Der Name des sagenumwobenen Kontinents Atlantis ist Programm. An frühere Glanztaten der norwegischen Hard-Rocker erinnert die jetzige Veröffentlichung nur äußerst selten.
Tony Harnell, der legendäre US-Sänger befindet sich permanent in Job-Rotation zwischen Westworld, Soloaktivitäten und TNT. Im aktuellen Fall wird er durch den Ex-Shy-Fronter Tony Mills ersetzt.
Dass ein derartiges Bandkarussell Substanz kostet, ist auf dem neusten Longplayer unüberhörbar.
Als Fels in der Brandung ist einzig Ronnie Le Tekrø an der Sechssaitigen und Verantwortlicher für die Kompositionen, übrig geblieben.
Das ist anscheinend auch die Problemzone. Der Gitarrist scheint intensiv damit beschäftigt, die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten, oder neue Ufer auszuloten. Beatles-Anleihen wie bei "Hello, Hello" mögen noch hingehen, "Peter Seller Blues" mit der "Pink Panther"-Melodie wirkt schon befremdlich, aber "Baby's Got Rhythm" mit antiquiertem Disco-Beat haut vollends den Korken aus der Flasche. Vielleicht ist das der Grund?
Die Jungs haben sich einige vergnügliche Tage im Studio gemacht und dabei die musikalischen Großtaten klassischer Vorbilder, seien es Queen, die mit einem Solo in Brian May-Bauart in "Tango Girl" zitiert werden oder Disco-Pop mit Zuckerwatte bei "Bottle Of Wine", der allerdings mit diesem Zuckergehalt sogar den EU-Richtlinien zum Opfer fallen würde. Alter Wein in neuen Schläuchen? Nicht einmal das, denn allzu einfallslos und offensichtlich uninspiriert wirkt das Ganze. "The Taste Of Honey" mit nochmaliger Beatles-Einlage, ist zwar produktionstechnisch einwandfrei, wirkt aber durch den Wiederholungsfaktor schlicht überstrapaziert.
Die Begeisterung hält sich in Grenzen, da die Erwartungshaltung an "Atlantis" eigentlich nur durch den Sänger Tony Harnell aufrecht erhalten wurde, denn mit diesem Top-Shouter hatten die Norweger klasse Alben wie "Knights Of The New Thunder" und "Tell No Tales" eingespielt. Mit Gitarrist Ronni Le Tekrø ist das anders, warum steht allerdings in den Sternen. Ab und zu rifft es noch ganz nett, aber das war es dann auch schon.
Erinnerungen an frühe Glanzzeiten kommen eigentlich nur noch bei "Love Of My Life" und "Had It, Lost It, Found It" hoch, bei dem Gitarren-Traditionalisten die technische Beschlagenheit des Fingerkünstlers herausfiltern können. Über den Songs werden tonnenweise Chorusse aufgehängt, die in ihrer Mehrstimmigkeit einen seltsamen Nachgeschmack hinterlassen.
Für Entspannung sorgt nur noch die Ballade "Me And Dad", die aber durch ihren Hang zum Kitsch zwar keine musikalische Großtat darstellt, aber zumindest nicht mit irgendwelchen Zitaten gespickt ist und dadurch eine gewisse Eigenständigkeit hat und sei es auch nur für die Freunde der ruhigeren Gangart.
Daher bleibt zu hoffen, dass dies ein einmaliger Ausrutscher ist, denn eine Fortbewegung auf dieser Schiene hätte unweigerlich den Tod dieser einstmals kreativen Band zur Folge. Dass die Nordmänner es weit besser können, haben sie in der Vergangenheit schon oft genug bewiesen.
4 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Victor Borge (Bass)
Tony Mills (Gesang)
Ronni Le Tekrø (Gitarre)
Diesel Dahl (Schlagzeug)
Tracklist |
01:Hello, Hello
02:Peter Seller Blues
03:Baby's Got Rhythm
04:Tango Girl
05:Me And Dad
06:Atlantis
07:The Taste Of Honey
08:Bottle Of Wine
09:The Missing Kind
10:Love Of My Life
11:Had It, Lost It, Found It
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