»Irgendwie sind wir wieder da angekommen, wo wir angefangen haben« sagt Sänger David Becker von Thorn.Eleven. Immerhin existieren die Heidelberger Rocker schon seit 1996 und haben gerade eine fast fünfjährige Durststrecke überwunden. Enttäuschungen mit Managern, Plattenfirmen oder Verlagen, in der Zeit lief so einiges schief. Gott Lob, alles Schnee von gestern und 2009 versucht die Truppe noch mal richtig durchzustarten.
Für ihr neustes Werk "Circles" haben sie sich eine gute Dreiviertelstunde gegönnt, um den Konsumenten mächtig einzuheizen. Das Quartett lässt es bei "Intro" erstmal gemächlich angehen. Zaghafte Piano-Klänge lassen den Hörer ganz gemächlich dahin dämmern, ehe es aus den Boxen so richtig scheppert. Das Blut zirkuliert nun erheblich schneller durch die Venen und spätestens beim nächsten Song ist endgültig Schluss mit Lustig. Ein richtig harter, fetziger Sound bläst einem bei "Quicksand" um die Trommelfelle. Kai Bergerin hämmert erbarmungslos auf seine Felle ein, so dass man sich ausmalen kann, welch enormen Bizeps er haben muss. Dazu ein kräftig pumpender Bass und die rockige Stimme Davids, Rockerherz was willst du mehr? Auf den folgenden Titel warten wohl alle, "Summer". Doch statt Sonnenschein erwartet den Hörer ein metallischer Track, der einen schon mal ins Schwitzen bringen kann und der außerdem mit einem harten Gitarrensolo aufwartet. Dass die Combo "Circles" als ihren Titelsong auserkoren hat, ist absolut nachvollziehbar. Ein Highlight des Silberlings mit einer astreinen rockigen Melodie, das sich bei mir zu einem Ohrwurm entwickelt hat. "Miracle" passt sich dem hohen Niveau von "Circles" nahtlos an und besticht ebenfalls mit denselben Attributen. Zwischendurch wird mal kurz das Tempo gedrosselt, um dann wieder mit extremer Dynamik die Nummer nach Hause zu fahren.
Mit "Lost" wird einem schon fast eine Rock-Ballade angeboten. Aber nur fast, denn man spürt richtig, dass die Band nicht großartig an ruhigen Passagen interessiert ist, und so werden weiterhin die Instrumente bis an ihr Limit getestet. Oh, "Someday" lässt mich Lügen strafen, geht's hier doch verhältnismäßig soft zu Werke. Hier besticht Becker wieder als Vokalist der Spitzenklasse und seine Mitstreiter beweisen, dass sie schon einige Jahre im Musik-Business vertreten sind. Nachdem man dem Zuhörer eine kurze Pause zum Luftholen zugestanden hat, wird einem "Misery" um die Ohren gefeuert. Kai beackert wieder unermüdlich seine Pauken, Mücke hat mit seinen dicken Saiten kein Erbarmen und Matthias sowie David lassen die Saiten ihrer E-Klampfen nicht zur Ruhe kommen. "Aidin", "Solo" und "Control" werden weiterhin im alternativen Rock mit reichlich Metal vorgetragen. Dem Konsumenten wird kaum eine Ruhephase gegönnt und Herzschwachen kann ich nur raten, die Phonzahl auf Zimmerlautstärke zu drosseln, sonst könnte es leicht einen Kabelbrand im Herzschrittmacher geben!
Als Sahnehäubchen wird einem noch "Do You Miss Me" geboten. Hier wird anfänglich nicht ganz so heftig agiert, doch der Schein trügt, zum Ende kommen die Deutsch-Rocker noch mal mit Brachialgewalt und hinterlassen einen spielstarken Gesamteindruck. Für deutsche Verhältnisse ist "Circles" ein sehr gutes alternatives Rock-Album, das sich auch hinter dem internationalen Standard nicht zu verstecken braucht. Thorn.Eleven ist da ein sehr interessantes Machwerk mit reichlich Power und spielerischer Ungezwungenheit gelungen. Ein bisschen Metallica, ein wenig Rammstein und sehr viel Eigenes, das ist die Mischung, die den europäischen Markt erobern kann. So wird das Ende eines alten und der Beginn eines neuen Kapitels eingeläutet. 8 von 10 RockTimes-Uhren sind als Kaufempfehlung zu betrachten!
Line-up:
Matthias Heinz (guitar, backing vocals)
David Becker (guitar, vocals, percussion)
Kai Mücke (bass)
Kai Bergerin (drums)
Tracklist |
01:Intro
02:Quicksand
03:Summer
04:Circles
05:Miracle
06:Lost
07:Someday
08:Misery
09:Aidin
10:Solo
11:Control
12:Do You Miss Me
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