T-Bear & The Dukes / Ice Machine
Ice Machine Spielzeit: 40:02
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Blues

Review vom 05.09.2013


Steve Braun
Klassische Bluesalben kreuzen gar nicht mehr sooo oft, meinen Player... weil ich ihnen wohl ein kleinwenig aus dem Weg gehe. Das war vor wenigen Jahren noch ganz anders. Aber in einem gesunden Musikleben regieren bei den eigenen Vorlieben nun mal die 'Gezeiten' - es herrscht ein ständiges Auf und Ab. Und wie bei der Mode wird alles irgendwann mal wieder zum Vorschein gespült.
Im Moment klingt mir vieles aus dem 'klassischen' Bluesbereich nach zu lange im eigenen Sud gegoren, vor allem wenn 'Gewürze' aus den Nachbar-Genres fehlen, die etwas Pfeffer oder gar Chili in die fade Suppe bringen würden. Manche Musiker scheinen zudem 'abgestanden' mit 'gut abgehangen' zu verwechseln. Kurz und gut: Etwas mehr Urviecher und -gewalten vom Schlag eines Omar Kent Dykes täten dem Genre verdammt gut - echte Typen eben...
Und genau hier finden sich die Anknüpfungspunkte, weshalb mir die hier zu besprechende Scheibe so gut gefällt. Torbjörn Solberg, alias T-Bear, strahlt genau die gitarristische Power eines Kent Dykes aus und seine Stimme klingt ähnlich volumniös, allerdings wie nach einer mehrwöchigen Salbei-Kur und stillen Tagen in Bad Orb geglättet.
Der zweite Knoten ist bei T-Bears kongenialem Partner, dem blitzsauberen Hammond-Virtuosen
Paul 'Palle' Wagnberg, zu suchen. Was der seinem Holzkoloss abnötigt, lässt gleich mehrfach die Kinnlade auf den Knien aufschlagen! Dieses Duo bringt wirklich eine feurige Prise Cayennepfeffer in verschnarchte Zwölf-Takt-Strukturen!!
Der Titel der Scheibe, "Ice Machine", kann nur ein augenzwinkernder Scherz des schwedischen Hünen sein. 'Fire-eater' [engl.: Feuerspeier] hätte es möglicherweise besser getroffen, aber vielleicht benötigte das Quartett nach den Aufnahmen Unmengen von Eis, um wieder auf Normaltemperatur herunterzukühlen. Dieses Album zündelt, lodert, wütet und glüht, dass einem nicht nur ums Herz warm wird. Dabei agieren T-Bear & The Dukes unglaublich druckvoll und 'tight'. Der Sound ist für eine Eigenproduktion wirklich ganz hart an der Perfektionsgrenze - da klingt nix 'low budged'. Sauber!
Stilistisch bedient die Truppe, die 2004 als T-Bear & The Duke Of The Rhythm gegründet und mehrfach umformiert wurde, alle Bereiche des Blues: Shuffle, Boogie, natürlich Slow Blues und gelegentlich fliegen sogar die Funk(en). Zwar ging dem Bandnamen das 'Rhythm' verloren - nicht aber den Musikern, denen allesamt förmlich der Fuss wippt; Arsch und Beine zucken ebenfalls im Takt.
Auch wenn der 'T-Bär' mit seiner charaktervollen Stimme so manchem Song die Krone aufsetzt, sind es doch die beiden Instrumentals, die mich völlig aus dem Häuschen fegen. "Choke Dog" hört sich wie ein Hybrid aus Santana und ABB an, was erneut vor allem an dem genialen Palle Wagnberg liegt, der wie der olle Allman himself an der B3 zaubert. Der "Church Blues" ist ein fast zerbrechlich zarter Slow Blues, mit einem Thema, das die Seele förmlich streichelt.
Obwohl alle weiteren neun Songs als hochkarätig zu bezeichnen sind, ragen hier doch das funkige "Why Don't You Stop" und das vertrackte, mit leicht jazziger Orgel garnierte "Ice Machine" heraus. T-Bear und Palle Wagnberg schlagen sich nicht nur hier die kraftvollen (musikalischen) Vorhände um die Ohren, dass diese richtig zur Weißglut gebracht werden.
Da wirklich keiner der elf Titel von "Ice Machine" abfällt, kann dieses garantiert alles andere als eisige Scheibchen jedem Bluesfreund empfohlen werden, egal ob Purist oder Modernisierer. Textlich bedient man sich vielleicht gar zu sehr an den gängigen Klischees, aber das ist wie immer reine Geschmackssache.
T-Bear & The Dukes sollte man unbedingt auf dem Zettel behalten, auch weil es der Vierer live mit Sicherheit bringen wird!
Line-up:
Torbjörn 'T-Bear' Solberg (vocals, guitars, upright piano)
Paul 'Palle' Wagnberg (Hammond B3, Fender Rhodes, Wurlitzer)
Jan Lillsäter (Fender and upright bass)
Henrik Berg (drums, percussion)
Tracklist
01:Intro - To Be Continued... (1:24)
02:Why Don't You Stop (3:09)
03:Same Ol' Tricks (4:38)
04:Ain't Gone 'n' Give Up On Love (4:38)
05:Ice Machine (3:30)
06:Let Me Love You Baby (3:29)
07:Things Ain't Like They Seem (4:52)
08:Choke Dog (4:15)
09:Hard To Believe (3:01)
10:Come Back Baby (2:48)
11:Church Blues (3:45)
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