Texas Mike & Crying Horses:
Es bedurfte im Vorfeld einiger Telefonate zwischen mir und dem Veranstalter, um die doch noch recht junge und unbekannte Band Texas Mike & Crying Horses endlich auch im Gewerkschaftshaus in Erfurt bewundern zu können.
Dass sie aber gleich als Anheizer für Randy Hansen ihre Feuertaufe bestehen sollten, hat doch für einige Aufregung im Camp gesorgt.
Diese Band hat schon mit ihrer Debüt-CD für Aufsehen gesorgt. Ich habe sie auch bereits mehrfach live in Arnstadt und Gotha bewundern können und war jedes Mal von ihrem Auftritt total begeistert. Die Jungs haben jede Menge Potential, davon habe nicht nur ich mich bisher überzeugen können und lobende Stimmen häufen sich mehr und mehr.
Ich gebe offen zu, sie haben es mir wirklich angetan, da sie nicht einfach irgendwelche Klampfendrescher sind, sondern all ihr Herzblut in die Band stecken und jeder einzelne von ihnen sein Handwerk wirklich beherrscht. Ob nun Hagen Eisfeld, der in der Band den Bass zupft sowie Background und Harp dazusteuert, ob Rolf Lehmann an den Drums oder der Star der Band natürlich: Texas Mike (Mike Seeber) persönlich. Dieser junge Mann, bei dem man das Gefühl hat, der hat den Blues schon mit der Muttermilch aufgesogen. Seine Stimme erinnert irgendwie ein bisschen an Jonny Winter. Verstärkt hatte sich die Band diesmal on tour noch zusätzlich mit einem Keybord.
Es gab Songs von Walter Trout (z.B. "Got A Brocken Heart", "Good Stuff"), Bugs Henderson ("She Feels Good", "Take Your Time" oder "Blues Casino" usw.), oder auch Klassiker von Stevie Ray Vaughan wie "Texas Flood", "Pride & Joy", "Tin Pan Alley" (geschrieben von Robert Geddins) oder "Scuttle Buttin'" auf die Ohren. Selbst Popa Chubby wurde in die Mangel genommen.
Die Band machte stets eine gute Figur und bot einen feinen Querschnitt ihres Schaffens. Nichts wirkte aufgesetzt oder gar lächerlich.
Anfangs etwas zäh, konnten sie mit der Zeit das Publikum doch mehr und mehr überzeugen und am Ende gab es sogar Zugaberufe. Texas Mike & Crying Horses ließen sich nicht lange bitten und setzten noch mal ordentlich eins drauf.
Mit einer Riesenportion Selbstvertrauen ausgerüstet legten sie einen furiosen Set hin, der so manchen Skeptiker mit Sicherheit überzeugt und einen echten Bluesliebhaber schier umgeblasen hat.
Bravo Jungs - macht weiter so und beim nächsten Mal möchte ich dann auch eigene Songs hören! Wir sehen uns!
Randy Hansen:
Nachdem uns Texas Mike & Crying Horses schon 75 Minuten lang ordentlich Feuer unter den Frack gemacht hatten, enterten nun Mr. Randy Hansen sowie seine Mitstreiter, Manni von Bohr (Drums) und "UFO" Walter (Bass) die Bühne und sofort nach den ersten Takten von "Star Spangled Banner" begann das Gewerkschaftshaus zu kochen.
Über Randy Hansen gibt es geteilte Meinungen. Die einen nehmen ihm übel, dass er spielt, singt, sich kleidet und sogar aussieht, wie Jimi Hendrix.
Es gibt aber auch wiederum viele Fans des vor 30 Jahren verstorbenen Gitarreros Hendrix, die dankbar dafür sind, dass es einen Musiker gibt, der ihm nicht nur musikalisch sehr nahe kommt, nämlich den ebenfalls aus Seattle/Washington stammenden Randy Hansen, der sein Idol aber nie getroffen hat.
Oh ja, dieser Typ hat es wirklich drauf, er beherrscht eben die markanten Riffs, wie z.B. bei "Fire" oder "Hear My Train Comin'". Aber man hat nicht das Gefühl, dass er den Hendrix Note für Note sklavisch nachspielt, sondern immer mit einem Anflug von Ironie (Selbstironie?)
Hansen bot mit seinem 70er-Jahre-Outfit nicht nur was fürs Auge, sondern auch was fürs Ohr.
Da Mr. Hansen ja ein absolutes Fliegengewicht ist, lies er sich auch einfach mal so locker von der Bühne ins Publikum fallen und wird sofort von hilfreichen männlichen Händen aufgefangen.
Auf dem Rücken liegend spielte er weiter seine Gitarre, lässt sie singen, weinen, erzählen. Einfach der blanke Wahnsinn - diese Spielfreude.
Die Stratocaster wurde gequält und gestreichelt, gemartert und liebkost, mit den Zähnen bearbeitet und hinter dem Rücken gespielt. Es war immer wieder eine Freude, seinem Spiel zuzusehen. Fehlte nur noch, dass das gute Stück verbrannt wurde, aber dieses Schauspiel wurde uns nicht geboten, trotzdem feierten seine Fans ihn frenetisch.
Es war ein schönes Gefühl, alle Altersklassen bei diesem Konzert friedlich vereint nebeneinander stehen zu sehen, um diesem Wahnsinns-Gitarristen zuzujubeln.
Ein rundum gelungenes Konzert wurde mit "Beginnings" und "Purple Haze" als Zugabe beendet.
Die Klangqualität war im Gewerkschafsthaus wieder einmal vom Feinsten.
Danke Randy Hansen, danke Texas Mike & Crying Horses für einen rundum gelungenen Abend.
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