Die Australier Temtris, ursprünglich 1999 als Labyrinth bzw. als Labyrinthia gegründet, stellen mit "Shallow Grave" ihre dritte Full-Length-Scheibe nach dem Debüt "Threshold" und dem Zweitwerk "Masquerade" vor.
Man spielt auf der aktuellen Scheibe, wie auf den Vorgängerwerken, eine, zumindest in vielen Ansätzen, originelle und vielseitige Form des Heavy Metal. Die Grundbasis bildet bei allen acht Kompositionen recht treibender Power Metal (ja genau, Power Metal im ursprünglichen Sinne, d. h. keine Tralala-Melodien und sonstiger Firlefanz. Und ja, ich weiß, ich wiederhole mich da gerne, aber man kann es eigentlich nicht oft genug betonen…). Langsamere und doch kraftvolle, ja teils schon fast doomige Passagen bilden als passendes Gegenstück den zweiten großen Pol. Was mir wirklich gut gefällt, und dazu muss man "Shallow Grave" wirklich mehrmals in Ruhe hören, dass die Band noch eine Vielzahl unterschiedlichster Einflüsse in ihre Musik verpackt hat. Aber das Ganze nie vordergründig aufgesetzt, sondern sinnvoll und ergänzend eingestreut. Das Gitarrenriffing pendelt irgendwo zwischen europäischem und typischem US-Metal hin und her, es gibt kurze aber schöne doppelläufige Axtläufe, solide Soli, auch kurze Passagen, in denen die Saitenfraktion an melodischen Death-oder Black Metal erinnert, wie z. B in "Silent Tears" oder dem Bonustrack "Your Time Has Come", wird Raum gegeben.
Das Schlagzeugspiel geht in Ordnung, setzt aber auch keine besonderen Akzente. Was hier zumindest etwas negativ auffällt, ist der in meinen Ohren etwas pappige, merkwürdig stumpfe Drumsound. Okay, was Sound und Produktionen angeht bin ich im Allgemeinen recht schmerzbefreit, letztendlich zählen vor allem fesselnde Songs, so dass ich gerne über derlei hinweghöre. Aber so gut die Instrumentalfraktion handwerklich auch ihre Arbeit verrichtet, bleibt es nicht über die komplette Albumdistanz im Songwriting spannend, was einem dann doch mehr Zeit gibt, auf solche Details zu achten. Keine Frage, vieles ist gut gemacht, es sind viele gute Ideen dabei aber manches ist auch einfach nur gut gemeint, ein wenig Leerlauf stellt sich daher irgendwann ein. Als Positivbeispiel sei hier der Titeltrack genannt, hier stimmt einfach alles, dramatischer Aufbau, keine einzige langweilige Stelle, tolle Gesangslinien, instrumentale Abwechslung, die nichts zu wünschen übrig lässt. SO sollte das gesamte Album klingen.
Der zweite Punkt, mit dem ich etwas Anlaufschwierigkeiten hatte, ist der Wechselgesang zwischen Frontfrau Genevieve und Backgroundgrunzer Liew. Genevieve singt wirklich gut, kraftvoll, ausdrucksstark. Vielleicht besitzt sie nicht den größten Stimmumfang, aber die Leidenschaft in ihrer Performance macht alles wieder wett. Tja, und dann kommen im Hindergrund die Growls, über weite Strecken. Nicht, dass ich dagegen grundsätzlich etwas hätte, und den Ansatz, Klargesang und Growls auf einer, sagen wir mal instrumental eher 'normalen' (also kein todtrauriger Gothic oder brutaler Death-Kram) Metalplatte zu mischen, finde ich einen durchaus lohnenswerten Versuch. Nur sind die Growls recht eindimensional, klingen immer gleich und zu selten kraftvoll, nerven und stören eher die guten Gesangslinien als dass sie jene bereichern würden. Mein Fazit an dieser Stelle wäre, entweder diese jemanden machen zu lassen, der es wirklich kann, oder ganz darauf zu verzichten. Der Klargesang gibt das auf jeden Fall her und würde die Songs nicht schlechter aussehen (oder hören) lassen.
Bleibt am Ende ein in Teilen gutes Album, das auf jeden Fall nicht wie zig-tausend andere klingt. Daher sollten alle, die von der beschriebenen Mischung neugierig geworden sind, mal ein Ohr riskieren. Der ganz große Wurf ist es leider für die Band noch nicht geworden, aber ich bin auf den weiteren Werdegang gespannt.
Line-up:
Genevieve Rodda (vocals)
Liew Smith (guitar, vocals)
Anthony Fox (guitar)
Adam 'Spoon' Wotherspoon (bass)
Ben Hart (drums)
Tracklist |
01:Captured
02:Slave To The System
03:Shallow Grave
04:The Entity
05:Silent Tears
06:Forever Haunted
07:Darkness Lies
08:Your Time Has Come (Bonus Track)
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