Reed Turner / Ghosts In The Attic
Ghosts In The Attic Spielzeit: 46:10
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Americana

Review vom 13.08.2014


Wolfgang Giese
Reed Turner stammt aus Texas und nach einigen Wanderjahren hat er dort erneut seine Zelte aufgeschlagen. Dieses Album, "Ghost In The Attic", erschien bereits im Februar 2013 und ist sein zweites Werk. Es beginnt in einer ganz verhaltenen Atmosphäre, ein wenig Mystik schwingt auch mit. Wie auch hier, hören wir zwischendurch immer wieder - inmitten der ansonsten konservativ angesetzten Arrangements - seltsame Gitarrenklänge, die an Passagen aus frühen Stücken von Pink Floyd erinnern. Überhaupt klingt so mancher Gitarrenpart ein wenig nach David Gilmour.
Die Musik wirkt auf ihre Weise ungewöhnlich, man spürt jedoch diese gewisse, besondere Atmosphäre, die sich nicht eindeutig in Worte kleiden lässt. Einerseits wirkt sie relativ entspannend, andererseits durchzieht die Platte auch ein roter Faden schwelender Stimmung, die ein wenig von der Musik Tim Buckleys beinhaltet. So ist zum Beispiel die mit einer großen Düsternis behaftete Mörderballade "Killed That Girl ('cause She Was Killin' Me)". Hier wird die Geschichte eines betrogenen Mannes erzählt, der seine Frau nebst Liebhaber in flagranti erwischt und beide tötet. Vor dem Richter plädiert er auf Notwehr, denn schließlich.... siehe Songtitel!
Ich spüre eine Art Intimität und Verschlossenheit, die mich auf wundersame Weise berührt und gefangen nimmt. Manchmal erinnert mich die eine oder andere Stimmung auch an jene der Musik von Stan Rigdway und der Titelsong stößt mich mit der Nase - oder besser mit dem Ohr - direkt auf The Doors, denn Passagen davon lassen mich sofort an jene Band denken. Oft klingt der Sound rau und rumpelnd, dann wieder sehr fein und differenziert. So ist "Room For Doubt" eines der bezaubernden Kleinode dieser Platte - mein erklärter Lieblingstitel, der ganz versponnen wirkt, und die Pedal Steel ist ganz subtil in das Klanggebilde eingebaut.
Ganz cool zieht "Long Gone" seine Kreise, eine Mundharmonika meldet sich geheimnisvoll aus dem Hintergrund und so sind es eigentlich viele kleine Nuancen oder überraschend eingesetzte Wendungen, die "Ghost In The Attic" sehr lebendig halten. So kann ich klar und deutlich behaupten, dass Texas mit diesem Künstler einen wirklich interessanten Mann aufweisen kann, der die dortige 'Tradition' ungewöhnlicher Singer/Songwriter aufrecht erhält und mit diesem Album festigt.
Die beiden letzten Titel fließen recht spartanisch ausgerichtet dahin, bis "The Sculptor & The Stone" - sich langsam steigernd - mit rauem Sound und sehr ausdrucksstark zum Schlussspurt ansetzt, bevor der Song dann doch wieder ruhig ausklingt und den Endpunkt für diesen Reigen doch recht ungewöhnlicher Musik setzt. Musik, die mit mehrmaligem Hören wächst und wächst…
Line-up:
Reed Turner (vocals, guitars, blues harp)
Pat Harris (bass)
Brian Broderick (guitars)
David Sierra (drums, percussion)
Phoebe Hunt (vocals, fiddle)
Ellie Carroll (vocals)
Kim Deschamps (pedal steel guitar)
John Arndt (piano)
Tracklist
01:Modern Man
02:Ghost In The Attic
03:Killed That Girl ('cause She Was Killin' Me)
04.Room For Doubt
05:Long Gone
06:Locking Doors
07:Familiar Sound
08:The Fire
09:Long Way To Go
10:The Sculptor & The Stone
(all music and lyrics written by Reed Turner,
except #5 by Turner/Harris/Hunt)
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