Torman Maxt / The Problem Of Pain: Part 1
The Problem Of Pain: Part 1 Spielzeit: 42:01
Medium: CD
Label: Mars Hill Records
Stil: Prog Rock

Review vom 27.08.2007


Ingolf Schmock
Sechs lange Jahre mussten ins Land streichen, bis der Nachfolger ihres letzten Albums, "The Foolishness Of God", auf den Rezensenten-Schreibtisch flatterte.
Die Rede ist von Torman Maxt, einem südkalifornischen Brüder-Trio, welches sich der progressiveren Rockmusik härterer Gangart verschrieben hat, aber dennoch recht deutlich vom landläufigen Hoppla-Hopp-Rhythmus, Gitarren- und Tastengequäle der sonst üblichen Sorte distanzieren.
Sie spielen zwar teilweise gröberen Rock, doch für Prog Metal sind sie nicht hart genug. Brachiale Riffs sucht man bei ihnen auch vergeblich. Vielmehr gibt es neben deutlichen Hardrock-Wurzeln jede Menge wunderbare Gesangsharmonien, akustische Teile, Melodien voll Harmonien, sowie recht facettenreiche Arrangements, welche aber aus den faszinierenden Songstrukturen nie ausbrechen.
Eifrige Musikfans wissen, dass der progressive Hardrock nordamerikanischer Prägung schon immer seinen ureigenen Charme bzw. eine besondere Patina mit sich trug - man denke nur an Bands wie Rush, Triumph oder Psychotic Waltz.
Und genau eben diesem Stil scheinen sich die Herren musikalisch verschrieben zu haben. So ist es nicht verwunderlich, dass sich dieser erste Teil einer zweiteiligen Rock-Oper, seine Inspirationsquellen aus den Alben "2112" von Rush und Operation Mindcrime von Queensryche holt.
Damit wäre eigentlich schon das Wesentliche zum musikalischen Grundtenor gesagt, welcher für den (mehr oder weniger) geneigten Hörer sicherlich die eine oder andere Parallele besonders zum erstgenannten Meisterwerk entdecken lässt.
»Wenn Gott wirklich gut wäre, wäre sein größter Wunsch, aus seinen Geschöpfen glückliche Lebewesen entstehen zu lassen - und - wenn Gott tatsächlich allmächtig wäre, würde dieser Wunsch auch Wirklichkeit werden. Aber die Lebewesen sind unglücklich.Aus diesem Grunde besitzt Gott entweder keine Güte oder keine Kraft, oder es mangelt ihm an beidem. Hierin besteht das Problem des Leidens in seiner einfachsten, ursprünglichsten Form.«
Dieses recht düstere Zitat des amerikanischen Philosophen Clarence Irving Lewis (1883-1964) lässt den des Lesens Mächtigen schon erahnen, welche abstruse musikalisch verpackte Geschichte hier vermittelt wird.
Grundlage dafür ist die Lehre, welche davon ausgeht, dass all das wahr ist, was aus dem eigenen Erleben (Ursache und Wirkung) heraus resultiert, man aber dafür selbst verantwortlich ist und sich jedes Mal dabei bewähren muss.
Lewis war also ein leidenschaftlicher Vertreter des Pragmatismus, er beschrieb in seinen Studien sozusagen die Geschwisterrolle des Lebens und des Leidens. Der musikalische Versuch dieser Erklärung liegt uns jetzt, eingeteilt in fünf Kapitel, die wiederum aus einzelnen Parts bestehen, als Tonträger vor.
Auf "The Problem Of Pain:Part 1" lassen uns die Gebrüder Massaro (Vincent, Dominic und Tony) tief in ihren recht wirkungsvollen Musikkosmos eintauchen. Wie schon angesprochen, gelingt es dem Trio, moderat nachvollziehbare Melodien zu kreieren aber zum anderen auch Dramatik bzw. unterschwelligen Pathos mit einzubeziehen.
Das Album und dessen Grundkonzept erhält dadurch eine doch abwechslungsreiche, ausgewogene Balance, zwischen Komplexität bzw. Dynamik und Ruhe. Während das erste Kapitel noch sehr dynamisch mit einer treibenden Rhythmussektion und energetischem akustischen und elektrischen Gitarrenspiel, sowie schwülstigen Keyboards daher kommt, driftet es zu Beginn des zweiten Kapitels in etwas seichteres musikalisches Fahrwasser, um dann immer aggressiver werdend, wieder harte E-Gitarrenlinien und bombastische Tasten-Spielereien, in die Handlung einzuführen.
Im Kapitel drei werden eindeutige Referenzen an Rushs "2112" eingeflochten, welche sich im vierten und fünften Kapitel, im Ablauf ähnlich dem Zweiten, ganz verändern bzw. verlieren.
Lyrisch stützt man sich hierbei übrigens auf eine auf dem "Alten Testament" basierende Geschichte von Job, an dessen Person man die Frage aufwirft, warum Gott auf seiner geschaffenen Erde auch das unendlich Böse (symbolisiert durch Satan) nebst den unerträglichen menschlichen Leiden (dargestellt durch Job) zulässt.
So lernt man auf dem vorliegenden ersten Teil Job kennen, welcher die schweren Prüfungen des Lebens und somit auch im Leid zu bestehen hat. Bekräftigt wird dies dann auch von Gitarrist Tony Massaros relativ hoher Stimme, welche stellenweise weinerlich wehklagend, aber doch auch flexibel zu überzeugen weiß.
"The Problem Of Pain: Part 1" vermittelt nicht unbedingt den Anschein eines Superalbums beim jungfräulichen Konsumieren, die inhaltliche Schönheit, die unterschwellige Melancholie und der dramaturgisch tragende Rockaspekt entfaltet sich erst beim mehrmaligen Anhören.
Es ist schwer vorherzusagen, ob sich diese etwas zu gefällige Hardrockschöpfung der Gebrüder Massaro, gegenüber anderen Veröffentlichungen des Genres durchzusetzen vermag. Bei der Zielgruppe der schon angeführten Bands, wird sie jedenfalls nachhaltig Anklang finden.
Im Laufe des kommenden Jahres, soll die 'Job-Saga' mit dem zweiten Teil seine musikalische Fortsetzung bekommen.
Ich frage mich, welche Strategie man damit verfolgt, einen musikalischen Zweiteiler anzukündigen, wenn der Erste gerade mal zweiundvierzig Minuten Laufzeit vorweist. Im Zeitalter der achtzig Minuten-Scheiben wäre es doch anständiger gewesen, beide Teile als Gesamtwerk auf einen Tonträger zu pressen.
Eins steht fest, die Geschichte wird weitergehen, und somit auch die Hoffnung nach mehr musikalischer Innovation.
Tracklist
(Chapter One): Prologue
Overture
Job's Song
(Chapter Two): Job's First Test
The Angel's First Song
Satan's First Song
(Chapter Three):The First Response
Job's Initial Shock
Job's Resolve
Job's Commitment
(Chapter Four): Job's Second Test
The Angel's Second Song
Satan's Second Song
(Chapter Five): Job's Second Response
Job's Contemplation
Job's Second Response
Job's Wife
A Great Silence
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