Pat Travers Cafe Bar 4208, Winterbach 03. Oktober 2008 Konzertbericht Stil: Blues Rock Fotos: Mollo Danneker Artikel vom 08.10.2008 Jürgen B. Volkmar

Kanadischer Heavy-Blueser der Sonderklasse
Die Pat Travers Band begeisterte restlos in der ausverkauften Cafe Bar 4208 in Winterbach.

Wenn ein Ausnahmegitarrist wie Pat Travers mit Backing-Group nach Winterbach kommt, kann man überzeugt sein, dass einem brandheiße musikalische Kost serviert wird und so bot der Kanadier auch ein Konzert erster Güte mit Schwerpunkt im Hard- und Heavy Rock-Bereich.

Pat Travers hat, man mag es kaum glauben, bis zum heutigen Tag 49 Alben auf den Markt geworfen, eine Zahl, die selbst an Superlative gewöhnte Musikfans erstaunen lässt.
Nachdem er bereits mit 12 Jahren die ersten Töne auf der Sechssaitigen spielte, fiel die Entscheidung zuerst zugunsten des Hard Rocks aus und erst etwas später kam dann der Wechsel zu einer neuen Variante des Blues, nämlich dem Heavy Blues und Travers ist seitdem die Galionsfigur dieser besonderen Spielart.

Angereist in einer Vier-Mann-Formation, bestehend aus Drummer, Rhythmusgitarrist, Bassist und dem Meister selbst an der E-Gitarre, wurde gleich zu Anfang auf Power Rock der Marke 'Dampfhammer' gesetzt.

Bereits "Crash And Burn" vom gleichnamigen Album zeigt einen Gitarristen in Bestform. Mit Druck werden die Saiten malträtiert, die Soli werden pfeilschnell abgeschossen und die Riffs kommen, wie aufs Stichwort. Im Laufe seiner Karriere war der Protagonist nie ein Freund von lauwarmen und seelenlosen Musikhülsen, sondern immer Verfechter inspirierter, handgemachter Musik. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, "I Don't Care" intoniert mit emotionaler, rauer Stimme und dem typischen Travers-Vibrato, sorgt für begeisterten Applaus in der rappelvollen Austragungsstätte.

Natürlich darf "Heat In The Street" aus der Miami-Ära nicht fehlen. Mit launigen Worten über die Entstehung dieses Songs, zieht der Gitarrenzauberer nochmals den Powerregler nach oben. Hier kommen die Freunde der härteren Gangart voll auf ihre Kosten. Der Sound kommt klar und frisch aus den Boxen und das aktuelle Line-up arbeitet wie eine gut geölte Maschine. Rhythmus-Gitarrist Kirk McKimm teilt sich die Saitenarbeit furios mit seinem Meister, der mit nass geschwitztem T-Shirt endlose Soli aus der Les Paul drischt. Dazu bearbeitete - fast mühelos, so schien es zumindest - Drummer Randy Lane seine Felle und sorgte durch seine exakte Terminierung für den richtigen Groove.

Ohne Pause werden Sahnestücke wie "Gettin' Betta" aus dem Ärmel geschüttelt. Der beinahe pausenlos tourende Kanadier kündigte mit "Ask Me Baby" einen Song aus dem neuen Album an, das nächstes Jahr erscheinen wird und traf damit voll den Geschmack des anwesenden Publikums. Hart, rockig und kompromisslos scheint die zukünftige Entwicklung zu sein, also nicht unbedingt das Material aus der Musikbox, dafür ganz im Geschmack seiner Fans.

Reine Blues-Tracks waren diesmal in der Minderheit, dafür kam als kleines Entgegenkommen die Hommage an Robert Johnson mit "If I Had Possession Over The Judgement Day", das allerdings im Boogiestil mit stampfender Gitarre präsentiert wurde.

Die Tendenz lag heute zumindest eindeutig auf der härteren Schiene und wie zur Bestätigung, folgte "Wild And Evil", bei dem die Gitarrensaiten bis zum Bersten strapaziert wurden. Eines war unübersehbar, die Band hatte Lust, Gas zu geben und dieser Eindruck wurde von den Fans mit ständigen Ovationen freudig quittiert.

Energie im Überfluss, den Gitarrenhals stets in Bearbeitung, wurden Rocksongs, teils mit Melancholie, aber auch mit filigraner Finesse geboten. Bassist McDaniel veredelte die Tonfolgen mit einem dichten Rhythmusteppich und pumpte die tiefen Töne direkt in die Magengruben der hungrigen Rockfans.

Fast jeder Track erfolgte mit Ansage und Travers witzelte mit den ersten Reihen, als ob er schon jahrelang zum Inventar gehört. Zum Schluss griff die Band nochmals in den Blues-Topf, nachdem sie mit "I Got Wild" noch eine beeindruckende Rockgranate abgefeuert hatte. Ein brillant gespieltes "Born Under A Bad Sign" klang nach purer Leidenschaft. Twin-Leads katapultierten diesen Dauerbrenner zu einer Heavy Blues Rock-Hymne, bei der die Musiker nochmals das Letzte aus sich herausholten.

Nach diesen Zugaben, dauerte es lange, bis der frenetische Jubel der begeisterten Menge verebbte und ein akustisches Erlebnis perfekt abrundete. Pat Travers zeigte, wie lebendig Hard Rock mit Blueselementen sein kann, wenn er von einem Meister seines Faches virtuos zelebriert wird.

Line-up:
Pat Travers (vocals, guitar)
Kirk McKimm (2nd guitar)
Frank Rizzo McDaniel (bass)
Randy Lane (drums)