Ich war verdammt neugierig auf das Slaughterhouse, von dem mir schon seit mehreren Wochen bei den verschiedensten Konzerten die Ohren vollgeschwärmt wurden.
Nun, da mich Them eh´ interessierten, wollte ich meine Neugierde endlich befriedigen und mir das "Schlachthaus" im wahrsten Sinne des Wortes mal näher unter die Lupe nehmen.
Zu DDR-Zeiten war der Gebäudekomplex tatsächlich ein Schlachthof gewesen, der dann aber mit der Wende geschlossen wurde. Der gesamte Komplex steht unter Denkmalschutz, zu Recht, denn allein die einzelnen Gebäude sind schon ein echter Augenschmaus. Niemand käme auf die Idee, dass dies mal ein Schlachthof war. Jetzt sind hier Geschäfte, Kneipen und eben auch der Club mit dem bezeichnenden Namen "Slaughterhouse" untergebracht.
Ein feiner "Schuppen", mit viel Liebe zum Detail hergerichtet, der Platz für 150 bis 200 Gäste bietet und in welchem seit einem guten Vierteljahr unser Udo kämpft, um für die Stadt und seine Umgebung ordentlich was auf die Beine zu stellen, was ihm offensichtlich auch gelingt.
Viele tolle Acts gaben sich schon die Klinke in die Hand und diesmal waren es Them, die nach einer monatelangen Ochsentour auch im "Slaughterhouse" Station machten.
Leider habe ich, wie schon so oft, auch an diesem Abend die Erfahrung machen müssen, dass nicht einmal Namen wie Them die Leute von ihren Fernsehern weg locken. Die Besucherzahlen ließen wieder einmal mehr als zu wünschen übrig und sogar ein Eintritts-Obolus von 10,00 € scheint einigen Leuten zu viel Geld zu sein.
Natürlich ist die Band ohne ihren charismatischen Sänger Van Morrison unterwegs, der ja schon seit 1966 das sinkende Schiff verlassen hat.
Wie schon gesagt, seit dem 01.02.2002 ist diese Band nun in der Besetzung Eric Wrixon (voc, key) und Urgründungsmitglied von Them: Jim Armstrong (g) - er war ab 1966 Gitarrist bei Them -, Vincent Hughes (b) und Dave Kennedy (dr) quer durch Deutschland und ohne Unterbrechung auf Tour.
Ich habe mich wirklich gefragt, wie diese "älteren" Herren das wohl durchhalten. Nun, der Weinkonsum war beträchtlich, und anfangs war ich der Meinung, dass dies wohl das Geheimnis ihrer Fitness sein könnte. Ich habe da aber leider selber schon ganz andere Erfahrungen durchmachen müssen, und meine Beobachtungen an diesem Abend änderten meine Meinung dann doch recht schnell.
Während Mr. Armstrong mit jedem Glas spielfreudiger wurde und zur absoluten Höchstform auflief, schlug bei Mr. Wrixon der Genuss des edlen Tropfens immer mehr ins Gegenteil um.
Trotz allem war ich wirklich angenehm überrascht, was diese Truppe da auf der Bühne ablieferte. Ich muss offen und ehrlich zugeben, dass ich von den neuen Songs wirklich nicht einen einzigen kannte. "Don´t go", "Crazy woman" oder "Down" sagten mir z.B. überhaupt nichts, aber ich war vollends begeistert, denn sie gingen schnell ins Ohr. Einen sehr großen Anteil daran hatte natürlich Jim Armstrong mit seinem herrlichen Gitarrenspiel und wunderschönen, unaufdringlichen Soli.
Nach knapp 45 Minuten war dann eine Zwischenpause, in der es sich Mr. Wrixon mit einer weiteren Flasche Rotwein bequem machte. Ich bat ihn um ein kurzes Gespräch, sehr zu meiner Freude sprach er perfekt deutsch, und frage ihn nach einer Setliste. Aber er erklärte mir, dass das Programm an jedem Abend anders gestaltet wird, die Band sozusagen nach Gefühl, Lust und Laune spielt. Natürlich dürfen einige Standards nicht fehlen, das ist klar - und die kamen dann im zweiten Teil natürlich auch.
Irgendwie fragte ich mich jetzt ernsthaft, wie dieser Mann den Abend wohl überstehen wird, denn er wirkte völlig abwesend.
Im Gegensatz zu ihm, grinste Armstrong wie ein Honigkuchenpferd und riss eine Gitarre runter, dass allen Anwesenden die Kinnladen im wahrsten Sinne des Wortes nach unten klappten! Ich habe mit Sicherheit schon viele Gitarristen spielen sehen, aber was uns hier geboten wurde, war wieder einmal Weltklasse. Der Mann hat es wirklich darauf, allein seine Spieltechnik ist vom Feinsten. Er hat wahrhaftig den Blues und lebt und fühlt ihn auch, so kam es mir jedenfalls vor.
Ein Gänsehautschauer nach dem anderen jagte mir den Rücken rauf und runter und ich genoss jeden einzelnen Akkord, jeden Anschlag, eben einfach jede einzelne Note von ihm.
Ich geb' es ja zu, dass ich eine absolutes Faible für Gitarren habe und deshalb natürlich auf die Spieltechnik ganz besonders achte.
Nun, Songs wie "Gloria", "Cry for me" oder das geniale Dylan-Cover "It's all over now, baby blue" dürften eigentlich jedem Bluesfan ein Begriff sein.
Bei letzterem bewies Erix Wrixon, dass er es gesanglich wirklich noch drauf hat. Bei "Gloria" wurden alle zum Mitsingen aufgefordert, es zierte sich niemand und die Band hatte ihren Spaß.
Nach diesem Set verließ Wrixon, völlig erledigt, die Bühne um dann noch einmal für eine Zugabe zurückzukehren.
Das nutzte Jim Armstrong für einige witzige Solo-Medley-Einlagen. Ich glaube, wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte der Abend noch lange kein Ende gehabt. Er war wirklich in Hochform (der Weingenuss kann also doch auch positiv sein), ganz im Gegensatz zu seinem Mitstreiter am Keyboard, der mir nicht nur betrunken, sondern krank und fertig vorkam. Er war meiner Meinung nach bestimmt froh, diesen Abend wieder einmal über die Runden gebracht zu haben.
Leider ließ die Gesamtspielzeit etwas zu wünschen übrig, aber trotz allem haben diese Herren immer noch jeden Jungspund an die Wand gespielt. Gestehen wir es ihnen nach dieser Ochsentour, die immerhin noch bis zum 05.05.2002 geht, auch zu. Vom Alter natürlich mal ganz zu schweigen.
Versteht mich bitte nicht falsch, es war kein schlechter Set. Nein ganz im Gegenteil, denn wenn ich das behaupten würde, wäre es gelogen. Ich hatte eher das Gefühl, dass sich Mr. Wrixon mit dieser Tour ganz einfach übernommen hat, das ist alles.
Und - ich ziehe den Hut vor ihnen!
Bilder vom Konzert
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