Nichts für schwache Nerven! Worum geht's eigentlich? Es geht um diesen dreckigen Stoner Rock-Metal-Cocktail aus Berlin. Dickflüssig wie ein dunkles Meer aus Rotz und Wüstenstaub, durchtränkt mit Schmerz, Schwermut, Wut und Hass. This Is Ghost! Country klingen tatsächlich als wären sie von allen guten Geistern verlassen. Und das meine ich sehr wohl im anerkennenden Sinne.
Mit tief, abgrundtief gestimmten Saiteninstrumenten, staubtrockenen Riffs, dröhnendem Bass, schlichtem Schlagzeugspiel und rauem Gesang bretzeln die Mannen um Sänger Michael Kaufung dem Hörer ihr gleichnamiges Debütalbum um die Ohren - bis diese brutzeln. Kaufungs Stimme passt sich phasenweise der tiefen Stimmung der Gitarren an; er wütet sich shoutend, grummelnd und flüsternd durch die von seinen Kumpanen geschaffenen Klangwelten und trägt seine mehrheitlich schmerzhaften Erfahrungen und Ansichten in die Welt hinaus.
Der Opener "Smooth Unfoo" eignet sich bestens zur Belebung langweiliger Autobahnfahrten. Mit seinem Kopfnickerrhythmus im groovigen Stoner Rock-Stil und einer mächtig tiefergelegten Stimme verschluckt dieser Song jedes Tageslicht und führt den Hörer hinab in dunkle Tiefen. "Dumbfucker" walzt in seinen ersten zwei Minuten in metallischer Monotonie die Gehörgänge platt, um dann stotternd und immer langsamer werdend auszuhämmern. "Ztupe/Red Area" ist eine wild heruntergeholzte Nummer mit Punk- und Alternative Rock-Attitüde und wirkt im Vergleich zu den anderen Aggronummern schon fast beschwingt. "The God Replacement" stampft verwegen mit einer unfassbar groovigen Basslinie ums Haus - jetzt hält es mich nicht mehr auf meinem Sitz. Beim Tanzen habe ich sicher mehr Ähnlichkeit mit einem von der Tarantel gestochenen Wanderer, der wahnsinnig durch den Wald holzt, als mit einem elegant pogenden Discogott.
Düster und erdrückend - wie das ganze Album - schiebt sich beim Fast-Instrumental-Song "Tekken" ein depressives Gitarrenintro von anderthalb Minuten Länge durch die Boxen. Doch die letzte Minute dieses Stückes zerfetzt die zuvor mit Schwermut geschwängerte Atmosphäre.
Bewusst wählten die guten Geister um Sänger Kaufung eine mittelmäßige bis breiige Produktionsqualität für ihr Debüt. Besonders erkennt man dieses Stilmittel in Stücken wie dem Punkrotzer "Big Fat Killing" mit seinen blechernen Gitarren: Wie ein keifender Flaschengeist schreit diese Nummer nach Ausbruch und Befreiung - und bleibt im nach oben offenen Flaschenhals stecken. Oder auch das fast psychedelische "Black Trekker", das im Lo-Fi-Gewand durch den Raum schwingt
Den Abschluss bildet ein scheinbar holperndes Apokalypse-Sägeblatt so groß wie das London Eye: "Bootes" frisst sich wie pechschwarze Säure aus bedrohlichem Metal, tonnenschwerem Stoner Rock, fiesem Baulärm, endzeitlicher Schlammflut und klumpigem Bleiregen durch jedes Gestein. Dieses Ungetüm an düsternder Klangkunst zerfleddert mit seinen Schallwellen alles zu nadelkopfgroßen Stückchen. Nach diesen achteinhalb Minuten Rohhackkunst weiß ich nicht mehr so recht, welchen Tag wir heute haben. Und nach einer Gesamtspielzeit von 33:24 Minuten ist der ganze Spuk vorbei - doch die reichen aus, um zu vergessen, wo oben und unten ist. Einmal durch den Fleischwolf, bitte!
Unheimlich! Diese Musik treibt bereits nach zwei Durchläufen ihr Unwesen in meinem Kopf und lässt mich benommen zurück. Jeder Song auf "This Is Ghost! Country" setzt den Zuhörer zunächst unter Strom, um ihn dann blitzschnell zu entladen und ertauben zu lassen. Ein beachtlicher rotzig-grooviger Bastard aus punkigem Sludge, Stoner Rock und Metal. Wer sich schon immer einmal vor tief gestimmten Instrumenten fürchten wollte, die eine farblose, bleierne Atmosphäre erzeugen: Hier ist die Gelegenheit dazu.
Line-up:
Michael Kaufung (vocals, guitar)
Daniel Körner (bass)
Jens Bergener (guitar)
Georg Kaufung (drums)
Tracklist |
01:Smooth Unfoo
02:Dumbfucker
03:Ztupe/Red Area
04:The God Replacement
05:Tekken
06:Big Fat Killing
07:Black Trekker
08:Bootes
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