Spielzeit: ca.72 Min. (DVD), 69:16 (CD) Medium: CD und DVD Technische Daten: FSK: Ab 0 Ländercode: 0 Sprache: Englisch Format: DVD-5, PAL Sound: Stereo LPCM, Dolby Digital 2.0 Bild: 4:3 Label: Ear Music, 2011 Stil: Heavy Blues / Hard Rock Review vom 19.04.2011 Jürgen B. Volkmar

Pat Travers gilt bis heute als der typische Vertreter des Heavy Blues, eine Spielart des herkömmlichen Blues, der sich mehr am Hard Rock orientiert und dessen Merkmale typische Rock-Riffs sind. Hinzu kommen noch tonnenschwere Klangteppiche, die in einem Blues-orientierten Umfeld mit der entsprechenden Härte in einen musikalischen Rahmen gehauen werden. Hinzu kommt noch, dass Pat Travers über beachtliche Fähigkeiten am Sechssaiter verfügt. Damit gehört er ohne Übertreibung zu den Virtuosen seiner Musikgattung. Beeinflusst von einem Auftritt von
Jimi Hendrix, den er im jugendlichen Alter von dreizehn sehen konnte, entschied er sich schon früh für einen musikalischen Werdegang.

Hierzulande unverständlicherweise relativ unbekannt, genießt der Kanadier dafür in Großbritannien und den USA mittlerweile Kultstatus. Hier begann auch seine Karriere, die ab Mitte der 70er Jahre mit dem Album "Makes No Difference" richtig losging. Der Schlüssel zu diesem Erfolg war schwerer, blueslastiger Hard Rock amerikanischer Machart. Bis 1984 wurden regelmäßig Alben veröffentlicht, bis er fast sechs Jahre lang eine Schaffenspause einlegte, um 1990 wieder mit "School Of Hard Knocks" seine Veröffentlichungen fortzusetzen.

Im Anschluss daran wurde das Konzert 1990 vor einigen hundert Zuhörern bei einem Live-Auftritt in Travers' Heimatstadt Toronto aufgezeichnet. Mehr als zwanzig Jahre später erscheint nun dieses Konzert unter dem Titel "Boom Boom - Live At The Diamond, Toronto 1990" sowohl als DVD wie auch CD nochmals mit neuem Cover. Zu sehen ist der komplette Mitschnitt eines erdigen und charismatischen Konzerts im Diamond Club in Toronto, bei dem Pat Travers mit seinen Mitspielern in Bestform agiert. Ein einzigartiger Querschnitt durch alle Schaffensperioden eines der besten Hard- und Blues Rock-Gitarristen.

Wer bei Pat Travers auf optische Gags und große Show wartet, ist allerdings fehl am Platz. Man kann beinahe sagen, der Maestro ruht in sich selbst. Die audiovisuelle Umsetzung entspricht der Entstehung dieses Ton- und Bilddokuments. Die Pat Travers Band zeigt sich zu keinem Augenblick selbstverliebt oder ergeht sich in belanglosen Frickeleien, sondern produziert im Gegenteil hochklassige Gitarrenarbeit, gepaart mit erstklassigen Leistungen der Mitmusiker. Alles läuft in einem bodenständigen und soliden Rahmen ab, bei dem Travers sinnbildlich mit Dreck und Staub zwischen den Zähnen seinen schroffen und harten Gesangsstil eindringlich und homogen einsetzt.

Das Zusammenspiel funktioniert perfekt. Travers spielt sowohl Lead- wie auch Rhythmusgitarre und präsentiert die 14 Songs mit der ihm eigenen Kompromisslosigkeit. Mit Co-Gitarrist Jerry Riggs, der ebenfalls bei einigen Soloausflügen seine Künste auf dem Langeisen zeigen darf, werden Double-Leads abgebrannt, dass es eine wahre Freude für den Zuschauer ist, solche Momente wahrer Spielfreude zu erleben. Kurze Ansagen und elektrisierender Sound dominieren dieses Re-Release, bei dem das Soloschaffen eines außergewöhnlichen Gitarristen eindrucksvoll festgehalten wird.

Etwas im Hintergrund, aber nichtsdestotrotz antreibend, arbeitet die Rhythmusfraktion und hält das Feuer am brennen. Klassiker wie "Born Under A Bad Sign" und der Titelsong "Boom Boom (Out Go The Lights)", die das Publikum zum Mitsingen bringen, wie auch das Instrumental "Guitars From Hell" sind ein guter Ausschnitt aus der eigenen Vergangenheit. Blues Rock trifft Hard Rock, bei "Heat In The Street" und "Ready Or Not" werden wahre XL-Riffs aus den Saiten gedroschen. Anspieltipps gibt es am Fließband. Und auch für die reinen Audiophilen ist es eine gute Nachricht, dass auf der CD aufgrund identischer Tracklist mit dem selben Hörspaß gerechnet werden kann.

Die Bildregie hat mit den Bildern sicherlich keinen Innovationspreis erhalten, denn der Inhalt zeigt schlicht und einfach nur einen brillant aufspielenden Gitarristen mit seiner Crew und nichts anderes. Dafür jede Menge Live-Atmosphäre. Und das ist es doch eigentlich, was der geneigte Konsument sehen will, oder etwa nicht? 8 von 10 RockTimes-Uhren

Line-up:
Pat Travers (guitar, vocals)
Mars Cowling (bass)
Jerry Riggs (2nd Guitar)
Roy Dyke (drums)