Vorbildlich sind alle Texte im Booklet veröffentlicht, darüber hinaus kann man auf der Website zu den einzelnen Titeln noch einige Hintergründe erfahren. Insofern eine abgerundete Angelegenheit!
Gleich beim ersten Stück habe ich spontan das Empfinden, dass die beiden Stimmen so gar nicht harmonieren. Irgendwie klingt es, als würden beide gegeneinander singen, und auch nicht im Einklang. Tatsächlich muss man jedoch schon nach einiger Weile feststellen, dass hier andere Kriterien im Vordergrund zu stehen scheinen, denn das ist nicht das Übliche an einem Gesangsvortrag, den man von Vokalduetten kennt. Hier ist es eine Art Verflechtung verschiedener Elemente, die auf besondere Art und Weise ein Ganzes ergeben, allerdings sehr ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig. Die Stimmen allein haben auch ihre jeweilige stark individuelle Färbung. Mir fallen dazu auch einfach keine Vergleiche ein, darum ist der Ansatz zur Beurteilung hier ein ganz anderer.
Diese Überschneidungen der Stimmen nehmen im zweiten Titel dann schon wieder einen anderen Verlauf, hier passt es jedoch im herkömmlichen Sinne besser.
Hinsichtlich der instrumentalen Ausgestaltung nimmt
Horvitz eindeutig die Rolle des Solisten wahr, und stark swingende Elemente bestimmen die Geschichte vom "Catman".
» Catman want fish for his supper. Dogwoman want Catman stew. Dogwoman she don't mind waitin' - but Catman do« - Skurrilität ist also ein weiteres Element dieser Musik, auch in den Texten. Fast grummelnd wie einst
Leonard Cohen startet
Bill in das dritte Lied, bis dann
Robin mit ihrer Altstimme eine andere Farbe hineinbringt. Auch hier fällt die ungewöhnliche Kombination der beiden Stimmen auf, sie klingen schon fast 'sakral' im Ausdruck, beschrieben wird allerdings ein heißer Sommernachmittag im San Joaquin Valley, ein liebliches Lied, sehr verträumt scheint es dort im Tal zu sein.
Insgesamt bleibt fast durchgehend diese leicht verträumte und introvertierte Stimmung erhalten, bis uns bei "Beware The Woman" eine schneidende E-Gitarre aufschreckt. Sehr skurril wirkt das, und ich vernehme doch tatsächlich atmosphärische Schwingungen, die mich an die gute alte Westcoast zu Zeiten von
Grace Slick und
Jefferson Airplane erinnern. Ja, etwas von diesem Zeitgeist wohnt diesem Titel inne. Sehr außergewöhnlich und ich empfehle einmal, dem bisweilen schwarzen Humor im Text näher zu lauschen, der eindeutig vor einer besitzergreifenden Dame Zeugnis abgibt.
Ein weiterer aus der Art schlagender Track ist "Rubies On The Boulevard", ebenfalls mit E-Gitarre ausgestattet, Erinnerungen einer Frau an eine vergangene Liebe, als sie abends durch die Straßen von Paris geht. Ein beeindruckender Titel mit sehr viel Ausdruck, auch das Gitarrensolo wird sehr passend mit einer irgendwie schwebenden Atmosphäre in den engagierten Gesang
Eschners eingestreut.
Ansonsten überwiegen die balladesken, folkigen Stücke, die mitunter schon Moritatencharakter ausstrahlen, also kleine Geschichten über Menschen aller Art und deren und das Leben schlechthin; so über eine Frau, die den Spuren ihrer um 1860 eingewanderten, tschechischen Ur-Ur-Großmutter auf dem Weg ihrer Auswanderung folgt ("Pra Prababička").