Tony Tears / Follow The Signs Of The Times
Follow The Signs Of The Times Spielzeit: 45:52
Medium: CD
Label: Minotauro Records, 2015
Stil: Doom/Heavy Metal

Review vom 18.06.2015


Andrea Groh
Tony Tears hat bestimmt schon einmal Tony Iommi bzw. Black Sabbath gehört - erster spontaner Gedanke beim Betrachten des Logos/Covers der CD "Follow The Signs Of The Times" - und ich vermute okkulten Doom Metal…
Beim Erblicken des Minotauro-Labelsymbols auf der Rückseite, verstärkt sich die Vermutung und wird ergänzt durch 'aus Italien' - und bestimmt mit Einfluss von Paul Chain.
Der Tränenmann, der hinter der ganzen Sache steckt, heißt eigentlich Antonio Polidori, startete 1988 als Solomusiker unter dem Namen Tony Tears. Bis 2014 übernahm er alle Instrumente selbst, mittlerweile hat er zwei Mitstreiter: David Krieg als Vokalist und Regen Graves als Bassist/Drummer - letzterer ist auch Gitarrist und Schlagzeuger von Abysmal Grief, bei denen Tony Tears mal kurzzeitig Bassist war. David und Tony hingegen waren beide mal bei Ignis Fatuus.
Tony Tears hat seit 1988 einige Demos aufgenommen, außerdem zwei EPs und zwei Longplayer ("Voci dal passato" von 2009 und "Vortice" von 2014).
Die aktuelle CD "Follow The Signs Of The Times" beginnt mit einem unheimlichen Intro, das nicht zufällig die Atmosphäre italienischer Horrormovies versprüht. Denn zu den Einflüssen von Tony Tears gehören die Scores von Dario Argento-Filmen, die häufig von der Band Goblin eingespielt wurden, die von vielen Fans (inklusive mir) sogar als wichtiger Bestandteil der Streifen gesehen werden.
"Mark Of Evil" hingegen könnte glatt von einer Death SS-Scheibe stammen: Düsterer Heavy Metal wird mit leierndem Gesang kombiniert, daraus entsteht ein eigenwilliges Gebräu. Heavy, doomy, dann ein wenig abgefahren. Auch "The Road To Research" bietet italienischen Horror-Metal mit einem kruden Mix von melodischen Elementen (beispielsweise die Gitarrenleads) und psychotisch wirkender Stimme. Das Instrumental "Demoniac Puppets" verknüpft dagegen Gitarren mit (soundtrackartigen) Tastentönen. Hier kommt wieder die Vorliebe für Elektronik der 70/80er zum Vorschein. Schön, stimmungsvoll und geeignet, unheimliche Szenen in einem Kinostreifen zu untermalen.
Auch im weiteren Verlauf von "Follow The Signs Of The Times" wird dunkler Heavy Metal/Rock mit Klanggebilden kombiniert, die sich eher im progressiven bis hin zum elektronischen Bereich bewegen.
Das ist manchmal ein wenig schräg, ein wenig sperrig, dann doch harmonisch und voller Emotionen, dabei durchaus oft surreal, traumhaft wirkend - wie die besten Momente in Argentos Filmen. Dem Giallo-Meister dürfte diese Scheibe bestimmt gefallen… und den Fans, die die Musik in seinen Filmen mögen. Sollte es jemals eine Fortsetzung von "Phenomena" geben, wäre Tony Tears ein Kandidat für das Schreiben des Soundtracks…
Bis dahin bzw. da dies vermutlich nie eintreten wird bleibt immer noch die Möglichkeit, sich zu der hier gebotenen Musik im Kopfkino einen eigenen Horrorfilm zu schaffen. Doch nicht nur dafür eignet sich die Scheibe. Auch wer etwas in der Richtung der frühen Death SS oder von Paul Chain, der ja mittlerweile nicht mehr unter diesem Namen aktiv ist, sucht, ist hier richtig. Übrigens: "Armageddon" von Pauls 1984er EP "Detaching From Satan" wird hier mit einer Coverversion bedacht.
In Italien gibt es zum Glück nicht nur melodisch-flotten Power Metal, sondern auch eine kleine, feine Szene mit düsteren Bands - schön, dass aus dieser Ecke immer noch/immer wieder etwas Neues kommt.
Line-up:
Tony Tears (guitars, keyboards)
David Krieg (vocals)
Regen Graves (bass, drums)
Tracklist
01:Intro [Sighs Of Times' Fear] (2:23)
02:Mark Of Evil (5:05)
03:The Road To Research (4:28)
04:Demoniac Puppets (5:07)
05:Blind Love For A Medium (1:44)
06:Deep Misanthropy (10:05)
07:Queen Of Darkness (8:08)
08:Covenant Of The Lords Of The End (4:59)
09:Armageddon [Paul Chain cover] (5:45)
10:Outro [The Awakening Of The Soul] (2:44)
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