The Ten Tenors / 17.12.08, Stadthalle, Wilhelmshaven
Live The Ten Tenors
Stadthalle, Wilhelmshaven
17. Dezember 2008
Stil: Vokalartistik
Konzertbericht


Artikel vom 22.12.2008


Wolfgang Giese
Als Liebhaber guter Musik war es für mich selbstverständlich, zum wiederholten Male dieses Konzert der Nachfahren ehemaliger Strafgefangener (oder deren Bewacher) aus dem fernen Australien zu besuchen.
Zumal, und das war angenehm auffällig, das vorgetragene Programm im Wesentlichen stets von den vorherigen, hinsichtlich der gebotenen Titel, abwich. So war auch hier wieder einiges an 'neuem Material', zumindest in der Bearbeitung dieser Gesangsspezialisten, zu hören.
Ein neu gestaltetes "Italian Medley" fand Platz neben einem "DooWop-" und einem "Rock'n'Roll-Medley" (das mir allerdings etwas zu 'hölzern und bemüht' kam - Jerry Lee kann keiner so schnell nachmachen!!!), das ergreifende "You'll Never Walk Alone", "Somewhere Over The Rainbow", "Blackbird", "Cheek To Cheek" oder "Danny Boy". Dafür nun kein "Saturday Night Fever", keine
Bee Gees, kein "Rawhide", nicht Queen und sogar kein "Waltzing Matilda", man glaubt es kaum!
Hier sind echte Könner am Werk, wenn sich zehn Stimmen mit Nachdruck und Macht wie ein 'wall of sound' gegen das Publikum stemmen, und wenn man dann noch in der ersten Reihe sitzt, ist der Eindruck einer Schallwand perfekt! Auch daran hat sich trotz anderer personeller Besetzung nichts geändert.
Begleitet wurden die Tenöre von einem Bassisten (upright und e-bass), einem Schlagzeuger und einem Pianisten, der auch die Samples, wie Streicher und Keyboardsounds mit einbrachte.
Erstaunlich ist immer wieder festzustellen, wie doch jeder der einzelnen Tenöre eine so ganz andere Stimme hat. Nicht jeder eignet sich dabei für Pop- oder Rockmusik, und so hatten den meisten Anteil an den überwiegenden Nummern der U-Musik jene, die neben Oper auch kein Problem mit einem Pop- oder Rocksong hatten. Den einen oder anderen hätte ich mir gut als Frontmann einer Rockband vorstellen können!
Bemerkenswert auch immer wieder jene Leichtigkeit, mit der scheinbar schwierige Passagen bewältigt werden, klar, dass auch Klassiker wie "Funiculi Funicula" zu Gehör gegeben wurden. Aber dieses Mal war es sehr auffällig, dass im Wesentlichen der Schwerpunkt auf U-Musik lag.
Dem Programmheft ist dann auch zu entnehmen, dass auf der letzten CD, "Nostalgica", und der damit verbundenen Tournee hauptsächlich versucht wurde, Publikumswünsche zu berücksichtigen.
Passend zur Jahreszeit gab es dann auch noch kleine Geschichten zur bierseligen Weihnachtszeit am Swimmingpool, in Australien wohlgemerkt, und Bearbeitungen einiger angelsächsischer 'songs for the season'.
Nachdem Paul Potts international große Erfolge auch unter jungen Leuten feiert, war es nicht verwunderlich, dass auch jetzt viel 'Jungvolk', bewaffnet mit kleinen Digitalkameras und Fotohandys, um nach der Show viele Bilder der mittlerweile auch stark verjüngten Truppe zu machen, anwesend war. Nun ja, unter den 'schnuckeligen Jungs' war sicher der eine oder andere 'Jungmädchentraum' dabei.
Und es war auch auffällig, dass viele der 'Ur-Tenors' gar nicht mehr dabei sind. Einige, mit denen man nach der Show noch locker über 'Gott und die Welt' hätte plaudern können. Mittlerweile hat sich bei den meisten von ihnen doch etwas Distanz aufgebaut. Schade eigentlich.
Wo wir gerade bei Paul Potts waren: Klar, weil es in jederfraus/-manns Ohr ist - "Nessun Dorma" musste her, und da war sie wieder - diese unwiderstehliche Schallwand, da gab es Gänsehaut. Einmal so singen können… das muss zufrieden stellen.
Neu war auch das "80's-Medley" mit Hits der damaligen Zeit, mit denen ich popmusikalisch nicht viel anfangen konnte/kann. Allerdings, in solch hochwertiger Interpretation bekamen Titel wie "Don't You Forget About Me" und andere eine gewisse Annäherung.
Die Stimmgewalt zeigt sich auch in Titeln wie Mancinis "Moon River" oder das an sich schon ergreifende "Fire And Rain" von James Taylor.
Und als die Zehn dann "What A Wonderful World" zum Besten gaben, ja, dann war die Welt auch wunderbar.
Angesichts dessen, dass die Tenöre früher mehr auf Klassiker der E-Musik ausgerichtet waren, sind sicher einige ältere Herrschaften im Publikum möglicherweise nicht auf ihre Kosten gekommen. Es sei denn, sie konnten sich noch dunkel an Stücke wie "The Boxer" von Simon & Garfunkel erinnern oder mochten einem humorvollen "Swingin' On A Star" etwas abgewinnen.
Apropos Swingen: Einmal swingte es dann wirklich höllisch ab, als man noch einmal zur Jahreszeit, "Santa Claus Is Coming To Town" zu jeweiligen Soli von Piano, Bass und Schlagzeug aufrief, und das in feinster Clubjazz-Manier.

Ein schöner Abend mit einer schönen Atmosphäre, in die man sich fallen lassen konnte.
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