"Powerchords, treibende Riffs: Rob ist ein kraftvoller Gitarrist - und zeigt andererseits in seinem Spiel immer auch seine feinfühlige, subtile Seite, die zweifellos die bereits erwähnten Einflüsse von B.B. King, Hendrix, Grand Funk Railroad und Tony Joe White widerspiegelt..."
(Blues Matters Magazine UK)
Treffender kann man Tognonis Gitarrenkünste wirklich nicht umschreiben, denn der Mann ist ein Könner seines Fachs, das hat er bereits mit der Veröffentlichung fünf hervorragender Studio-Alben (vier davon erschienen bei 'Provogue Music'), sowie der Live-Scheibe " Shakin' The Devil's Hand - Live In Europe" bewiesen.
"Stones And Colours" (1995), von Dave Hole produziert, gehört für mich übrigens immer noch zu einer der besten Platten der Blues Rock-Szene.
Nach 6 Jahren bei 'Provogue' war der Vertrag dann ausgelaufen und Rob gründete sein eigenes Label 'Electric Renegade', über das nun auch die neue Scheibe "The Ironyard" vertickt wird.
Der Australier, "den Mitte der 70er Jahre ein Konzert von AC/DC so nachhaltig beeindruckte, dass er seinen Sound revolutionierte," knallt uns die Stücke mit einer dermaßen brachialen Power und ausgefeilten Finesse um die Lauscher, dass es eine wahre Freude ist.
Der Gitarrist bietet dem geneigten Fan auf seinem brandneuen Werk mal wieder einen Stilmix aus Boogiedrive-Nummern und knallhartem Rock, gewürzt mit Funk- und Shuffle-Einlagen und natürlich, wer hätte das gedacht - es gibt auch Blues und das alles in einer formvollendeten, höchst modernen Verpackung. Dazu passt wunderbar der sehr sympatische, angenehme Gesang des Meisters.
Und über diesem soliden Fundament thront sein Gitarrenspiel, rau, fett, kraftvoll und präzise, manchmal auch knochentrocken. Der Sound ist ein wahrer Leckerbissen und scheint einem dampfenden Hexenkessel zu entspringen. Ganz zu schweigen von seinen hervorragenden Soli: boa - da bekommt man doch gleich wieder diese komischen Pickel auf der Haut!
Dabei verwundert es mich immer wieder, wie er es schafft, Stücke zu schreiben, die dazu noch Ohrwurmcharakter haben.
Beim Zuhören beschleicht mich unweigerlich das Gefühl, dass Tognoni mit Sicherheit locker in der Lage ist, so manch einem 'Möchtegern-Bluesrock-Star' ganz ungeniert das Fürchten zu lehren.
Schon bei dem knackigen Opener "Words Of Desperate Man" fängt man unweigerlich an, die Matte zu schütteln. Das Stück weiß mit brettharten Riffs zu überzeugen.
Der folgende Shuffle-Boogie "No Guarantee" sorgt ebenfalls sofort für gute Laune und auch "Shoot, Hoot, Electrocute" geht ab wie die berühmte 'Schmidt'sche Katze' und lässt einen wie ein australisches Känguru um den Schreibtisch hüfpen - geil!
Selbst mit Rap-Feeling werden wir überrascht. Bei "All Mine" brilliert Tognoni mit Sprechgesang sowie furztrockenem Sound und nicht nur das: er spielt sogar mit sich selber um die Wette. Und dieses Solo wieder!
Aber ok. Rap von einem Blueser ist nichts Neues, das hat Popa Chubby auch schon gebracht ("P-O-P-A" auf "The Good The Bad And The Chubby") ,
Endlich gönnt uns der gute Rob mal 'ne kurze Pause zum Ausruhen, um die letzten noch übrig gebliebenen Fädchen einer einstmals so üppigen Haarpracht wieder zu richten - und zwar mit dem funky-groovigen Slow-Blues "Can't Take Lovin'" sowie dem anschließenden feinen Instrumental "The Ironyard".
Ach ja und natürlich beherrscht der Derwisch an der Gitarre auch perfekt die Wah Wah-Spielereien - was er uns mit "Lands Of Cirrus" nachhaltig demonstriert.
Außerdem beglückt er uns noch mit seiner eigenen, recht kantigen Fassung des Hawkwind-Stückes "Silver Machine" und einer live im September 2005 in Frankreich mitgeschnitten Version des Hendrix-Klassikers "Hey Joe", dem er ebenfalls seinen Tognoni-typischen Stempel aufdrückt.
Nun ja, Hendrix wird mir mittlerweile zu oft gecovert und über die Notwendigkeit dieser beiden letzten Tracks lässt sich sicherlich eh' trefflich streiten. Dem guten Gesamteindruck schaden sie jedoch nicht.
Ich bin nicht auf jeden einzelnen Song von "The Ironyard" eingegangen, ich kann Euch aber versichern, dass das Teil wirklich ein einziger, energiestrotzender Rundling ist und das Prädikat 'empfehlenswert' verdient hat.
Übrigens: Was haben tasmanische Beuteltiere und Rob Tognoni gemeinsam?
1. Sie stammen beide von der australischen Insel Tasmanien und
2. sie haben beide den Ruf eines Teufels: die Beuteltiere als 'tasmanische Teufel' und Rob Tognoni den eines 'Teufels an der Gitarre'.
Nun, der Mann ist ja auch teuflisch gut :-)
Spielzeit: 51:08, Medium: CD, Electric Renegade, 2006
1:Words Of A Desperate Man 2:No Guarantee 3:See Me In The Evening 4:All Mine 5:Shoot, Hoot, Electrocute 6:Can't Take Lovin' 7:The Ironyard 8:Devil Outta Me 9:Lands Of Cirrus 10:The Real Thing 11:Silver Machine 12:Hey Joe (Live)
Ilka Czernohorsky, 07.05.2006
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