Owen Temple / Stories They Tell + Live At
The Saxon Pub
Stories They Tell + Live At The Saxon Pub Spielzeit: 37:37 (CD 1), 39:02 (CD 2)
Medium: Doppel-CD
Label: Blue Rose Records, 2014
Stil: Americana

Review vom 04.02.2014


Wolfgang Giese
Owen Temple führt auf seiner Website aus: »The eleven new songs add up to a retrospective, big picture look at what humans have been doing over the last 10,000 years. Making tools and stuff, forming relationships based on power, money, sex, and/or love, and, most importantly, telling stories of how it all went down.«
Ja, er erzählt Geschichten und verpackt diese in jene typische musikalische Erzählweise, wie man es von sogenannten Texas Troubadours kennt. In diesem Zusammenhang fällt einem natürlich spontan Townes Van Zandt ein. Einzuordnen wäre die Musik unter 'Americana', dieser große Topf, der heutzutage so manches aufnimmt. Die Songs werden zumeist von der Akustikgitarre getragen, gleich beim Opener. Die akustische Slidegitarre ist es dann, die beim zweiten Song regiert, wobei das Schlagzeug ein reiner Rhythmusgeber mit recht simpler Begleitung ist.
Bei "Big Man" weht die texanische Prärie atmosphärisch durch die Musik, unterstützt durch die Pedal Steel. Dann folgt ein ganz ruhig dahinschleppender Song, der von Städten aus Gold erzählt - es ist eine sehr harmonische Stimmung entstanden, ausgeschmückt mit einem im Hintergrund agierenden Akkordeon und einem sehr einfühlsamen Gitarrensolo auf der Baritongitarre. Bei "Man For All Seasons" führt erneut die Pedal Steel durch den leicht melancholischen Song - typisch Texas Troubadour, einer der mich stark berührenden Lieder dieser Platte. Beschwingt und etwas schneller geht es ab in Richtung Robert Earl Keen: "Be There Soon" ist noch so einer meiner Favoriten, die Melodieführung durch die Akustische, ausgeschmückt durch die Dobro und ein sehr gefühlvoller Gesang.
"Homegrown" kommt dann ganz knochentrocken, auch mit ganz viel Gefühl und hervorragendem Ausdruck - ein feiner texanischer Countrysong erster Güte, bis es dann mit "Johnson Grass" zu einem ganz spartanischen Arrangement kommt. Das ist schon ein richtiger Folksong mit akustischer Gitarre geworden, wobei der Bass sanft gestrichen wird. Ganz herrlich entspannt, erneut schön und voller Harmonie, so erreicht mich der Titelsong "Stories They Tell", auch wieder mit Akkordeonbegleitung versehen, bis es dann mit dem letzten Song noch einmal Entspannung und eine gewisse Atmosphäre von Nachdenklichkeit gibt - vielleicht an Vorfahren aus Caledonia (Schottland)? Insgesamt verbreitet dieses Album ein ganz herrliches Texas-Feeling, meist recht sparsam, aber effektiv instrumentiert. Ab und zu in Richtung eines meiner Favoriten dieses Genres gehend: Ich meine Gary P. Nunn, wie er ganz zu Beginn seiner Platteneinspielungen auftrat.
Ich habe eine Ausgabe mit einer Live-CD als Bonus vorliegen, eine Aufnahme aus dem Saxon Pub in Austin/Texas vom 17. März 2012. Im Gegensatz zu den Studioaufnahmen, die mich emotional sehr berührt haben, trifft dies auf die Liveaufnahmen nicht in dem Maße zu. Zu Beginn des (anhand des mageren Applauses zu vermutenden) nicht mit zahlreichen Zuhörern gefüllten Pubs geht es musikalisch ein wenig lustlos zu. Es fehlen mir Feuer, Leidenschaft und Emotion - dies baut sich erst langsam auf. Bei "Desdemona" verspüre ich erste Anzeichen, bei "Memphis" gewinnt das akustische Set langsam an Fahrt, offensichtlich brauchte es eine kleine Anlaufphase.
Nun, die Intensität des Studioalbums sehe ich letztlich nicht vollends erreicht, doch melancholische und schöne Songs wie "One Day Closer To Rain" versüßen mir den Höreindruck mit ihrem zurückhaltenden Charme. Das shuffelnde "The Dirty South" und der für mich persönliche Höhepunkt mit dem letzten Song, "Mountain Home", lassen mich nun wünschen, das Konzert hätte mit den beiden letzten Songs begonnen und wäre so weitergegangen.
Nun denn, ein neues Gesicht in der Szene wird sich hoffentlich etablieren und fortan für hervorragende Platten sorgen. Owen Temple hat mit seinen selbstgeschriebenen Songs das Zeug dazu.
Line-up:
Stories They Tell:
Owen Temple (vocals, acoustic guitar)
Josh Flowers (bass)
Gabriel Rhodes (acoustic and baritone guitar, mandolin, organ, accordion)
Rick Richards (drums, percussion)
Tommy Spurlock (pedal steel guitar)
Colin Brooks (harmony vocals)
Jamie Wilson (harmony vocals)

Live At The Saxon Pub:
Owen Temple (vocals, acoustic guitar)
Gabriel Rhodes (acoustic guitar)
Josh Flowers (bass)
Rick Richards (drums)
Tracklist
CD1 - Stories They Tell:
01:Looking For Signs (3:15)
02:Make Something (4:03)
03:Big Man (3:10)
04:Cities Made Of Gold [Temple, Clay McClinton] (3:39)
05:Cracking The Code [Temple, Gordy Quist] (3:35)
06:Man For All Seasons (3:38)
07:Be There Soon [Temple, Paul Cauthen, David Beck] (2:47)
08:Homegrown [Temple, McClinton] (3:21)
09:Johnson Grass [Temple, Adam Carroll, A.J. Roach] (4:13)
10:Stories They Tell (2:48)
11:Six Nations Caledonia [Temple, Quist] (3:06)
(All songs written by Owen Temple except as indicated)
CD 2 - Live At The Saxon Pub:
01:Cornbread And Beans [Owen Temple, Adam Carroll & Jordan Minor]
02:Medicine Man [Owen Temple, Adam Carroll & Gordy Quist]
03:Desdemona
04:Old Sam [Owen Temple & Adam Carroll]
05:Memphis
06:Fall In Love Every Night
07:One Day Closer To Rain
08:The Dirty South [Owen Temple, Adam Carroll & Jason Eady]
09:Mountain Home
(All songs written by Owen Temple except as indicated)
Externe Links: