Three Wishes / Obsession
Obsession Spielzeit: 62:13
Medium: CD
Label: 3 Song Music, 2011
Stil: Melodic Rock, AOR

Review vom 20.05.2011


Michael Knoppik
Es gab mal Zeiten, da waren powervolle E-Gitarren, Melodie-selige Keyboards, eine druckvolle Rhythmussektion und Stadiongesang ganz groß im Rennen. Alles gepaart mit einer Prise Bombast und einer fetten Produktion. Es gibt unzählige Beispiele wie Asia, Toto, Journey. Auch einige Hair Metal-Bands wie Van Halen oder Europe setzten auf einen ähnlichen Sound wie die Vertreter aus dem Melodic Rock bzw. AOR. In den Achtzigern war solche Musik sehr verbreitet und fristet heute noch ihr Dasein, zumindest im Hörerkreis der Altersstufen 40 bis 65. Seit dem Ende der großen Zeit des als 'Adult Oriented Rock' voll ausgesprochenen Genres ist diese Musik zwar nicht verschwunden und hat immer noch eine treue Fangemeinde, aber sie bringt seit langem kaum noch Innovatives auf den Markt. Obwohl die Musik durchaus gehaltvoller sein kann als viele moderne Mainstream Rock-Acts, wird sie nicht mehr so stark beachtet. Das Genre ist trotz seines ursprünglichen Anspruches, eben Adults (zu deutsch: Erwachsene) zu bedienen, nicht mehr neu zu erfinden. Somit stellt sich die Frage: Braucht die Welt das viermillionste Melodic Rock-Album?
Three Wishes aus Deutschland (!) feiern zu ihrem zehnjährigen Bühnenjubiläum die Veröffentlichung ihres vierten Studioalbums. Die vierköpfige Band besteht seit dem Jahr 2000 und kommt aus Hamburg.
Man merkt beim Hören des Albums der Band direkt an, welche Vorbilder sie mit größter Sicherheit haben. Jedenfalls wäre es bei dem Typ Musik schwer verwunderlich, wenn die oben genannten Künstler keinen Einfluss auf Three Wishes haben sollten. "Living A Lie" ist der typische, druckvolle Melodic Rock-Opener mit guter Laune und einer einprägsamen Hookline . Die üblichen Keyboardfanfaren sind nicht nur im dritten Stück "Don't Get Me Wrong" rauszuhören. Eine Akustik-lastige Ballade à la "Everything To Me" darf dabei natürlich auch nicht fehlen. Hier punktet vor allem das scheinbar erklingende Orchester, das synthetisch per Keyboards erzeugt sein muss, weil dem Booklet keine Angaben zu einem Orchesterarrangement zu entnehmen sind - alles nichts Neues, wobei der Band ordentliches Musikerhandwerk nicht abgesprochen werden kann.
Natürlich folgt auf die Ballade dann wieder etwas rockigeres. "Y.D.N.W.L.C.B" steht dabei einfach für "You Don't Know What Love Can Be" - 'Standard-AOR-Lyrik', die in der Musikhistorie ihrem geplanten Anspruch leider nur allzu selten gerecht geworden ist. Zum Glück bleiben wir von einem
Spread your wings and fly away verschont. Viel mehr Songs hervorzuheben hat kaum einen Sinn, denn sie klingen alle ähnlich. Die Trademarks wurden bereits genannt und man hätte statt fünfzehn Tracks aufzunehmen, genauso gut nach neun Titeln Schluss machen können. Wenn auch der elfte Song - "Sensation" - vielleicht ein Proto-Titel dafür ist, zu hören, dass der E-Bass auf diesem Album eben nicht untergeht, wie es leider bei einigen Melodic Rock-Aufnahmen der Fall ist. Ich werde aber nicht schreiben, dass die Ballade zum Schluss, die den längsten Titel darstellt, das Album krönend abschließt. Es ist schließlich absolut nichts Neues, dem letzten Song viel Zeit beim Aufbau zu geben, um so den Eindruck einer Reprise der besten Stellen der ach so tollen Platte zu bieten...
Das Album ist nicht im Großhandel erhältlich, sondern lässt sich auf den Webseiten der Band bestellen.
Wie soll man den millionsten Aufguss von AOR-Mucke also bewerten? 100% solide Arbeit stehen 0% Innovation entgegen. Entscheiden wir uns für die Mitte und vergeben 5 von 10 RockTimes-Uhren!
Line-up:
Michael Degen (guitars)
Andi Knaak (vocals)
Holger Niedrich (bass & backing vocals)
Arthur Qoku (keyboards)
Special Guests:
Victor Falconi (drums)
Stefan Vermehren (backing vocals)
Claudia Bahr (backing vocals)
Tracklist
01:Living A Lie
02:New Tommorow
03:Don't Get Me Wrong
04:Save My Soul
05:Everything To Me
06:Y.D.N.W.L.C.B.
07:One Life
08:Flight
09:Flying High
10:No Way Back
11:Sensation
12:Destiny
13:Sally
14:Red, Hot & Wicked
15:Better Days 2010
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