This April Scenery / Absence Makes The Heart Grow Fonder
Absence Makes The Heart Grow Fonder Spielzeit: 39:42
Medium: CD
Label: Finest Noise, 2012
Stil: Indie, Pop, Rock

Review vom 02.11.2012


Günther Klößinger
Im Jahre 2009 erblickte die nordrhein-westfälische Band This April Scenery das Licht der Rockwelt. Die vier Musiker beschreiben ihren Stil selbst als Progressive Independent Pop, was so manchen Rockfan in Verwirrung stürzen könnte. Schließlich platzen den Anhängern sogenannter progressiver Musik beim Wort Pop meist die Hämorrhoiden. Umgekehrt sind Popfans oft vom ewigen Gefrickel und der Bombastomanie der Progrocker angenervt. Gibt's da noch was dazwischen? Ja, klar: Independent heißt das Zauberwort.
Im ursprünglichen Sinne bedeutete dieses Markenzeichen ja nur, dass ein Plattenlabel unabhängig von den großen Major-Companies agierte. Aber viele kleinere Plattenfirmen, die in den seligen 80ern noch auf der Indie-Welle surften, wurden mittlerweile von den Großen des Business geschluckt. Andererseits ist die Zahl kleiner Musikverlage und -firmen inzwischen Legion und es sind nahezu alle Genres darunter vertreten. Independent ist daher eher zu einem Stilmerkmal avanciert, was natürlich die Frage aufwirft: Unabhängig? Von wem oder was?
Zu Zeiten der Klassiker wie den Cocteau Twins, Dead Can Dance, X mal Deutschland oder den Pixies waren deren Klänge durchaus stilprägend und neu. Ähnlich wie zuvor der Punk beeinflussten die Bands der Indie-Szene bald auch den Mainstream. Und so klingt die Musik von This April Scenery auch nicht losgelöst von jeglichen Vorbildern - der Sound hängt ein wenig im Brit Pop der 80er Jahre fest. Das muss ja kein Schaden sein und zumindest eine Schwachstelle vieler deutscher Bands hat die junge Combo erfolgreich umschifft: Der Sänger hat eine authentische Aussprache drauf. Man verdreht beim Lauschen also schon mal nicht die Augen und wünscht sich deutsche Lyrik. Eher im Gegenteil.
Die Songs sind nicht unbedingt kompliziert gestrickt, oft folgen sie nur dem Muster 'Strophe - Refrain - Strophe - Refrain…' und so weiter. Echte Höhepunkte sind, im dramaturgischen Sinne, eher spärlich zu finden. Dennoch plätschern die Lieder des Quartetts auch nicht in seichter Beliebigkeit dahin.
An einigen Stellen wird das unbekümmerte Drauflos-Rocken durch unerwartete Breaks oder angeschrägte Harmonien durchbrochen - Musterbeispiele hierfür finden sich in "Jesus Christ Lizard" und "You Tried So Hard". Hier gewinnen die Kompositionen und Arrangements von This April Scenery auch jenen Tick an eigenem Profil, der ansonsten ein wenig fehlt.
Die Musik setzt auf kurze, knackige Riffs und verzichtet auf prätentiösen Schnickschnack. Die Soli sind eher zweckdienlich als hochgradig virtuos, aber das tut der positiven Stimmung, die die Scheibe verbreitet, keinen Abbruch.
Dem Bandnamen entsprechend wollen die vier Jungs das Feeling des Monats April musikalisch umsetzen und dies gelingt ihnen auch hin und wieder: blitzt mal die Melancholie auf, verbreiten Drive und Melodik zumindest wieder die Hoffnung auf Sonnenschein. Vielleicht sind die Songs der Band am ehesten als Gute-Laune-Rock zu bezeichnen. Hübsche Pop-Melodien, straight und mit Druck gespielt. Sicher kein Meisterwerk, aber zumindest ein gut gemachtes und schön zu hörendes Album. Und das ist schon 'ne Menge. Es wäre bestimmt interessant, mal zu erleben, wie das NRW-Quartett seine Musik live rüberbringt.
Line-up:
Nico (Gesang, Gitarre)
Christoph (Gitarre, Keyboard)
Marvin (Bass)
Alex (Schlagzeug)
Tracklist
01:Stay The Course
02:We Are Hiding In The Clouds
03:This Is Me Again
04:Jesus Christ Lizard
05:Spring Break
06:Don't Run Away
07:A Teenlife Crisis
08:Absence Makes The Heart Grow Fonder
09:Atlantis Astronaut
10:Homoluncus
11:You Tried So Hard
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