Talis, das ist eine deutsche Band, die, wenn ich das richtig verstanden habe, nicht den üblichen, 'konservativen' Weg gegangen ist, somit aus dem Proberaum heraus einzelne Gigs gespielt hat und dann auf Grund des vermeintlichen Erfolges und vorhandenen Songsmaterials ein Album produzierte. Keyboarder Steffen Conrad und Gitarrist Michael Kohlmannslehner haben, resultierend aus einem alten Bandprojekt, beschlossen, ihre Musik und Ideen in Form einer CD aufzuarbeiten. Bedient hat man sich da zusätzlich bei alten Bandmitgliedern, als da wären Michael Maas (Schlagzeug) und Carsten Groß (Gesang). Hinzu kommen ein Bassist (Jimi) und eine Sängerin sowie ein Violinist.
Das Ganze hat schon ein wenig gedauert (in etwa drei Jahre), bevor man nun im März 2006 ein Debüt-Album vorlegt. Wo ist diese Geschichte nun musikalisch einzuordnen? Zum einen ist das Album "Cities" nach eigenem Bekunden der Band ein Konzeptalbum, welches eine anonyme Großstadt zum thematischen Inhalt hat, in der die Menschen schemenhaft aufgesogen werden. Die Band spricht in diesem Zusammenhang von 'verschmelzen'. Wer sich darunter nicht so richtig etwas vorstellen kann, der schaue doch mal auf der Talis-Homepage vorbei. Dort wird neben den inzwischen obligatorischen Soundsamples auch ein ca. vierminütiges Video angeboten, welches die stimmungsmäßige Message der Band verdeutlicht. Musik von Talis mit 'verschmelzenden' Bildern innerhalb einer modernen Großstadt.
Zur Musik: Talis sprechen von melodie-orientierten Prog, der weder im Klischee des Neo-Progs noch des Retro-Progs einzuordnen ist. Jedenfalls ist das die Absicht. Ich würde mal sagen, dass auf der Platte zum einen sehr wohl für mich Neo-Prog erklingt, der sich gerade in diesen atmosphärischen Passagen ergibt, wo tragende Keyboards von sehr melodischen Gitarrensoli beherrscht werden. Gesanglich ist die Sache überwiegend ruhig gehalten, ergänzt durch Gesänge der im Line Up aufgeführten Dame, die über das Normalmaß gängiger Backgrounds eindeutig hinaus gehen. Die Mischung der beteiligten Musiker geben den dargebotenen Kompositionen jeweils einen eigenen Anstrich.
Nun, in der Tat hat der Stilmix auf der CD irgendwie eine ganz eigene Note. Zum einen meine ich, grundlegende Sounds der 70er in einem modernen Studio-Mix zu erkennen, wobei im nächsten Moment vor allen Dingen mit der Gitarre gerockt wird. In die Schublade Hard Rock packe ich das dann aber auch nicht, denn dafür fehlt doch ein wenig die Power. Ich bin mir sicher, dass Talis das auch gar nicht wollen. Nein, ich bin überzeugt, das Talis im progressiven Bereich durchaus beheimatet sind und eine Art Neo-Prog, ergänzt durch melodischen Rock, spielen. Dazu gesellen sich aber auch ganz eigene, vermeintlich progressive Zutaten.
Die Aufnahmequalität ist sehr amtlich, ebenso Cover-Artwork und Aufmachung in Form eines netten Booklets. Ich gebe hier keine besonderen Anspieltipps, sondern kann den interessierten Hörern nur empfehlen, mal der Neugierde freien Lauf zu lassen und die 15 Euro für eine Bestellung über die Homepage von Talis zu investieren. Das ist ein durchaus interessantes Projekt, wo ich schon jetzt auf die Fortsetzung gespannt bin. Talis arbeiten bereits am zweiten Album. "Cities" ist eine Bereicherung in meiner bescheidenen CD-Sammlung.
Line Up:
Steffen Conrad: Keyboards, Vocals
Carsten Groß: Vocals
Jimi: Bass, Drums
Michael Kohlmannslehner: Guitars
Michael Maas: Drums
Miriam Scherer: Vocals
Christina Staub: Vocals
Bernd Wilms: Violin
Spielzeit: 73:34 , Medium: CD, Eigenvertrieb, 2006
1:Trees (6:16) 2:Breaking Glass (5:03) 3:Streets (7:43) 4:The Race (5:26) 5:Cities (4:23) 6:Time (10:08) 7:Fade (5:36) 8:A Gentle Place (6:46) 9:Self-Portrait (6:56) 10:Decisions (8:54) 11:The Sky (6:56)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 06.04.2006
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