Trauma / Archetype Of Chaos
Archetype Of Chaos Spielzeit: 45:09
Medium: CD
Label: Witching Hour, 2009
Stil: Death Metal

Review vom 08.04.2010


Jens Groh
Polen-Death, die gefühlte einhundertvierundreißigtausendste Band aus unserem östlichen Nachbarland.
Und auch hier muss man mal wieder Vader sagen …, denn auch Trauma gibt es ähnlich lange wie die bekannteste Todesblei-Combo, nämlich seit 1992. Davor nannte man sich Thanatos, die es schon seit 1988 gab. Allerdings wählte man lieber einen anderen Namen, um Verwechslungen mit den holländischen Thrashern gleichen Namens zu umgehen. Aber den Namen Trauma gibt es auch mindestens zwanzig Mal. Na ja, sehr einfallsreich im Namen geben sind die Herrschaften schon mal nicht.
Die CD selbst beginnt mit einem kurzen, ruhigen, sphärischen Intro, nur um danach eine dreiviertelstunde die Death Metal-Keule zu schwingen. Mächtig und äußerst fett produziert ertönt der chaotische Silberling. Versiert und präzise ballern die neun Songs einem um die Lauscher und lassen die Haarpracht dabei straight nach hinten wehen. Stellenweise erklingen leicht orientalische Melodien und Versatzstücke ("War Machine") und dann wird auch mal die Handbremse angezogen… das sind jene Momente, in denen man aufhorcht, aber meist wird doch in hohem Tempo die Abrissbirne geschleudert. Kauflauschtipp!
Tja, und schon sind wir bei den übergroßen Morbid Angel angelangt. Jene bauen ja auch seit Ewigkeiten Fernöstliches in ihren teils hyperblastigen, teils schleifenden Death Metal mit ein. Leider hört der geneigte Todes-Metaller auch bei der Gitarrenarbeit die Finsterlinge aus Tampa/Florida bei fast jedem Lick und Riff heraus. Himmelsakrament, oder soll ich lieber sagen bei Marduk und Baal: Wenn eine Band doch so souverän zocken kann (der Beweis ist beim fast schon bluesigen! Solo in "Portrait Of The Lies" zu erlauschen), warum setzt man sich nicht mal fünf Minuten auf seinen Arsch und überlegt sich, wie die eigene Version des Death Metals klingen könnte, statt nach Übersee zu schielen und sich die besten Riffs von den 'Anglern' bzw. von Nile abzuschauen? Von denen sind nämlich auch einige Zitate mit auf dem Silberling, bzw. auch Septic Flesh aus Griechenland haben deutliche Spuren auf "Archetype Of Chaos" hinterlassen.
Aber ich will das Teil nicht in Grund und Boden niedermachen, denn das Ganze ist auf einer Augenhöhe mit den großen Vorbildern gespielt und das soll erst mal einer nachmachen.
Und einige richtig hammermäßige Stellen kann der Plastikteller ja auch bieten. Besonders der Abschlusstrack ist ganz großes Todesmörtelkino! Wenn die komplette Scheiblette in diesen Niveau gewesen wäre… Sakralot, ich hätte einen Tipp geben MÜSSEN!!!
Aber so bleibt es halt nur bei sehr gut gespieltem, leider aber auch austauschbarem Death Metal, leider.
Fazit: Death-Metaller die ihre Lieblingsmucke gerne intelligent und gut gezockt hören wollen, sollten schon mal den Geldbeutel in die Hand nehmen und zum Plattendealer ihres Vertrauens marschieren.
Wer aber nicht noch eine Morbid Angel-Kopie in seinem eigenen Regal vergammeln sehen möchte, der sollte vorher erst mal reinhören oder lieber gleich die Finger davon lassen.
Line-up:
Artur 'Chudy' Chudewniak (vocals)
Arkadiusz 'Maly' Sinica (drums)
Jaroslaw 'Mister' Misterkiewicz (guitar)
Dawid 'Davidian' Rukowsky (bass)
Tracklist
01:Intro (White Architect)
02:Cortex Deformation
03:A Dying World
04:War Machine
05:The Slime
06:The Truth Murder
07:Tabula Rasa
08:Portrait Of The Lies
09:Destruction Of The Demented World
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