ist von guter Qualität, brilliert hier und da mit tollen Soloeinlagen, ohne auch nur ansatzweise bei einem der Songs die Gitarrenaxt herauszuholen. Nein, die Band hat ihr Notenfundament aus Blues, Soul, etwas Jazz und Pop aufgebaut, sodass sich ihr Songmaterial recht ansprechend, harmonisch und gut verdaulich widerspiegelt.
Die Taktvorgeber, Bassist Benjamin Oppermann und Schlagzeuger Maximilian Wastl, nicht zu verwechseln mit der Motorrad-fliegenden Comicfigur aus den Siebzigern, sorgen für einen hervorragenden Klangteppich, bei dem mich besonders Oppermanns flexibles Bassgezupfe beeindruckt. Insgesamt wirken die Instrumentalisten sehr gut eingespielt, beweisen eindrucksvoll, dass sich hier gute Einzelmusiker zu einer spielstarken Combo vereint haben, die sich stark melodisch präsentiert, und in der sich Tilly, sowohl am Gesangsmikro, als auch an seiner Stromklampfe bestens in Szene setzen kann.
So ist es nicht verwunderlich, dass im Mittelpunkt der Tonkonserve ganz klar Marius Tilly steht, der sich mit seinen englischsprachigen Lyrics jeglicher Form von Alltagsproblemen annimmt, diese mit gehaltvollem Textinhalt präsentiert und in seiner unnachahmlicher Art vorträgt. Die bisher aufgezählten positiven Eindrücke sind die Ursache, dass die Tracks nicht nur angenehm im Ohr haften bleiben, sondern die nötige Substanz besitzen, um tiefer in ihre Songarchitekturen einzutauchen, denn diese sind von exzellenter Qualität. Einen Vergleich mit anderen Bands halte ich für überflüssig, hier hört man die Marius Tilly Band - Punkt, basta!
Als Anspieltipps empfehle ich "Mr.Mule", "Fool For You", das mit tollen Tastenelementen unterlegte "Save My Soul", "I Want You" und das nach einem alten Vinyl klingende Country-Teil "Coldhearted King". Eine komplette Niete kann ich nicht ausfindig machen, dazu sind ihre musikalischen Fähigkeiten einfach zu gut. Doch eines ist ebenfalls klar, Punks, Schwermetaller, Gothic-Freunde oder Liebhaber des rasanten Kopfschüttelns dürfen an dieser Platte getrost vorbeigreifen. Wer sich aber gern mit qualitativ hochwertiger Musik in der Art der bereits oben erwähnten Stilarten von Blues, Pop, Jazz, Funk und Soul auseinandersetzt, der ist mit "Blue Colors, Red Lights" bestens bedient. Ich spreche nicht nur eine Kaufempfehlung aus, sondern rate an, sich den Tonträger mehrmals hintereinander genüsslich reinzuziehen, denn es gibt viele kleine Finessen zu entdecken, die man bei einem einmaligen Durchlauf nicht unbedingt gleich wahrnimmt.
Line-up:
Marius Tilly (vocals, guitar) Benjamin Oppermann (bass) Maximilian Wastl (drums) Timo Gross (rhythm guitar, e-bow, backing vocals) Jan Becker (Hammond) Alex Logel (Hammond)
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