Todtgelichter / Apnoe
Apnoe Spielzeit: 54:14
Medium: CD
Label: Code666 Records/Aural Music, 2013
Stil: Avantgarde Metal

Review vom 18.04.2013


Andrea Groh
Apnoe - Atemstillstand. Am bekanntesten ist der Begriff im Zusammenhang mit der gefährlichen Schlafapnoe, die Zeichen von verschiedenen Krankheiten sein bzw. zu unterschiedlichen Gesundheitsstörungen führen kann. Absichtliches Luftanhalten beim Tauchen wird ebenfalls als Apnoe bezeichnet. Und Todtgelichter nennen ihre neue CD auch so.
»Apnoe - condition, restriction, illness. When it is getting hard to breathe, sometimes you need to free yourself and break bridges in order to continue« - so wird die Titelwahl erklärt.
Doch wer oder was ist Todtgelichter überhaupt? 2002 als Black Metal-Band in Hamburg gegründet gab es 2003 ein Demo ("Fluch/Sog in den Wahnsinn"), gefolgt von zwei CDs bei Folter Records, "Was bleibt…" (2005) und "Schemen" (2007).
Danach wechselten die Hamburger das Label und die musikalische Ausrichtung. "Angst" (2010) auf Code 666 war ein »Avantgarde/Progressive/Post Metal monster«. Ah ja. Dann kam es noch zu Veränderungen im Line-up: Vokalist/Bassist Nils wurde durch zwei neue Mitglieder ersetzt, Tobias am Gesang und Chris am Bass.
Daher sollten Fans, die die Band von früher kennen, mit gewisser Vorsicht an "Apnoe" herangehen. Auch hier sind Begriffe wie Avantgarde oder Post Metal nicht falsch. Stellenweise haben wir es mit eher lässig wirkender Gitarrenmusik zu tun, die man eigentlich nicht einmal mehr als Metal einstufen kann.
Manchmal mit weiblichem, manchmal mit männlichem Gesang. Der neue Mann am Mikro, Tobias, scheint Klargesang zu bevorzugen, denn diesen gibt es überwiegend. Nur selten kommen kurze schwarzmetallische Ausbrüche vor, die an die Vergangenheit erinnern.
Oft bewegen sich Todtgelichter (irgendwie passt der Name zum neuen Sound nicht so wirklich…) in alternativen Gefilden oder wie man das heutzutage nennt: Post-irgendwas…
Songs wie "Expectations" (der Titel soll wohl sagen: vergesst alle eure Erwartungen…) zeigen die Wandlungsfähigkeit der Band: Die erste halbe Minute wird gegrowlt, dann wird es fast schon poppig-melodisch. Nach zwei Minuten übernimmt Marta für gut eine Minute den Gesang, bevor Tobias wieder dran ist, während im Hintergrund die Gitarren gemäßigt vor sich hin schraddeln.
Diese Unberechenbarkeit ist einerseits interessant (nicht negativ gemeint), andererseits natürlich etwas uneingängig, auch wenn es z. B. gegen Ende von "Lights Of Highways" Ohrwurmmomente gibt und auch sonst etliche schöne atmosphärische und beeindruckende Stellen.
Dennoch enthält "Apnoe" keinen richtigen Hit, nichts was Hörer vor Begeisterung oder Überraschung den Atem anhalten lässt. Wobei sich die Frage stellt, ob Todtgelichter dies wollten.
Oder was sie überhaupt wollen… etwas unentschlossen wirkt das Ganze ja schon. Oder ist es Absicht, sich nicht so leicht festlegen zu lassen? - die Aussage mit den Brücken abreißen deutet in diese Richtung.
Das macht es für mich natürlich schwer, die Musik für unsere Leser in eine Schublade zu packen… ich nehme mal Avantgarde Metal, auch wenn die Stiloffenheit eigentlich keine Etikettierung in zwei Begriffen zulässt.
Freigeister, die beispielsweise auch der Wandlung von Pyogenesis folgen konnten, dürfen ein Ohr oder mehr riskieren.
Line-up:
Marta (female vocals)
Tobias (vocals)
Frederic (guitars, vocals)
Claudio (guitars)
Chris (bass)
Tentakel P. (drums, synths)
Tracklist
01:Embers
02:Lights Of Highways
03:Expectations
04:Kollision
05:Beyond Silence
06:Soil
07:Odem
08:Until It All Begins
09:Tiefer Fall
10:Torn
Externe Links: