Die Spanier Tierra Santa laden im Sommer 2006 zu ihrem nun 6. Album mit dem Titel "Mejor Morir En Pie" ein. Und was der Titel schon verrät, ist die Tatsache, dass der eine oder andere möglicherweise ein Problem mit der spanischen Sprache haben könnte. Nicht, weil er der Meinung ist, dass die Sprache grausam wäre, nein. Vielmehr ist es für uns Hörer, die zu 99 % die englische Sprache gewohnt sind, eben mal etwas vollkommen anderes. Ich selbst habe damit weniger Probleme und finde sogar, dass gute Songs in italienischer, griechischer und eben auch spanischer Sprache durchaus ihren Reiz haben.
Tierra Santa sind inzwischen über 10 Jahre im Geschäft und haben das neue Album in den 'Sanido XXI Studios' produziert. Die Scheibe hat einen exzellenten Sound, alle Instrumente sind klar differenziert und 'ohrenscheinlich' toll abgemischt worden. Nach "Apocalipsis" aus dem Jahr 2004 war ich auch sehr gespannt, wie sich die Band entwickelt, bzw. welchen Weg sie fortan beschreiten will. Denn ich gebe zu, dass mir der Vorgänger nicht so besonders zugesagt hatte. Ganz anders als "Indomable" aus dem Jahr 2003 und vor allen Dingen das Live-Produkt "Las Mil Y Una Noches", welches die Band als eine richtig harte und raue Metal-Band präsentierte.
Im Gesamten muss man feststellen, dass die Stücke melodischer und softer geworden sind. Das Album beginnt mit einem mehrstimmigen Gesang, der von keinem Instrument untermalt wird. Dieser Titelsong entwickelt sich allerdings zu einer flotten Nummer, bei der die gedämpften Gitarren dominieren. Die Keyboardtasten werden dabei ganz dezent im Hintergrund gedrückt. "Un Grito En El Aire" schließt sich straight und mainstreamig an, der Gesang steht klar im Vordergrund und die Keys dominieren hier.
"Magia" ist hart rockend und ziemlich treibend. Herauszuheben ist hier die tolle Gitarren-Rhythmusarbeit und die Melodieabläufe passen in das spanische Konzept. Ich bin mir nicht sicher, ob dies in englischer Sprache so durchgehen würde. Einen kleinen Schritt zurück in vergangene Tage machen Tierra Santa mit dem Stück "La Impureza De La Amistad" und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieses insbesondere live von den Fans gut angenommen wird. Ein sogenannter Mitgröleffekt ist nicht wegzudiskutieren.
"Otelo" stampft zwar recht anständig, allerdings muss man hier auch attestieren, dass kaum Ideen verarbeitet wurden. Ein Füller, nichts anderes. Das erste richtige Manko ist meines Erachtens allerdings das Lied "Si Tu Alma Has De Vender", dass zwar wieder schnell unterwegs ist, nur scheint sich nun die Wiederholung in den Vordergrund zu drängen. Klar, wer einfach nur Party haben möchte, ist damit gut bedient, aber ansonsten...
Was gibt es sonst noch anzusprechen: Es dürfte aus der Beschreibung bisher hervorgehen, dass es sich hierbei um eine annehmbare melodischen Hard Rock-Scheibe handelt. Mein größter Tipp ist dabei "Nunca Te Alejes De Mi", was zwar zu Anfang klar in Richtung AOR geht, sich dann aber zu einem echten Hard Rocker im 70er-/80er-Jahre Stil entwickelt. Den Bonustrack "Himno A La Alegria" vergessen wir lieber, denn diese Melodien hat Ritchie Blackmore mit Rainbow schon vor etlichen Jahren besser und vor allen Dingen virtuoser gespielt.
Mein Fazit ist, dass Tierra Santa ein schönes Album gemacht haben. Gleichwohl werden möglicherweise alte Fans sagen, dass ihnen zu einem gehörigen Teil die Härte fehlt. Das ändert aber nichts daran, dass das Gros der Scheibe gut ausbalanciert ist, die Arrangements gut gewählt sind und "Mejor Morir En Pie" somit im Bereich des melodischen Hard Rocks vorne einzureihen ist. Die Band ist live immer gut und heavy unterwegs und ich bin auf einen der nächsten Auftritte in Deutschland gespannt, denn das Live-Repertoire kann auch mit diesen Songs sinnvoll ergänzt werden.
Line Up:
Vocals & Guitars: Angel
Guitars: Arturo
Bass: Roberto
Drums: Inaki
Keyboards: Mikel
Spielzeit: 41:54, Medium: CD, Locomotive Records, 2006, Melodic Hard Rock
1:Mejor Morir En Pie (3:48) 2:Un Grito En El Aire (3:39) 3:Magia (4:10) 4:La Impureza De La Amistad (3:42) 5:Otela (3:47) 6:Si Tu Alma Has De Vender (3:49) 7:Hoy Vivo Por Ti (4:05) 8:Una Luz En La Oscuridad (2:58) 9:La Tentación (3:59) 10:Nunca Te Alejes De Mi (3:33) 11:Bonustrack: Himno A La Alegria (4:17)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 14.06.2006
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