Travers & Appice / Live At The House Of Blues
Live At The House Of Blues
Eigentlich bräuchte man über die drei hier beteiligten Musiker kein Wort zu verlieren, so groß ist ihr Bekanntheitsgrad. Trotzdem will ich die wichtigsten Stationen noch einmal erwähnen, um auch den letzten Rockmusikfreaks zu zeigen, welche Hochkaräter bei dieser Live-CD zusammen auf der Bühne standen.
Ganz oben natürlich die lebende Schlagzeuglegende Carmine Appice, seines Zeichens Mitglied der 'Rock'n Roll Hall Of Fame'. Seit den 60iger Jahren spielte er in so bekannten Bands wie Cactus, Blue Murder und natürlich Vanilla Fudge. Außerdem trommelte er für Rod Stewart, King Kobra, Ted Nugent und Ozzy Osbourne und war Mitglied des Trios Beck, Bogert, Appice.
Pat Travers firmierte meistens als Pat Travers Band und hatte dabei so bekannte Musiker wie die Drummer Roy Dyke (ex Ashton, Gardner & Dyke) und Tommy Aldrigde (ex Black Oak Arkansas, später Thin Lizzy) an seiner Seite. Seine erfolgreichste Zeit erlebte er 1979 / 80 als er mit "Go For What You Know" und "Crash & Burn" gleich zwei Alben in die Top 30 brachte. Bis in die heutige Zeit hinein blieb Pat Travers seinen traditionellen Hardrock Wurzeln treu. Ab und zu gab es auch mal ein paar bluesigere Töne von ihm zu hören (man höre mal in das Album "Bluestracks" rein).
TM Stevens schließlich machte sich mit seinem fetten aber melodiösen Bassspiel einen guten Namen und ist auf zahlreichen Alben von Joe Cocker, Tina Turner, James Brown, Billy Joel und Steve Vai zu hören. In letzter Zeit war er mit seiner eigenen Band aktiv auf Tour.
Im Jahr 2004 nahmen Travers & Appice mit "It Takes A Lot Of Balls" ihre erste Studio Produktion in Angriff, die sie dann auch gleich ihren Fans Live auf der Bühne vorstellten. Unter anderem gab es auch zwei Konzerte in Good Old Germany, natürlich beobachtet von der Rocktimes Redaktion!
Dieser hier vorliegende Live-Gig wurde im September 2004 im 'House Of Blues' in Myrtle Beach, USA, mitgeschnitten und enthält neben Songs der Studio CD auch Stücke aus dem Repertoire aller drei Musiker. So stammen "Evil", von der Band Cactus, "Crash & Burn", "Boom Boom" und "La La Love" von Pat Travers und "Turn Me On" aus der Feder von TM Stevens. "Do Ya Think I'm Sexy", ursprünglich von Rod Stewart, wurde aber erst durch Vanilla Fudge zu einem echten Rocksong.
Insgesamt gibt es hier durchweg zeitlosen Hard- bzw. Bluesrock auf sehr hohem Niveau zu hören. Die Band wirkt trotz der zahlreichen anderen Aktivitäten der Musiker sehr gut eingespielt. Vom ersten bis zum letzten Takt geht es richtig zur Sache.
Von den ersten fünf Songs kann man eigentlich keinen besonders hervorheben. Sie haben alle die gleiche Klasse. Ein dichter Rhytmusteppich sorgt für den notwendigen Druck und bringt die Gitarre von Pat Travers richtig in Fahrt.
"Gotta Have You" startet mit einem Bass-Solo der Extraklasse, obwohl der vorwiegende Funk-Stil nicht unbedingt mein Ding ist, und entwickelt sich dann aber zu einer brettharten Soundorgie.
"Turn Me On" fällt ein bisschen ab, was aber wahrscheinlich am etwas gewöhnungsbedürftigen Gesang von TM Stevens liegen mag. Außerdem wirkt das Stück etwas eintönig auf mich.
Doch dann kracht es wieder heftig im Gebälk. "Can't Escape The Fire" vom "It Takes A Lot Of Balls"-Album geht nahtlos in die Travers-Nummer "La La Love" über und überzeugt durch seine zahlreichen Tempowechsel.
Vom Feinsten dann "Evil". Erst lässt Pat Travers die sechs Saiten aufjaulen bis nichts mehr geht, und dann kommt der große Auftritt von Carmine Appice. Sein Solo an den Fellen, unterstützt durch zahlreiche Effekte, wird wohl dafür gesorgt haben, dass so manch anderer Drummer die Sticks für immer an den berühmten Nagel hängt. Der Mann ist wirklich absolute Weltklasse! Da schwitzt man schon beim Zuhören.
Und dann der absolute Anspieltipp. Roddys Weichspülsong "Do Ya Think I'm Sexy" als Heavyversion. Angefangen und beendet mit der Voice Box fliegen einem dann die Sounds entgegen dass es nur so kracht. - So geht Rockmusik Herr Stewart! -
Zum Abschluss gibt es mit "Boom Boom" einen Boogie, bei dem das Publikum noch kräftig mitmachen kann. Der ideale Rausschmeißer, bei dem jede Extremität wieder zu Zucken anfängt. Es folgt noch ein entspanntes "Keep On Rocking", und ein sehr guter Live- Mitschnitt ist zuende.
Doch auch hier ist wieder zu bemängeln, dass zwischen den Tracks ausgeblendet wurde. Mit etwas mehr Mühe wären die Übergänge zu vermeiden gewesen.


Spielzeit: 78,32 Minuten, Medium: CD, Escapi Music, 2005
1:Taken 2:Better From A Distance 3:I Don't Care 4:Crash & Burn 5:Living Alone 6:Gotta Have You 7:Turn Me On 8:Can't Escape The Fire / La La Love 9:Evil 10:Do Ya Think I'm Sexy 11:Boom Boom 12:Keep On Rocking
Jürgen Bauerochse, 05.08.2005