Festhalten Freunde! Pete Townshend, Stimme einer ganzen Generation, genialer Songschreiber und Kopf, sowie Anführer der legendären Band The Who, öffnet seine Archive.
Mindestens 95 % aller Who-Songs stammen von dem exzentrischen Londoner und heute wissen wir, dass er all diese Songs, inklusive des Gesangs, erstmal alleine komplett auf Demos aufgenommen hat, um sie dann seinen Bandkollegen Daltrey/Entwistle/Moon und später Kenney Jones zukommen zu lassen, bevor man ins Studio ging, um ein neues Album aufzunehmen.
Und wie gesagt, der Meister öffnet sein Archiv. Es gibt komplette Songs, manchmal auch nur Fragmente zu belauschen, die es teilweise auf ein Who-Album schafften und zu Hits wurden, teilweise von anderen Interpreten aufgenommen wurden oder bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von "Scoop" (die Original-Doppel-LP kam erstmals 1983 auf den Markt) überhaupt nicht veröffentlicht wurden.
Townshend schrieb damals in den Liner Notes, dass die Musik einfach alles für ihn war. Sein einziges Hobby, sein Einkommen, sein größter Spaß und seine Art von Therapie, persönliche Probleme aller Art zu verarbeiten und zu bewältigen. Was wohl auch der Grund ist, warum er Unmengen an Songs in seiner, bzw. seinen 493 Schubladen, liegen hat.
Erstaunlich ist, wie exakt sich The Who an die Vorgaben von Townshend hielten. Klar brachte jedes Bandmitglied noch seine eigene, ganz spezielle Note mit ein (ich wage mal zu behaupten, dass The Who ohne den beeindruckenden Showman und starken Sänger Roger Daltrey, den stoisch passiven, aber an seinem Bass explodierenden John Entwistle (R.I.P.) und den supergeilen, von Wahnsinn, Alkohol und Drogen getriebenen Keith Moon (R.I.P.) nie das geworden wären, wofür sie heute weltweit bekannt sind). Aber Pete Townshend gab grundsätzlich haargenau vor, was letztendlich auf Vinyl gepresst werden sollte.
Soundmäßig hat diese remasterte DeLuxe Edition deutlich zugelegt, aber man muss sich auch
darüber im Klaren sein, dass es sich bei den 25 (!!!) Tracks um Demos ab dem Jahr 1965 handelt.
Dennoch, wahnsinnig interessante Songs wie "Behind Blue Eyes", "So Sad About Us" oder "The Magic Bus" in ihrem Ursprung zu hören. Ganz zu schweigen von den vielen Stücken dieser CD, die es nie auf ein Who-Album geschafft haben und wohl auch nie dafür vorgesehen waren. Pete offenbart uns damit ein Stück seiner Seele und ebenso ein kleines Fenster, durch das man beobachten kann, wie er seine Songs aufgebaut hat.
Man sollte hier kein durchdachtes, eigenständiges Album erwarten, da die Songs und Fragmente über einen Zeitraum von vielen Jahren aufgenommen wurden. Aber überaus interessant ist es allemal.
Und im dicken und sehr informativen Booklet gibt Pete Auskunft über seine jeweiligen Arbeits- und Aufnahmegeräte bis ins Jahr 1982 und außerdem Kommentare zu jedem einzelnen Song ab.
Gute Ergänzung zu seinen Solo-Alben!
Spielzeit: 75:00 Min, Medium: CD, SPV, 2006 (1983), Rock
1:So Sad About Us/Brrr 2:Squeezebox 3:Zelda 4:Politician 5:Dirty Water 6:Circles 7:Piano: 'Tipperary' 8:Unused Piano: 'Quadrophenia' 9:Melancholia 10:Bargain 11:Things Have Changed 12:Popular 13:Behind Blue Eyes 14:The Magic Bus 15:Cache, Cache 6:Cookin' 17:You're So Clever 18:Body Language 19:Initial Machine Experiments 20:Mary 21:Recorders 22:Goin' Fishin' 23:To Barney Kessell 24:You Came Back 25:Love Reign O'er Me
Markus Kerren, 22.07.2006
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