The Thermals / Desperate Ground
Desperate Ground Spielzeit: 26:25
Medium: CD
Label: Saddle Creek Records, 2013
Stil: Post Pop Punk, Lo Fi Pop

Review vom 12.05.2013


René Francke
Sechs Platten in zehn Jahren ist ein stattlicher Output, selbst für eine Post Punk-Band wie The Thermals. Nach den poppigeren Platten "Now We Can See" (2009) und "Personal Life" (2010) liefert das Trio aus Portland, Oregon mit "Desperate Ground" wieder einen kratzigeren Lo-Fi-Brocken wie aus den Anfangsjahren ab. Zurück zu den dreckigen Wurzeln quasi - die blühende Eingängigkeit wird auf dem aktuellen Longplayer dennoch bewahrt. So verpacken Hutch Harris, Kathy Foster und Westin Glass stoppeliges Lo-Fi-Geschredder und liebreizende Melodieblüten in ein gelungenes Kunstprodukt.
Ihr Sound und ihre Songstrukturen sind diesmal wieder näher dran an Guided By Voices, Sonic Youth und den Ramones. Nach eigener Aussage musizieren The Thermals ja im 'No-Fi'-Bereich. Was sie damit meinen, kann man jedem einzelnen Song der neuen Scheibe sofort anhören: einfach simple und druckvolle Punknummern ohne jeglichen technischen und künstlichen Schnickschnack in einem ungeschliffenen Proberaumklang.
Während beim Vorgänger "Personal Life" Beziehungen im Allgemeinen sowie die Liebe das Albumkonzept bestimmen, dreht sich der aktuelle Longplayer um Tod, Gewalt und das Leben aus Sicht eines imaginären Schurken. "Desperate Ground" ist eine schnoddrige und rücksichtslose Ode an die menschliche Gewalt, die Unvermeidbarkeit von Krieg und Tod. Die Uptempo-Nummer und erste Single "Born To Kill" fasst das thematische Konzept der CD aussagekräftig zusammen. Alle Songs erzählen die finstere Geschichte eines einsamen Gauners in der Nacht - ein Mann auf seinem Weg ("I Go Alone"), das Schwert griffbereit ("The Sword By My Side") und mit dem unbändigen Drang zu zerstören, ein nie enden wollender Kampf gegen die Kräfte der Natur ("The Howl Of The Winds"), ein unmöglich zu vermeidendes Schicksal. Und am Ende wird die Liebe doch überleben ("Our Love Survives").
Entsprechend energisch, aggressiv und düster singt Harris die Texte, wobei er Songs wie "I Go Alone", "You Will Find Me" und "Faces Stay With Me" zuversichtlicher und stimmungsvoller schmettert als die Titel suggerieren mögen. Seine Stimme entfaltet eine Vehemenz, der man sich kaum entziehen kann. Kathy Fosters groovender Bass wummert durch die Songs und bildet das nötige Fundament. Hutch Harris legt den Fokus auf seinen Gesang und die Lyrics. Seine schrammelnde Gitarre verzichtet diesmal gänzlich auf Soli und sonstige Spielereien. Drummer Glass gibt das Tempo vor und lässt seine Schlagzeugbecken im gesunden Maße an den passenden Stellen scheppern.
Diese Platte bietet einen schlichten, aber kraftvollen und zum Pogen animierenden Hörgenuss. Liebhaber des Lo-Fi-Sounds kommen hier voll auf ihre Kosten. Wer musikalische Verspieltheit und eingängige Pop-Melodien sucht, wird diese hier vergeblich suchen. Der ganze große Wurf ist dieser Longplayer sicher nicht, aber darum geht es The Thermals ja auch gar nicht. Dies machen sie in Stücken wie "Where I Stand" und "Our Love Survives" ausreichend deutlich: »No matter if we die / We'll live eternally« singt Harris und stellt damit klar, dass es ihnen egal ist, wenn sie den kreativen Tod sterben. Ihr Augenmerk legen sie ohnehin auf die Aussage, die Botschaft, und damit diese im Vordergrund steht, drehen sie die Produktionsqualität deutlich runter - und das ist auch gut so, denn nur so funktioniert diese Scheibe.
Line-up:
Hutch Harris (guitar, vocals)
Kathy Foster (bass)
Westin Glass (drums)
Tracklist
01:Born To Kill
02:You Will Be Free
03:The Sunset
04:I Go Alone
05:The Sword By My Side
06:You Will Find Me
07:Faces Stay With Me
08:The Howl Of The Winds
09:Where I Stand
10:Our Love Survives
Externe Links: