Die Norwegische Band Tristania wurde 1996 von Einar Moen (Keyboard) sowie Sänger und Gitarrist Morten Veland gegründet, der übrigens auch der Hauptsongwriter der Band war.
Hinzu kamen Kenneth Olsson (Drums), Anders Høyvik Hidle (Gitarre), Østen Bergøy (Vokals), Rune Østerhus (Bass) und Vibeke Stene (Vokals). 1997 nahm man das erste Demo auf, welches ganz offensichtlich eindrucksvolle Spuren hinterließ, denn innerhalb kürzester Zeit hatte die Band einen Plattenvertrag in der Tasche.
Mittlerweile sind sie in der Gothic Metal-Szene zu einer konstanten Größe geworden, ihre Tourneen führten sie nicht nur durch ganz Europa, sondern sogar bis nach Südamerika. Außerdem wurden seit Gründung 3 Studio-Alben veröffentlicht: "Widow's Weeds", "Beyond The Veil" und "World Of Glass".
Bereits mit ihrem Debüt lösten Tristanian bei mir Rufe der Begeisterung aus.
Vier Jahre sind seit dem letzten Album "World Of Glass" (meinem Lieblingsalbum übrigens) vergangen und nun stellen sie uns ihr neues Scheibchen "Ashes" vor.
Zwischenzeitlich gab es auch einen Besetzungswechsel: Morten Veland verließ die Band
und Kjetil Ingebrethsen übernahm den Posten des Growlers.
Für das Songwriting zeichnen Einar Moen und Anders Høyvik Hidle.
Beeindruckend ist immer wieder die im Gothic-Bereich doch eher ungewöhnliche gesangliche Mixtur in dieser Band: da ist zuerst einmal Vibeke Stene mit ihrer hellen, glasklaren Stimme, ihr männlicher, melodischer Gegenpart ist Østen Bergøy und Kjetil Ingebrethsen ist derjenige, der voller Inbrunst ins Mikro grunzt. Damit wird natürlich auch stilistisch eine ungewöhnliche musikalische Vielfalt erreicht.
So legt der Opener "Libre" schon mächtig los, es wird geknüppelt, was Drum und Gitarre hergeben. Dazu grunzt sich Kjetil Ingebrethsen die Seele aus dem Leib. Gegen Mitte des Songs entschärft Vibeke diesen zwar etwas mit ihrem feinen Gesang, aber immer wieder verschaffen brettharte Gitarren den nötigen Ass-Kick.
Bei "Equilibrium", einer hervorragenden Ballade, gefällt mir das gesangliche Duell zwischen Vibeke und Østen besonders gut. Auf der einen Seite dieser glockenklare Gesang, auf der anderen Seite die melodiöse Stimme mit dunklem Timbre - das verschafft Gänsehaut.
Sägende Gitarren und brettharte Riffs zeichnet den nächsten Song aus. Kjetil faucht ins Mikro wie eine wütende Großkatze und Kenneth Olsson drischt auf die Felle, als ging es um sein Leben. Dann beginnt ein schräger Chor-Gesang aller drei Vokalisten. Brachiale Urgewalten fegen über den Hörer hinweg.
"The Wretched" ist nichts für zartbesaitete Gemüter.
Jetzt hat Vibeke Stene ihren ganz besonderen Auftritt: "Cure" ist in ein leicht schwebendes, ja regelrecht atmosphärisches Soundgewand gekleidet. Die Sängerin haucht dem Zuhörer fast elfengleich "I Will Forever Stay With You..." ins Ohr, ihre Parts werden mit zarten Piano- und Akustikgitarren-Klängen untermalt. Einfach nur wunderschön.
Unsanft wird man nach "Cure" aus seinen Träumen gerissen, denn düster und mit leicht mystischem Touch dröhnt plötzlich "Circus" aus den Boxen. Der Song geht wieder richtig gut ab. Bassdrumlastige Riffs unterstützen Kjetils gollumartigen Gesang : "I Am Beast, I Am Carrion Prey To The Cyclops Tribe..." und mir jagt es beim Zuhören gruselig-wohlige Schauer über den Rücken.
"Shadowman" beginnt mit einem eingängigem melodischen Intro und wartet während der gesamten Spielzeit immer wieder mit abwechslungsreichen Passagen auf . Es ist insgesamt sehr ruhig gehalten und bekommt seinen besonderen Glanz durch den wechselnden Gesang aller drei Vokalisten. Überhaupt - "Shadowman" bleibt mir sofort im Ohr haften.
Mit "Endogenisis" haben Tristania einen Song geschaffen, der die unterschiedlichsten Stilmixe miteinander vereint und mit 7:36 min auch das längste Stück auf dem Album ist.
Da wechseln Bass/Schlagzeug Orgien und Grunz-Einlagen mit zarten Streicherpassagen - Vibeke singt mit einer fast engelsgleichen Stimme und natürlich gibt es Chorgesang, der gitarrenlastig untermalt ist.
Bleibt nun noch "Bird" - ein würdiger Abschluss für ein Album, an welchem Tristania-Fans Gefallen finden werden: Tiefer gestimmte Gitarren mit tollen Keyboardeinlagen untermalt, kraftvoller Gesang und eine nach vorn treibende Rhythmus-Sektion zeichnen "Bird" aus. Einfach nur Hörenswert!
Alles in allem ist "Ashes" ein starkes Album, das im Vergleich zu seinen Vorgängern etwas härter ausgefallen ist.
Tipp: jeder einzelne Track sollte bis zu Ende gehört werden - es gibt immer wieder Neues zu entdecken, denn der Rundling ist gespickt mit Überraschungen. Tristanias Ideenreichtum scheint einfach grenzenlos zu sein.
Fans der Band werden das Scheibchen sicherlich mögen.
Spielzeit: 47:48, Medium: CD, Steamhammer/SPV, 2005
1:Libre 2:Equilibrium 3:The Wretched 4:Cure 5:Circus 6:Shadowman 7:Endogenisis 8:Bird
Ilka Czernohorsky, 25.01.2005
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