Das, was uns Eagle Vision hier als DVD vorsetzen, ist in heutiger Zeit schlicht und ergreifend eine Frechheit! Ein einziges Konzert, 1986 auf dem Montreux Jazz Festival aufgenommen, ohne Zusatz von irgendwelchem Extramaterial, sprich Interviews, Videoclips (von denen die Band einige hat),
Behind the Scenes-Material, usw.
Auch die Aufmachung ist recht minimalistisch; man bekommt ein Booklet mit Tourdaten und einigen Fotos vom Konzert selber. Da hätte man doch mehr rausholen können! Vielleicht bin ich da als Metalfan (jedoch auch offen für andere, wenn gute und ehrliche Musik) doch zu sehr verwöhnt, aber gerade in diesem Genre bekommt man doch etwas mehr fürs Geld geboten, denn das, was diese DVD kann, ist anderswo nur Zusatz, z.B. zu einer normalen CD. Aber ich will nicht nur motzen - das Konzert an sich ist ein wirklich schönes Zeitdokument, erlebt man hier doch die Band um die Gründungsmitglieder Hollis, Harris, Webb bei einem sehr intensiven Gig auf der Höhe ihrer Schaffenskraft.
Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, Talk Talk während des gesamten Konzertes bei einer gigantischen Jam-Session zu beobachten. Angefangen von den minimalistischen Ansagen von Sänger Mark Hollis, der sich meistens zu nicht mehr als einem »thank you very much« hinreißen lässt, bis zu seinen Mitmusikern, die sehr konzentriert und in ihrer Musik total versunken wirken.
Die ganze Performance der Band wirkt wie im Rausch; Hollis ist am Anfang sehr zurückhaltend, ergeht sich aber zusehends in ekstatischen Bewegungen, ganz mit sich und der Musik im Einklang, immer hinter seiner Sonnenbrille (war ja sein Markenzeichen) verborgen. Jedes Lied, wirklich jedes, glänzt mit ausgesprochen schönen und ausgedehnten Instrumentalparts, in denen sich Hollis immer schön brav auf den Drumriser zurückzieht.
Alle Musiker dürfen sich mal in Soloparts austoben und beweisen, dass hier keine Stümper am Werk, sondern echte Profis an ihren Instrumenten sind. Es stehen zwar die ganz großen Hits wie "It's My Life" und "Such A Shame" im Vordergrund, aber die heimlichen Hits wie "Renée" oder "Does Caroline Know" jagen einem dann doch eher Gänsehaut über den Rücken.
Das Schweizer Publikum verhält sich ähnlich; auch anfangs ruhig und reserviert, später total euphorisch, und will am Schluss die Band gar nicht mehr von der Bühne lassen.
Der ganze Konzertmitschnitt ist recht ruhig und sehr augenfreundlich geschnitten. Mit wenigen Kameras aufgenommen, wird jeder Musiker jedoch gerade bei seinem jeweiligen Solo gut vom Objektiv eingefangen. Der Sound ist in Dolby 5.1 und doch beachtlich für ein immerhin 22 Jahre altes Konzert. Wie anfangs erwähnt: Als Zeitdokument und nichts anderes ist diese DVD gut, als Best Of gibt es mit Sicherheit Besseres.
Line-up:
John Turnbull (guitar)
Paul Webb (bass)
Lee Harris (drums)
Mark Hollis (vocals)
Ian Curnow (keyboards)
Rupert Black (keyboards)
Phil Reis (percussion)
Leroy Williams (percussion)
Tracklist |
01:Talk Talk
02:Dum Dum Girl
03:Call In The Night Boy
04:Tomorrow Started
05:My Foolish Friend
06:Life's What You Make It
07:Does Caroline Know
08:It's You
09:Living In Another World
10:Give It Up
11:It's My Life
12:I Don't Believe In You
13:Such A Shame
14:Renée
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