Tribe stammen aus Yorkshire, England, wurden 2006 gegründet und sind nicht mit den Alternative-Rockern aus USA zu verwechseln, die es in den Neunzigern mal gab. Und mit Alternative hat die Mucke der Briten auch ungefähr so viel zu tun wie englisches Essen mit Geschmack.
Denn die Vier bieten dem Hörer Heavy Metal ganz in der Tradition der alten Savatage in deren Ende-Achtziger-, Anfang-Neunziger-Phase als sich Savatage selbst musikalische Denkmäler wie Hall Of The Moutain King und "Gutter Ballet" setzten.
Und ähnlich gelagert ist auch das musikalische Schaffen der Briten: Schwere, immer wieder durch Piano aufgelockerte Metal-Hymnen, die einem sofort im Ohr bleiben, ohne nach mehrmaligem Hören fade und belanglos zu wirken.
Doch machen Tribe nicht den Fehler, sich zu sehr auf die Amis zu berufen und zu verlassen, sondern benutzen auch Versatzstücke aus dem Hard Rock und dem sogenannten Poser Metal, die sie mit in ihre Stücke einfließen lassen.
Auch der Gesang von Fronter Paul Kettley weiß sehr durch sein warmes Timbre zu gefallen. Er intoniert ähnlich wie Jon Oliva einst im Mai, nur nicht ganz so dreckig, obwohl auch ein klitzekleiner Schuss Tobias Sammet nicht zu verleugnen ist; auch Devin Townsend ist manchmal in der Stimme auszumachen.
Die Platte an sich enthält ein paar richtige Knaller, als da wären gleich das Eröffnunkstück "Head", das einen mit Piano und den darauf folgenden Gitarren sofort mitzureißen vermag. Oder "Oberon", das mit weiblicher Gesangsunterstützung und tollen Gitarren-Soloparts überzeugen kann. Auch "Ghost Ballet" mit seiner feurigen Dynamik ist ein tolles musikalisches Ereignis. Und "Havels Hurricane", das mal wieder in die Savatage-Kerbe schlägt, soll auch nicht unerwähnt bleiben. Wobei mir solche modernen Gitarren-Effekte, wie bei "Absolution" nicht wirklich gefallen, aber zum Glück kommt so was nicht allzu häufig vor, denn die Stärken von Tribe liegen ganz deutlich in der alten Bombast Rock-Schule.
Allerdings haben sich nicht nur Killer, sondern auch ein paar Filler mit auf den Silberling geschlichen, wie das gleich nach "Ghost Ballet" gelistete "Milovani", das doch recht austauschbar und mit seiner auf Gedeih und Verderb gemachten Härte etwas abfällt, und mit dem billigen Sex-Text nicht so ganz zum Rest passen will. Oder "Catch Me", hier kommt einem immer wieder seichter Schmuse Rock à la White Lion in den Sinn.
Sicher, man sollte heutzutage schon froh sein, dass es noch Bands wie Tribe gelingt, Metal mit Bombast zu verquicken, ohne pathetisch oder aufgesetzt zu wirken. Jedoch ist auch nicht alles Gold, was auf dieser CD glänzt, besonders gegen Ende haben sich ein paar, ich sage jetzt mal Langweiler breit gemacht, die bei einer Straffung der Plattenlänge vielleicht nicht passiert wären. Ein Fehler, den leider viele Bands machen: Eine CD zu lang zu machen, nur weil deren Kapazität es zulässt, statt es etwas kürzer angehen zu lassen; ging ja beim Vinyl auch nicht.
Wären nicht die Kritikpunkte, käme ich um einen Tipp nicht herum, so langt es dennoch für eine Kaufempfehlung. Fans von Savatage oder Tobias Sammets Nebenprojekt Avantasia sollten den Engländern eine Chance geben, denn jene werden mit einem wirklich schönen Stück Musik belohnt, das mit jedem Durchlauf wächst und wächst, und Hard-Rocker genauso ansprechen dürfte wie Bombast-, oder ganz schlicht Heavy Metal-Fans.
Abgerundet wird das Ganze durch eine richtig fette Produktion, die das Hören zu einem echten Genuss macht.
Line-up:
Nick Dunne (guitar, piano, vocals)
Gaz McKenzie (bass)
Paul Kettley (vocals)
Adam Goldsmith (drums)
Tracklist |
01:Head
02:Sons Of Bukowski
03:Absolution
04:The Beating Of Black Wings
05:Ghost Ballet
06:Milovani
07:Oberon
08:Catch Me
09:Havels Hurricane
10:Word That Kill
11:Arual
12:Bad Dreams
Bonus Track:
13:Rise Up (And Fuel The Flame)
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