Tracedawn / Lizard Dusk
 Lizard Dusk Spielzeit: 39:32
Medium: CD
Label: Drakkar, 2012
Stil: Melodic Death Metal

Review vom 13.02.2012


Andrea Groh
Hatte ich mich nicht neulich erst darüber gewundert, wie viele Bands aus Finnland kommen? Nun habe ich hier schon wieder eine. Jetzt hat es mich doch mal interessiert, nach dem Verhältnis zur Bevölkerungsdichte zu sehen. Die Metal Archive listen 2.785 Bands auf, wenn ich nach Finnland suche, dies bei einer Einwohnerzahl von nur 5.399.090 (laut Wikipedia). Im Vergleich dazu das 'Mutterland des Heavy Metal' England bzw. das gesamte United Kingdom: auf 61.792.000 Insulaner kommen 3.211 stählerne Lärmkapellen.
Prozentual also ein klarer Sieg für Suomi. Auffällig ist dort außerdem die Neigung zu düsteren oder verspielten (keyboardlastigen) Klängen, oft beides gleichzeitig.
Tracedawn bilden hierbei keine Ausnahme. Diese wurden 2005 von Tuomas Yli-Jaskari zunächst als Morovia gegründet und nach einem Demo ("Path Of Reality", 2007) unbenannt. Das Debüt als Tracedawn erschien dann 2008, gefolgt von "Ego Anthem" (2009) und nun 2012 "Lizard Dusk".
Diese Scheibe gehört eher der flotteren Seite der finnischen Musik an, wobei der Mix aus Death Metal und vielen melodischen Elementen durchaus auch einen Einschlag aus der Ecke Göteborg aufweist - erinnert stellenweise an Soilwork, mal wieder, erstaunlich, wie groß deren Einfluss ist.
Dies ist vor allem beim Gesang erkennbar: Neben dem 'Leadgrowlen' von Niko Kalliojärvi gibt es Clean Vocals von Tuomas Yli-Jaskari, welcher sich zudem Gitarrenduelle mit Roni Seppänen liefert. Kontrastiert werden diese noch durch die Töne von Tastenmann Vili Itäpelto.
Wenn also sowohl Stimme als auch Gitarre doppelt besetzt sind und noch ein Keyboarder hinzukommt, entsteht meistens recht unruhige, fuddelige Musik. So auch hier. Viele Details und Tempowechsel prägen "Lizard Dusk", beweisen ein hohes spieltechnisches Niveau. Klingt nach vielen, vielen Stunden üben. In Finnland scheint nicht nur die Förderung in normalen Schulfächern besonders gut zu sein, sondern auch in den künstlerischen. Zumindest haben Tracedawn wohl eine solche genossen. Dementsprechend ist das Ergebnis einerseits filigran und fein, andererseits hart und heftig. Immer jedoch flüssig und kompetent umgesetzt.
Aggressive Riffs treffen auf progressive Strukturen, die Melodielinien vereinigen schnelle Momente und langsame Auflockerungen. In jedem Moment muss man mit einer Veränderung rechnen, hier scheint in jedem einzelnen Song mehr zu passieren als bei manchen anderen Bands auf der ganzen Platte. Und wenn man die knapp vierzig Minuten zusammenzählt… passiert hier wirklich einiges. Besonders manche Harmonien sind beeindruckend, vor allem wenn sie Hochgeschwindigkeitsparts entgegen gesetzt werden.
"Lizard Dusk" ist modern und dynamisch, dazu druckvoll und klar produziert von Mastermind Tuomas Yli-Jaskari. Offensichtlich ein talentierter Kerl.
Okay, die Musik ist natürlich Geschmackssache, weder engstirnige 80er Traditionalisten noch auf Downtempo eingeschworene Doomer werden darin ihre Erfüllung finden. Wer jedoch offen ist, für typisch skandinavische Sounds jüngerer Zeit, bekommt hier einiges geboten.
Line-up:
Tuomas Yli-Jaskari (guitars, clean vocals)
Pekko Heikklä (bass)
Roni Seppänen (guitars)
Vili Itäpelto (keyboard)
Niko Kalliojärvi (vocals)
Pertty Kurttila (drums)
Tracklist
01:Arabian Nights
02:Breed Insane
03:Sick Fire
04:The Crawl
05:You're Fired!
06:Machine
07:Nothing And Nowhere
08:Thanks For Asking, I'm Just Obsessed
09:Taught My Eyes To Lie
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