Triebverzicht, das ist Deutsch-Rock aus Trier mit sozial kritischen Texten. Die Band besteht seit 1982 und hat im vergangenen Jahr ihr Album "...ausprobiert..." präsentiert. Die Scheibe wird recht gut vertrieben und ist im öffentlichen Handel zu bekommen. Ansonsten kann man sie selbstverständlich über die Website von Triebverzicht erwerben.
Triebverzicht sind eine über die Jahre gewachsene Band und die einzelnen Songs befinden sich schon seit langem im Repertoire. Es wurde im Laufe der Jahre die eine oder andere Modifizierung vorgenommen und so bekommt man mit diesem Silberling einen guten Abriss über das musikalische Schaffen einer der populärsten Bands aus dem Underground von der Mosel. Gitarrist Michael 'Lemmi' Lehnert ist ohnehin sehr umtriebig. So greift er auch noch bei der im Mainzer Raum allseits bekannten Cover-Band Just Fun in die Saiten und auch bei der Prog Rock-Band Cycocircus ist er sehr ambitioniert dabei.
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Da lässt sich gerade beim Eröffnungssong "Irgendwas von Dir" eine nette Anlehnung an die erfolgreichen PUR nicht verleugnen. Aber im weiteren Verlauf erkennt man sehr schnell eine Eigenständigkeit der Band. Die Musik orientiert sich dann doch eher am richtigen Rock, der bekanntermaßen auf dem Blues aufbaut. Inhaltlich arbeiten Triebverzicht gesellschaftliche Probleme auf. So werden bei "Junkie" natürlich die besonderen Umstände beschrieben, die sich im Zuge der Sucht leider bei jedem einstellen. Wie man hoffentlich damit umgehen kann, dass offenbart sich vielleicht, wenn man der Musik von Triebverzicht folgt. Die Mukke klingt frisch, obwohl die Formation erst 2003 wieder so richtig auftauchte, nachdem eine längere Abwesenheit eingetreten war. Das die Musik gefragt ist, zeigt, dass die Band in den knapp 10 Jahren der Abstinenz nicht in Vergessenheit geraten ist.
Die attestierte Nähe zu BAP kann ich ehrlich gesagt nicht feststellen, aber egal. Höchstens das Intro zum bereits erwähnten "Junkie" lässt Ähnlichkeiten zum "Wellenreiter" erkennen.
Die Lieder der Band rocken geradeaus und mit "Friederike" legt man auch eine Ballade vor. Mein persönlicher Tipp ist "Der unbekannte Dritte" mit seinem Intro, welches sich an den modernen ZZ-Top orientiert, dann aber natürlich einen anderen musikalischen Verlauf nimmt. Vordergründig sind hier die Gitarren und die Synthies und das ist in diesem Fall eine sehr gelungene Kombination. Der Rest der Band legt den dafür adäquaten Grund und Sänger Ronnie Griesau hat eine passende und angenehme Stimme.
An der Soundschraube sollte zukünftig noch etwas gedreht werden, ansonsten erhält der Interessierte hier einen guten Einblick in die leider etwas in den Hintergrund geratene Deutsch-Rock-Fraktion. Ein Tipp für alle diejenigen, die noch immer auf die 80er Jahre mit deutschen Texten schwören und eine kleine Zeitreise unternehmen wollen. Dafür reichen dann auch knapp 35 Minuten. Hier ist ehrliche deutsche Rockmusik angesagt!!!
Line_up:
Christian 'Lambo' Lambertz (drums)
Klaus 'Pappa Woodstock' Becker (bass)
Bernd Leyendecker (keyboards)
Pit Löw (keyboards)
Michael 'Lemmi' Lehnert (guitars)
Ronnie Griesau (vocals)
Babs Lehnert (vocals)
Alexandra 'Sandy' Bester (vocals)
Spielzeit: 35:19, Medium: CD, Eigenproduktion, 2006, Deutsch-Rock
01:Irgendwas von dir (4:27) 02:Sturm Und Drang (3:13) 03:Junkie (5:19) 04:Ausprobiert (3:50) 05:Friederike (4:23) 06:Der unbekannte Dritte (4:42) 07:Bilbo (4:13) 08:Von vorn an (5:09)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 18.08.2006
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