Ein bekannter Jazzmusiker und eine bekannte Jazzformation fusionierten für diese Aufnahmen, die im Juni und im Dezember 1960 in den berühmten Englewood Cliffs Studios in New Jersey eingespielt, von Rudy Van Gelder aufgenommen und von Alfred Lion für Blue Note Records produziert wurden. Da konnte nichts schief gehen. Seinerzeit erschienen die ersten fünf Stücke als LP mit dem Titel "Blue Hour". Diese Aufnahmen und die zwei folgenden stammen aus der Session aus dem Dezember und als Bonus bekommen wir die Session aus dem Juni 1960 dazu. Ja, die blaue Stunde - hier wurde gezielt auf ein bestimmtes 'Late Night Feeling' abgestimmt, unterstützt durch die durchgehend in Blau gehaltene Covergestaltung.
Doch wer waren nun die beteiligten Musiker, die im Rahmen dieser Fusion tätig wurden? Der Saxofonist Stanley William Turrentine lebte vom 5. April 1934 bis zum 12. September 2000. Er entstammte einer sehr musikalischen Familie aus Pittsburgh. Auch Bruder Tommy wurde ein bekannter Jazztrompeter. Wie so oft bestimmten Blues und Rhythm & Blues die ersten Einflüsse, besonders stark von Illinois Jacquet. Die Mitarbeit in der Band des Drummers Max Roach bedeutete wohl eine Initialzündung und 1960 wurde Turrentine bei Blue Note Records unter Vertrag genommen... und schon sind wir bei den mir vorliegenden Aufnahmen gelandet.
The Three Sounds, diese Geschichte begann im Jahre 1956 und endete mit dem Jahr 1973. Anfänglich waren die drei Musiker als Begleiter für Solisten wie Lester Young oder Johnny Griffin und einige andere tätig. Gleichzeitig veröffentlichten sie selbst neun Alben für das Blue Note Label. Wir hören sie nun als Begleiter des Saxofonisten und zusammen haben sie wirklich sehr gute Musik geschaffen.
Vor allem die Originalplatte "The Blue Hour" ist ein Genuss für sich, so dermaßen entspannt und cool, dabei mit sehr viel Gefühl und starkem Saxofonsound, der voll und intensiv im Ausdruck ist. Der auch als "The Sugar Man" bekannte Turrentine säuselt aber nicht süß und lieblich, sondern bringt schon Kraft und kratzige Momente mit trockenem Appeal in sein Spiel ein, auch dann, wenn er die Lautstärke reduziert, wie es bei Balladen eben der Fall ist. Nur "Blue Riff" ist ein wenig up-tempo und bringt auch das Saxofon somit etwas mehr nach vorn.
Auch die Boni von der gleichen Session sind weniger balladesk und "Just In Time" swingt sogar munter drauf los. Die zur anderen Jahreszeit, also im Sommer eingespielten übrigen Aufnahmen fügen sich nahtlos ein und verbreiten die gleiche fließende, dichte schöne Atmosphäre. Dabei wirkt die Musik durchgehend elegant und leidenschaftlich, unglaublich leicht und locker. Viel vom Rhythm & Blues und Blues früher Jahre kommen zu Gehör und sind wie selbstverständlich in den entspannten Ausdruck eingeflossen.
Dem kommt sicherlich zupass, dass The Three Sounds ein sehr eingespieltes Team sind und wesentlich zum Gelingen beigetragen haben. Zwar befinden sich Bass und Schlagzeug in der eher üblichen und gängigen Begleiterrolle, doch melden auch sie sich durch ihr durchgehend in sich geschlossenes und im Kleinen innovatives Spiel beherzt und ausdrucksstark zu Wort.
Line-up:
Stanley Turrentine (tenor sax)
Gene Harris (piano)
Andy Simpkins (bass)
Bill Dowdy (drums)
Tracklist |
01:I Want A Little Girl [Mencher/Moll] (7:05)
02:Gee Baby, Ain't I Good To You [Redman/Razaf] (5:24)
03:Blue Riff [Harris] (6:27)
04:Since I Fell For You [Johnson] (8:47)
05:Willow Weep For Me [Ronell] (9:55)
06:Blues In The Closet [Pettiford] (5:01)
07:Just In Time [Comden/Green/Styne] (5:41)
08:Where Or When [Rodgers/Hart] (7:01)
09:Blue Hour [Harris] (5:18)
10:There Is No Greater Love [Jones/Symes] (8:27)
11:Alone Together [Dietz/Schwartz] (4:43)
12:Strike Up The Band [Gershwin/Gershwin] (5:24)
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