Tattooine / Cheer-Ups For The Stressed And Depressed
Cheer-Ups For The Stressed And Depressed Spielzeit: 42:31
Medium: CD
Label: PinkInk/Capitol East Road, 2011
Stil: Indie Rock

Review vom 03.04.2011


Holger Ott
Manchmal fällt es mir wirklich schwer den Anfang einer Story zu schreiben, ohne gleich im ersten Satz unhöflich zu wirken. Immerhin schreibe ich hier über Künstler, die von ihrem Produkt überzeugt sind und damit eine Message transportieren wollen.
Wie uns der Titel der Debüt CD von Tattooine, dem Soloprojekt von Stephan Nico Mayer schon offenbart, handelt es sich um Musik für Gestresste und Depressive. Da ich mich weder zu der einen, noch zu der anderen Gruppe zähle, bin ich mal gespannt was mich erwartet. Vielleicht werde ich ja beim Hören depressiv und die CD hat damit ihren Zweck erfüllt und die Botschaft ist bei mir angekommen.
Tattooine sind inzwischen seit 2003 in Deutschland und in den angrenzenden Ländern unterwegs, dennoch hat man es aber erst jetzt geschafft, eine komplette CD zu produzieren. Vor zwei Jahren erschien eine EP mit dem Titel "About A Boy And A Girl" und nun wird mit "Cheer-Ups For The Stressed And Depressed" in 42 Minuten Länge gezeigt, was die Musiker um Mastermind Stephan Nico Mayer musikalisch zu Stande bringen. Gespickt mit einer langen Liste von Gastmusikern wage ich mich nun daran, mir dieses Werk zu Gemüte zu ziehen. Als kleine Anmerkung am Rande, falls den Lesern der Name der Band irgendwie bekannt vorkommt: ja er stammt aus der "Star Wars"-Saga.
Auf dem Beilagzettel der Promotion Firma wird Track eins gleich als Highlight angekündigt, meine Erwartung ist also entsprechend. Und siehe da, nach 60 Sekunden Hören von "Feels Right" ist die Message bei mir angekommen. Ich habe einen leichten Depri-Anfall. Was mir da zu Ohren kommt ist einfach nur langweilig und plätschert so vor sich hin. Wenn eine Band wirklich auf sich aufmerksam machen will, dann sollte der erste Song auf einer CD etwas flotter sein. Dabei können sie es doch, wie ich sofort danach zu hören bekomme.
"Spirit" ist was Schönes. Richtig gute Radiomusik, die man immer wieder gerne hört. Etwas rockiger und viel Synthie. Der dritte Song knüpft an den Vorgänger nahtlos an. "I Bored My Friend" ist von der Musik her nicht so langweilig wie der Titel suggeriert, leider liegt es am Gesang, dass nicht nur der Freund gelangweilt wird. Schade um das schöne Stück, das mit den gleichmäßigen Vocals von Stephan Nico völlig runter gezogen wird.
"Trouble & Misery" ist da schon wesentlich besser. Ein sehr schöner ruhiger Song auf 6:28 Minuten, bei dem man sich toll entspannen kann und wirklich den aufgestauten Stress vergisst. Gefällt mir gut ich fühle mich wohl beim Anhören.
Etwas untypisch kommt "Speaks In Tonges" daher. Im ersten Moment denke ich an die Disco-Zeit der siebziger Jahre. Schnell gespielt, vom Klang her der damaligen Zeit angepasst und wäre er damals veröffentlicht worden, hätte es "Speaks In Tongues" garantiert auf die Dancefloors geschafft. Damit habe ich das erste Aufbäumen von Tattooine überlebt, ohne Selbstmordgedanken zu hegen.
Aber was jetzt folgt, ist wirklich nur was für Weichspüler und Warmduscher. "Eva Sends Letters To The Universe" lasse ich erst einmal als Aussage im Raum stehen. Mein Gott, der Weltraum ist unendlich weit und die Band schafft es in nur zwei Minuten so viel Langeweile zu produzieren, dass ich keine Neugier mehr darauf, habe ob der Brief von Eva bei irgendeinem Außerirdischen im Briefkasten landet.
Ebenso ergeht es mir bei "Super-Special", das an mir völlig kommentarlos vorbeifließt. Noch so ein Meisterwerk und ich bin wirklich reif für 'Bonnies Ranch' (Das ist in Berlin eine berühmte Irrenanstalt - Anm.d.Verf.).
Track acht, "Pale Skin", lässt mich zum Glück wieder etwas aufhorchen. Wenn da nicht dieses nervende Keyboard wäre, das die Nummer völlig versaut. Dadurch klingt alles, als wenn es in einer Übungsgarage aufgenommen wurde und der Keyboarder von der Straße aufgelesen wurde. Schnell mal drei Noten einstudiert und dann spiel mal mit mein Junge.
Aber nun gibt es endlich wieder etwas Positives zu berichten. "No Good" ist nicht die schlechteste Komposition, wie man vermuten könnte, nein es ist sogar die Beste der Platte. Endlich etwas Gutes, schöner melodischer Rhythmus mit deutlich besserem Gesang. Mit Abstand das Highlight auf "Cheer-Ups For The Stressed And Depressed". Eigentlich könnte ich den Player jetzt ausschalten, denn den Rest kann man sich getrost sparen. "Who's To Know" ist wieder völlig langweilig und der Rausschmeißer "This Love" ist ebenso schlecht wie der Opener.
Mein Fazit, das braucht niemand und ich bin jetzt erst recht gestresst und depressiv.
Line-up:
Stephan Nico (vocals, guitar)
Holger Dressler (keyboards, organ)
Leo Lamberz (drums, percussion)
K.D. Gloger (bass)
Thomas Schwendemann (bass - #4,9,11)
David Bartelt (guitar - #3,4)
Fabian Caroli (violin - #2,4,5,9,11)
Katharina Gade (background vocals - #3,11)
Florian Scheffler (trumpet - #9)
Tim Becker (strings, piano, organ)
Tracklist
01:Feels Right (3:10)
02:Spirit (3:28)
03:I Bored My Friends (2:43)
04:Trouble & Misery (6:28)
05:Speaks In Tongues (4:48)
6:Eva Sends Letters To The Universe (2:05)
07:Super-Special (3:34)
08:Pale Skin (3:26)
09:No Good (5:22)
10:Who´s To Know (4:01)
11:This Love (3:26)
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