Eine große Erwartungshaltung steht oft einer großen Enttäuschung gegenüber. Als mir das Album "DEMONstration" der Trashlords in die Hände fiel, war meine Erwartungshaltung sehr groß. Spricht doch der Name der Band dafür, dass es wohl mächtig krachen wird im Gebälk, wenn die Scheibe im Player rotiert. Ich erwartete klirrende Gitarren und fette Bässe, sowie einen Gesang, der einem die Schuhe auszieht. Also eine Musik, die die Subkulturen der Unterwelten aus ihren Verstecken lockt, um sich in düsteren Hallen zu treffen, um einer völlig abgefahrenen Band zu huldigen. Das weckt bei mir der Name Trashlords und der Albumtitel tut noch ein Übriges dazu.
Was mir dann aber stattdessen auf "DEMONstration" geboten wird, würde noch nicht einmal Grufties aus ihren Gräbern locken. Mein erster Eindruck beim Opener "Money" ging augenblicklich in die Richtung nachgemachter Britpop. Ach, ich habe wohl noch das Wort 'Langweilig' vergessen. Track zwei, "Follow The Light", passt sehr gut in einen Irish Pub, um das dortige Kneipengelage musikalisch zu untermalen. Bei der Gelegenheit ist es an der Zeit für mich, mal einen tieferen Blick in das beigefügte Infomaterial zu werfen. Normalerweise mache ich das nicht vorher, um einen unbefangeneren Eindruck von der Musik zu gewinnen. Aber nun muss ich das tun, um mich zu vergewissern, ob nicht eine falsche CD in der Verpackung war. Wird doch die Band als Verfechter von 60er- und 70er-Jahre-Musik, in Kombination mit Indie Rock, klassischem Country- und Folk-Songwriting angepriesen. Dabei fallen Namen wie
Tom Petty,
Neil Young,
Johnny Cash und die
Rolling Stones. Ganz schön hochgegriffen für das, was auf "DEMONstration" abgeliefert wird.
Mr. Cash würde sich im Grabe umdrehen und was die
Rolling Stones mit den
Trashlords anstellen würden, haben wir noch aus den 60ern in Erinnerung, als die
Stones schon mal einiges kurz und klein geschlagen haben, wenn ihnen was nicht in den Kram gepasst hat. Besser wir spielen
Jagger und Co. die CD nicht vor.
Nachdem ich die ersten vier Songs unbeschadet überstanden habe, kommt mit "Enemy Called Life" endlich was Rockiges auf den Teller. Ein guter Anfang, der mich aufhorchen lässt, aber leider wieder im Nirvana endet und im reibungslosen Übergang zu "Irakli" dort so fortgeführt wird, wie die CD begann. Kaum zu glauben, dass bei so viel ruhiger Musik noch eine ausgeprägte Ballade eingefügt wird, und ja, man erkennt sie sogar. Für meine Begriffe ist der "Wake Up Call" sogar das beste Stück auf "DEMONstration" und ich werde tatsächlich dadurch aus meiner Lethargie erweckt und bleibe auch die nächsten zwei Tracks aufmerksam am Ball. Mit "Independence Is No Duty" wird es wieder etwas rockiger und auf "Trashqueen" kommen sogar funkige Klänge ins Spiel. Ich bin jetzt so was von euphorisch geworden, dass ich den abschließenden Song mit dem verheißungsvollen Titel "Suicide Driver" kaum abwarten kann. Hätte ich doch nur vorher gewusst, dass ich 8:54 Minuten benötige, um Selbstmord zu begehen, dann hätte ich einen schnelleren Weg dafür gewählt.
Endlich kommen, dem Namen zu Ehren, trashige Gitarren zum Einsatz und alles hört sich sehr brutal und verwirrt an. Genau so, wie man sich einen kleinen Irren vorstellt, der im Auto durch die Stadt jagt, alles beschädigt was ihm vor den Kühlergrill kommt, um dann sein jähes Ende am Brückenpfeiler der Autobahn zu finden. Manchmal frage ich mich allerdings, fährt da überhaupt einer, ich meine spielt da überhaupt eine Band? Ist doch phasenweise totaler Leerlauf in dem Stück und ich denke schon, dass mein Player die Hufe hochgerissen hat. Dieses Stück sprüht nur so vor Überraschungen und ich kann mich nur wundern über diesen totalen Sinneswandel zur vorangegangenen Musik. Wäre die ganze CD so gewesen, dann wäre ein Lob unvermeidlich, aber leider zieht der Rest einen dermaßen runter, dass von mir nur das Urteil 'braucht kein Mensch', gefällt wird.
Abschließend anzumerken ist noch die Namensgebung der einzelnen Musiker. Es gab schon mal eine Band mit dem Namen
The Lords, ebenfalls aus Deutschland, und deren Mitglieder hießen u. a.
Lord Ulli. Alles was gleichen oder ähnlichen Namens danach kommt, ist billiger Abklatsch und leider völlig einfallslos.