Thanatos aus Rotterdam wurden bereits 1984 von Sänger und Gitarrist Stephan Gebèdi gegründet und dürften somit eine der dienstältesten Extrem Metal-Bands Hollands sein. Allerdings standen sie immer in der zweiten Reihe hinter ihren wesentlich erfolgreicheren Landsleuten Pestilence und Asphyx. Ihre ersten wirklich guten Alben "Emerging From The Netherworlds" und "Realm of Ecstacy" aus den frühen Neunzigern besitzen in Insiderkreisen zwar Kultstatus, aber als Klassiker würde ich sie nicht bezeichnen, dafür waren sie doch zu unspektakulär.
Von ganz anderem Format war für meinen Geschmack das im Jahr 2000 erschienene "Angelic Encounters", das mit einem runderneuerten Line-up eingespielt wurde und vollends überzeugen konnte. Ebenso wie der Nachfolger "Undead. Unholy. Divine" von 2004, bei dem sich das Personenkarussell erneut gedreht hatte. Leider hält sich der Bekanntheitsgrad der Band noch immer in Grenzen. Erstaunlicherweise sind die Nebenprojekte (wenn man überhaupt von solchen sprechen kann) einiger Mitglieder ungleich erfolgreicher. So zocken Bandkopf Stephan Gebédi und Gitarrist Paul Baayens bei den Death Metal Senkrechtstartern Hail Of Bullets, und Drummer Yuri Rinkel ist mit Melechesh sehr gut im Geschäft.
Trotzdem haben es Thanatos geschafft nebenbei noch ihr fünftes Album in fünfundzwanzig Jahren (und bei vier verschiedenen Labels, Rekord verdächtig) einzutrümmern. Hoffentlich erhält das Quartett endlich die längst verdiente Aufmerksamkeit. Der neue Longplayer ist, wie die beiden Vorgänger, mehr als hörenswert ausgefallen und zudem absolut konkurrenzfähig. Freunde derber und zugleich anspruchsvoller Klänge sollten "Justified Genocide" auf alle Fälle eine Chance geben, anstatt ihre Zeit und ihr Geld für maßlos überbewertete Acts wie zum Beispiel Legion Of The Damned zu verplempern, die sich stilistisch ja grob in eine ähnliche Richtung bewegen.
Thanatos haben weit mehr zu bieten als simple 'Hau drauf'-Mucke. Seit Paul Baayens als Sologitarrist und Songwriter dazu gestoßen ist, haben sich der Band ganz neue musikalische Möglichkeiten eröffnet. Das stilistische Spektrum bewegt sich von ultraderben Oldschool Thrash-Hämmern wie "They Feed On Fear" oder "Justified Genocide" bis hin zu brutalem, vom technischen Ami Death Metal beeinflussten Songs wie "The Devil Triangle", "The Netherworld" oder dem düsteren, schleppenden "Apostles Of Damnation", die mich alle sehr an Morbid Angel zu "Altars Of Madness"-Zeiten oder auch "Immolation" erinnern.
Auch die geile Coverversion des Massacre-Klassikers "Dawn of Eternity" ist überaus gelungen ausgefallen. Das gesamte Material ist durchgängig absolut interessant und abwechslungsreich arrangiert, wird zu keiner Sekunde langweilig und besticht durch seine erstklassige technische Umsetzung. Besonders Paul Baayens weiß durch sein tolles, facettenreiches Spiel immer wieder Akzente zu setzen. Gekrönt wird der Silberling noch durch eine Neueinspielung des alten "Realm Of Ecstacy"-Gassenhauers "And Jesus Wept", sowie einer weiteren Coverversion von Dark Angels "The Burning Of Sodom", die beide bereits vor einigen Jahren als Vinyl Single erschienen.
Alles in allem ist "Justified Genocide" ein leckerer Gourmet Happen geworden, den sich jeder Fan, der auf Thrash mit massiver Death Metal Schlagseite steht, auf der Zunge zergehen lassen sollte. Es müsste echt mit dem Leibhaftigen zugehen, wenn Thanatos mit dieser Scheibe nicht endlich punkten.
Line-up:
Stephan Gebédi (vocals, guitar)
Paul Baayens (lead guitar)
Marco de Bruin (bass)
Yuri Rinkel (drums)
Tracklist |
01:They Feed On Fear
02:Destruction. Chaos. Creation
03:The Devil's Triangle
04:March Of The Infidels
05:Justified Genocide
06:The Netherworld
07:Dawn Of Eternity (Massacre Cover)
08:Apostles Of Damnation
09:Upwards Spiritual Evolution
10:And Jesus Wept (Bonus Track)
11:The Burning Of Sodom (Dark Angel Cover)(Bonus Track)
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