Hier geht es nicht um Kleidungs-Markenware und es handelt sich auch nicht um Schleichwerbung für den gleichnamigen Artikel, das hier ist Tom Taylor, der Musiker.
Wenn ich die ersten Takte dieser Platte höre, muss ich unweigerlich an einen meiner liebsten zeitgemässen Folkies denken: John Gorka.
Doch schon bald belehrt mich diese leicht kratzige und raue Stimme eines Besseren.
Bei Gorka ist es ein wesentlich mehr romantischer Anstrich, hier ist der stimmliche Ausdruck viel kraftvoller, mitunter kann man annehmen, das könnte in Richtung Tom Waits gehen.
Aber da passt die Musik wieder nicht, dann doch eher John Gorka, oder eben in der Tradition von Tom Rush und James Taylor, aber auch Anklänge an aktuelle Musiker wie Ryan Adams oder Wilco sind nicht von der Hand zu weisen.
Ansonsten ist das nicht nur reiner Folk. Neben dem typischen Singer/Songwriter-Ambiente ist auch ein kräftiger Schuss Country, wie er für amerikanische Produktionen dieser Art so üblich ist, dabei. Viel Traditionsverarbeitung also, und das in einem frisch anmutenden Gewand, stark geprägt auch von der eingangs erwähnten Stimme. Nach dem Erstlingswerk aus dem Jahre 2005 ist “Running Late“ die zweite Platte des Barden aus Vancouver.
Auch hier natürlich wieder, wie es sich für das Genre gehört, ein genauer Blick auf die Menschen seiner Umgebung, die üblichen Texte über Beziehungen, über Träume, alles kleine Geschichten, in die wir einsteigen können, und noch besser könnten, wenn die Texte beigefügt wären. Schade, ich meine, dass ist bei dieser Art von Musik unabdinglich! So muss man schon genau zuhören, um bei "Wagon Train" die Geschichte einer Familie aus der Sicht eines kleinen Jungen mitzuerleben, wenn diese im 19. Jahrhundert quer durch die USA reist.
Alle Titel sind selbst geschrieben, bzw. zwei davon mit Unterstützung. So schafft es Taylor, ein einheitliches Gesamtbild mit ’warmer und gemütlicher’ Ausstrahlung zu schaffen,
bisweilen mit dem kleinen Hauch Melancholie, die die Musik sehr zugänglich macht.
Die Instrumentierung ist recht klein gehalten und der überwiegende Einsatz akustischer Instrumente bestimmt vorwiegend das Geschehen. Ab und an rockt es allerdings auch locker, aber sanft ab, so auf "Wagon Train" oder auf "Speed".
Großen Anteil an der musikalischen Umsetzung der Stücke Taylors hat der Multiinstrumentalist Steve Dawson, der dann sinnigerweise in der Besetzungsliste gleich als erster genannt wird, Taylor hat sich bescheiden ganz hintenan gestellt.
Fazit : Ein wenig Folk, ein wenig Country, eine sehr gute Singer/Songwriter-CD, die Freunde dieses Genres aufs Höchste beglücken dürfte.
Die Stimme Taylors bringt eine ganz besondere, eine raue und frische Note in die Musik, eine Stimme mit Wiedererkennungswert. Schön, wenn dann Jeanne Tolmie im Duett einen zarten Gegenpart bildet.
Und ich hoffe, Taylor wird ein wenig über die Grenzen Kanadas hinaus bekannt werden, um auf sich und das, was er zu sagen hat, aufmerksam zu machen!
Glaubt einem altem Phil Ochs/Tom Rush/Townes Van Zandt-Fan, das hier ist ein Singer/Songwriter der Gegenwart, von dem man mehr und öfter hören möchte und sollte!
Line-up:
Steve Dawson (acoustic and electric guitars, Weissenborn, pedal steel, mandotar, pump organ, glockenspiel)
Geoff Hicks (drums and percussion)
Darren Paris (bass guitar)
Jeanne Tolmie (harmony vocals and duets)
David Hughes (bass and fingerstyle guitar - #1, 2, bass guitar - #5)
Franco Diligenti (drums and percussion - #2, 5)
Tom Taylor (acoustic guitar and vocals)
Tracklist |
01:I'll Be Your Only
02:Any Day Now
03:Wagon Trail
04:Leavin Isn't On My Mind
05:Running Late
06:Dance Hall Debutante
07:Cant Find My Way Out Of Town
08:Silver Heart
09:Better Get Out Of the Way
10:Georgia White
11:Speed
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