Tanertill / Same
Same Spielzeit: 37:09
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2011
Stil: Modern Stoner

Review vom 07.03.2012


Jens Groh
Mal wieder eine neue Band aus Deutschland, genauer aus Bayern und um noch genauer zu sein, aus deren Hauptstadt. Na, wer hat in Geographie aufgepasst? Richtig, aus München.
Okay, Spaß beiseite, oder doch nicht?
Dass das Duo aus der Weißwurstmetropole Spaß an der Sache hat, hört man definitiv. Auch wenn ich so meinen Moment dafür brauchte, um mit dem Material der Beiden warm zu werden.
Nimmt man sich aber die nötige Zeit, um den namenlosen Silberling auf sich wirken zu lassen, schwappt einem ein ganzer Kosmos an Melodien und Harmonien aus den Boxen entgegen.
Wenn man unbedingt Vergleiche zu anderen Bands hören möchte, dann wären das einerseits Mastodon und andererseits Audioslave. Allerdings mit einer gewissen europäischen Note, soll heißen, dass die ganze Chose nicht unbedingt nach den etwaigen Vorbildern klingt. Irgendwie kommt der Multikulti-Einfluss, der wohl Erdem Hakan Engin geschuldet ist, oftmals zum Tragen.
Denn das eine oder andere Mal sind auf dem Debüt schon so manche orientalische Versatzstücke respektive Melodien bzw. Percussions zu vernehmen.
Doch meist bleibt es rockig, oftmals sogar sehr groovig, allerdings nie langweilig. Vor- bzw. Nachteil: Es ist in der Regel ein Stummfilm, der einem vor dem geistigen Auge vorbeiflimmert, denn viele der Stücke kommen ohne Vocals aus.
Das mag für einige jetzt ein Hinderungsgrund sein, ich hatte da auch so meine Schwierigkeiten, anfangs, ist aber nach mehrmaligem Hören das besondere Schmankerl an der Scheibe. Denn ohne Gesang wird der Hörer wesentlich mehr gefordert, den Songs mit ihren treibenden Rhythmen und ihren vielen kleinen Feinheiten seine Aufmerksamkeit zu schenken. Dann ist auch der Mastodon-Einfluss am stärksten.
Besonders freut es mich immer, wenn eine Band (sofern man bei einem Duo von einer Band sprechen will) das oft so ungeliebte, meist stiefmütterlich behandelte Instrument, die Bassgitarre in den Vordergrund rückt. Alle Songs sind sehr von der 'hässlichen Gitarre' dominiert. Hier darf der Bass endlich mal so richtig bollern, knarzen, rollen, dass einem das Herz aufgeht. Gut, die anderen Instrumente kommen ebenfalls ordentlich zum Zuge, besonders die erwähnten Percussions, aber auch die Gitarre flirrt mit schönen Soli und wunderbaren sphärischen Parts durch Mark und Bein.
Auch die Vocals sind passend, nichts wirklich Ungewöhnliches, fügen sich aber dennoch prima in den Klangkosmos der beiden. Allerdings, wie gesagt, so manches Mal bleiben die beiden Multiinstrumentalisten stumm.
Wer abseits seiner gewohnten 08/15-Rockmusik mal etwas anderes hören will und sich fragt, ob innovative Mucke nicht unbedingt von der anderen Seite des Atlantiks kommen muss und dennoch international klingen kann, wird hier fündig.
Testet doch einfach mal den Video-Clip Seiko Seiko der Jungs an! Da fragt man sich doch wirklich, wieso noch kein größeres Label auf Tanertill aufmerksam geworden ist oder kann man heutzutage nur mit geistlosem Müll bei YouTube erfolgreich werden??? Aber das ist eine andere Geschichte...
Line-up:
Andreas Krebs (guitars, bass, vocals, synthies)
Erdem Hakan Engin (drums, percussion, vocals, synthies)
Tracklist
01:AA
02:Oriental
03:Midnight Crigis
04:Jacky Chan On Me Jacky Chan On You
05:Tramper
06:Seiko
07:Elephant
08:Wabbel
09:Colt Fever
10:Star-Shower-Gel
11:Teschno
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