Robin Trower / Roots And Branches
Roots And Branches Spielzeit: 53:34
Medium: CD
Label: Manhaton Records, 2013
Stil: Blues Rock

Review vom 29.01.2013


Mike Kempf
Ich kann mich noch gut erinnern, dass vor ein paar Jahren Robin Trower von irgendeinem Kritiker, ohne mich genau an dessen Namen zu erinnern, als der weiße Hendrix betitelt wurde. Ob der Vergleich wirklich zutrifft, möchte ich nicht kommentieren, stelle aber fest, dass der britische Musikant mit Sicherheit zu den ganz großen Künstlern des europäischen Eilands gehört, die die Rockgeschichte hervorgebracht hat. Ob als Mitstreiter bei Procol Harum (1967 bis 1972), die Zusammenarbeit mit Jack Bruce oder Brian Ferry, um nur einige zu nennen, Trower hat in über vierzig Jahren, als Solist, Sänger, Edelgitarrist und als Teamplayer seine unverwischbaren Spuren hinterlassen.
Dass er mit "Hound Dog" aus dem Jahre 1952 von Jerry Leiber und Mike Stoller, einem Song, der bereits 1956 von Elvis bestens in Szene gesetzt wurde, eine Coverversion präsentiert, beruft sich auf die Tatsache, dass Trower ursprünglich plante, sein neustes Werk ausschließlich mit 'Nachspielern' zu bestücken.
Letztlich hat er sich aber neben Gassenhauern wie dem unzählige Male gecoverten "Born Under A Bad Sign", "The Thrill Is Gone" von B.B. King (1970) oder Willie Dixons "Little Red Rooster" (1961) noch für zwei Eigenkompositionen entschieden. Und hier kommt der Titel des vorliegenden Albums ins Spiel: die "Roots" sind die Cover und die "Branches", die daraus sprießenden Zweige, stellen das eigene Material dar.
Auch wenn er sein Line-up, inklusive ihm selbst, auf sechs Musiker ausrichtete und mit Paul Jones einen Harp-Spezi sowie mit Luke Smith einen Tastenexperten in seinen Reihen weiß, die dem Album das gewisse Etwas verleihen, ist es seine Fingerakrobatik, die seiner Stromklampfe die tollsten Töne herauskitzelt und damit das herausragende Merkmal von "Roots And Branches" ist. Besonders gut gefällt mir, dass er seiner Gitarre immer ungeschönt freien Lauf und meist leicht verzerrt aus den Boxen ertönen lässt, ohne auch nur ansatzweise mein Nervenkostüm zu sehr zu strapazieren. Nein, sein Spiel wirkt sehr präzise auf den Punkt gebracht, sehr rockig, unverfälscht und äußerst gefühlvoll. Wenn er sich dann noch von Paul Jones' Harmonika, so wie bei den von Presley-Nummern "That's Alright Mama" und "Hound Dog" begleiten lässt, dann habe ich erstklassige Hörproben parat.
Das längste Teil der Platte, "Save Your Love", ebenfalls ein Blues der Extraklasse, wird ohne jegliche Aggressivität butterweich vorgetragen, wobei es wieder seine Klampfe ist, die sich herrlich ungehobelt und trotzdem mit tollem Feeling widerspiegelt und ein ganz großes Ausrufezeichen setzt! Für weitere positive Akzente der Platte sorgt Tieftonzupfer Richard Watts, nicht nur am Bass, sondern vor allem mit seinem rockigen Gesang.
Fazit: Im Prinzip habe ich nichts auszusetzen, kann bedenkenlos eine Kaufempfehlung aussprechen. Ein Muss für die Trower-, Blues- und Blues Rock-Fans. Doch auch der normal anspruchsvoll veranlagte Musikfreund, der sich keinem festen Genre zugehörig fühlt, wird an diesem Tonträger seine Freude finden. Denn eins hat sich im Laufe der Zeit immer wieder durchgesetzt, gute Qualität!
Line-up:
Robin Trower (guitar, vocals)
Livingstone Brown (bass - #1-9)
Richard Watts (bass - #10,11, vocals - #3,5,7,10)
Chris Taggart (drums)
Luke Smith (keyboards)
Paul Jones (harmonica - #1,7)
Tracklist
01:Hound Dog (3:50)
02:The Thrill Is Gone (5:31)
03:When I Heard Your Name (5:06)
04:Little Red Rooster (6:04)
05:I Believe To My Soul (4:22)
06:Shape Of Things To Come (3:44)
07:That's Alright Mama (3:20)
08:Save Your Love (7:10)
09:Born Under A Bad Sign (3:34)
10:Sheltered Moon (5:34)
11:See My Life (5:19)
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