Das Düster-Sextett aus dem Sauerland stand seit seinen ersten Veröffentlichungen mehr für atmosphärische und melancholische Schwermut. Die beiden letzteren Adjektive sind zweifelsohne noch vorhanden. "Under Her Dead Hands", das Zweitwerk unter dem Namen Tharsys bewegt sich in den Untiefen von Düsternis, Leid und zeitlupenhafter Depression. Bezeichnenderweise quellen die Texte daher nicht vor Lebensfreude über, sondern sind auf der kalten Seite angesiedelt und gleiten durch einen Kosmos von beinahe surrealer Intensität aus Trauer, Tod, Einsamkeit, Hoffnung, Schwärze und Enttäuschungen.
Musikalisch bringt uns diese Band die aus ihrem Genre gewohnten schwermütigen, teils langsamen, aber auch heftigen Klänge, die mit Growls und Rhythmen umspielt werden. Schönklang schimmert dann durch, wenn Sara die Elfenrolle übernimmt und mit hohen Tönen die melancholischen Passagen stilistisch eindrucksvoll untermalt. Als Gegenpart dazu präsentiert Ali Kronnagel die beiden Seiten der gesanglichen Medaille. Einerseits mit Tönen, die ihn bei den Growls beinahe zum Nachlassverwalter der Todesbleiaspiranten aufschwingen lässt, wobei andererseits aber gerade noch rechtzeitig die Kurve in den Clean-Gesang genommen wird, so dass dann die gesanglichen Höhepunkte im Duett mit Sara münden.
Aufgesetzt klingt glücklicherweise nichts bei dieser Produktion, deren Qualität dem Anspruch an Transparenz und Dynamik in jeder Beziehung entgegen kommt. Der Zuhörer kommt auf jeden Fall auf seine Kosten. Songwriting-Ideen sind vorhanden, nichts entlädt sich im Allerweltssound. Manchmal hat man allerdings den Eindruck, dass sich die Gothic-Seite mit den Doom-Einflüssen einen Kampf liefert, der jedoch keinen klaren Sieger hat, denn die Rivalen ringen zwar miteinander, halten sich dann aber sinnigerweise jeder Einordnung fern. So kommt es im Sinne der Homogenität dieses Albums zu einem beidseitig tragfähigen Kompromiss, der beide Stilrichtungen nahtlos ineinander übergehen lässt.
Der Titelsong "Under Her Dead Hands" überzeugt mit düsteren Metal-Riffs, wohingegen "Coldblood" mit seinem akustischen Intro und der hellen Stimme der Frontelfe, den Spagat zum emotionalen Düster-Soundtrack mühelos schafft. "Seven" kann mit satten Gitarren-Hooklines überzeugen, wobei "Infernal Love" mit eindringlichen Gesangsmelodien die komplette Sehnsuchtspalette abfährt. Mit auf der Bestenliste zu finden ist "Devilseed", das mit seinen vertrackt angelegten Melodietreppen in eine grandiose Düsterlandschaft absteigt, wobei die rockige Seite mehr in Richtung Drama tendiert und der Sound auf pathetisch angelegten Tönen furios dahingleitet.
Tharsys haben ihre Gesangslinien handwerklich gut abgeliefert. Gleichzeitig haben sie einen Brückenschlag zwischen Doom und Gothic ohne größere Reibungsverluste mit Konstanz und Eindringlichkeit sauber intoniert. Als Grenzgänger zwischen diesen zwei musikalischen Welten, wurde, ohne allzu große kompositorische Ausfälle, ein solides dunkles Klangbild geschaffen, das schon nach den ersten Klängen die richtigen, gefälligen, morbiden Rhythmussekrete absondert.
8 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Oliver Schneider (guitar)
Lumpi Lauhof (guitar)
Uwe Lerch (bass, vocals)
Kralle (drums)
Sara Lauhoff (keyboard & vocals)
Frank 'Ali' Kronnagel (vocals)
Tracklist |
01:The Price Of Empathy
02:Under Her Dead Hands
03:Coldblood
04:Seven
05:Infernal Love
06:Master Of Humanity
07:Halls Of Desolation
08:Black
09:Devilseed
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