Nicht nur in ihrem Heimatland Belgien sind Triggerfinger ein Name für gute Rockmusik. Auch hierzulande ist die Band zumindest regional durch einige Auftritte bekannt. Unter anderem haben sie beim Sarstedt Open Air 2009 in der Nähe von Hannover gespielt. Sie machen sowohl live als auch im Studio durch knackige Riffs, voluminösen Rock-Sound und Ohrwurm-Refrains eine sehr gute Figur.
Bandleader Ruben Block schreibt einen Großteil der Songs im Alleingang. Er erzählt darin von Geschehnissen und Erlebnissen in seinem Leben. Zu der treffenden, vor lauter Lebensgefühl und Schmerzempfindlichkeit strahlenden Lyrik, gesellt sich ein solides Fundament aus Gitarre, Bass und Schlagzeug. Ehrlicher kann Rockmusik nicht sein. Die Gitarren peitschen, der Sänger nörgelt, singt, flüstert, schreit, jault und kreischt, die Drums poltern und der Bass wummert. Instrumente und Gesang ergänzen einander in perfekten, aber nicht perfektionistischen Arrangements und bilden so eine untrennbare Einheit. Der Sound ist rotzfrech und knallig. Kombiniert wird er jedoch mit sehr melodiösem Rock. Eine Mischung, die ausgezeichnet funktioniert und richtige, langfristige Hörfreude bereitet.
Obwohl Sound und Stil der Band unverkennbar sind, kann hier nicht von immer währenden und neu aufgekochten Erfolgsrezepten gesprochen werden. Das liegt daran, dass das musikalische Spektrum sehr breit ist. Genremäßig kann man Triggerfinger irgendwo zwischen Classic-, Hard-, Psychedelic-, Stoner- und Blues-Rock einordnen.
Anspieltipps sind der flotte Opener mit seinem Ohrwurm-Hauptriff und interessantem, leicht humorvollem Text, sowie das folgende, langsamere "First Taste" mit seinem Geschrei im Refrain. Selten habe ich so ein emotionales und melodisches Jaulen, Kreischen und Schreien gehört. Als Vergleiche fallen mir da höchsten Matthew Bellamy von Muse, Peter Hammill von Van Der Graaf Generator und Ian Gillan in Deep Purples "Child In Time" ein. Auch der dritte Track rockt und hat durch erneut einprägsame Riffs und Refrains Ohrwurmcharakter. Und genau in dieser Manier musiziert die Band weiter, ohne zu langweilen. Nach 44:52 Minuten ist es dann auch vorbei. Warum auch den Musikfreund mit 80 Minuten prall gefüllten Alben samt Lückenfüllern nerven und langweilen, wenn man gute Musik doch in einer Dreiviertelstunde auf den Punkt bringen kann?
Leute, die auf komplexere Songstrukturen und ausgefeilte, anspruchsvolle Kompositionen Wert legen, sollten hier unbedingt ein Ohr riskieren. Es handelt sich um eine willkommene, simplere Abwechslung zu aufwändigeren und technisch anspruchsvolleren Werken. Eigentlich dürfte es kaum jemanden geben, dem die Musik hier nicht gefällt. Außer, er steht ganz und gar nicht auf Rock.
Hoffentlich existiert die Gruppe noch eine Weile und bringt weitere solcher Alben raus. Es wäre schade, wenn eine Band mit solchem Potential nach den bisher wenigen Platten in Vergessenheit geraten würde…! Ohne zu zögern vergebe ich hier glatt 8,5 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Ruben Block (vocals, guitars, organ)
Monsieur Paul (bass)
Mario Goossens (drums, percussion)
Tracklist |
01:Short Term Memory Love
02:First Taste
03:Soon
04:Halfway Town
05:Scream
06:Is It
07:All My Floating
08:What Grabs Ya
09:Lines
10:No Teasin' Around
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