Sich über
Richard Thompson näher auszulassen, hieße, Eulen nach Athen zu tragen…
Beachtung hat er bei uns bisher schon mehrfach gefunden.
Nach seinem
Unplugged-Album hat er nun wieder eingestöpselt und sich mit
Jeff Tweedy zusammengetan - zu seinem sechzehnten Solo-Studio-Album.
Tweedy hat die Platte auch produziert und aufgenommen wurde in Chicago im Loft Studio seiner Band
Wilco.
Durch ihn ist - trotz dessen, dass
Thompson seine ganz eigene Art zu musizieren pflegt, eine gewisse Frische in diesem Mix, der sich aus verschiedenen Quellen speist - zu entdecken. Der Opener weist mir jedoch gedanklich einen Weg lange zurück zu den noch stark folkloristisch inspirierten Anfängen, auch mit
Fairport Convention . So könnte hier auch gut und gerne am Schlagzeug
Dave Mattacks sitzen. Auffällig ist jedoch auf jeden Fall die immer prägnante und so ganz eigene Art des Gitarrenspiels auf seiner Fender. Dazu kann ich dann auch gleich an den letzten Song des Albums anknüpfen, "Guitar Heroes".
Thompson, auf seine Weise mittlerweile selbst ein Held der Gitarre, huldigt mit diesem Song einigen seiner offensichtlich persönlichen Helden, in fast acht Minuten Spielzeit.
Django Reinhardt ,
Les Paul,
Chuck Berry ,
Hank Marvin,
Dale Hawkins und
Scotty Moore könnten hier unter anderen in der Würdigung gemeint sein.
Nur eines kann ich ihm nicht so recht glauben, den Textausschnitt:
»I Still Don't Know How My Heroes Did It.« Ich denke, mittlerweile kennt er sie alle selber, die Tricks.
Die restlichen Nummern bewegen sich in einem abwechslungsreichen Umfeld, einige Besonderheiten weisen solche Stücke wie "Broken Doll" auf, das einen dezent mystischen Hauch aufweist, auch durch den Einsatz der Keyboards in Union mit der Gitarre. Folkig ("Beatnik Walking") trifft auf einen Hauch
J.J. Cale ("Long John Silver" und "All Buttoned Up") und "Josephine" klingt fast wie aus einem früheren Zeitalter, im fernen dunklen England. So kommt die alte Tradition noch einmal in flotter Version mit "Pony In The Stable" zum Vorschein, und mit "No Peace No End" rockt es richtig gut.
Wirklich sehr gut gelungen ist dieses neue Album insofern, als dass es verschiedene Stile und Epochen des Meisters abdeckt, herrlich zusammengehalten in einer einheitlich klingenden Aussage vortrefflich unterhaltender Musik auf hohem Niveau!
Im Laufe seiner langen Karriere hat Thompson mittlerweile ein derart hohes Maß an Reife erzielt, dass seine Musik eine Art von Weisheit auszustrahlen scheint.