Hat sich Kurt Cobain tatsächlich von einer fränkischen Kapelle zu dem berühmtesten Riff des Grunge inspirieren lassen? Fakt ist: 1989 spielt eine Band aus Schwabach/Katzwang im Nürnberger Club Trust ihren Song "Smells Like Fish". Genau dort spielte auch kurz danach eine Combo namens Nirvana, die wenige Jahre später einen Riesenhit landete mit: "Smells Like Teen Spirit". Jetzt erscheinen nicht nur die beiden Titelbezeichnungen ähnlich, sondern auch die Riffs weisen verblüffende, naja sagen wir mal Parallelen auf. Aber es soll sich bitte jeder sein eigenes Urteil bilden.
Wie dem auch sei: Besagte Frankenkapelle, gegründet 1986, trägt den Namen The Truffauts, benannt nach dem französischen Regisseur François Truffaut. Jener ist vielleicht dem einen oder anderen Leser noch bekannt durch seine Filme wie "Die letzte Metro" (Le dernier métro, 1980) mit Catherine Deneuve und Gérard Depardieu oder "Die Frau nebenan" (La femme d'à côté, 1981) mit Gérard Depardieu und Fanny Ardant. Eben jene Fanny war neben ihrer Schauspieltätigkeit auch die Lebensgefährtin von Truffaut und obendrein sogar die Namensgeberin für das erste Album der Truffauts von 1987. The Truffauts - das sind: Jean-Jacques Boucher (Gesang, Bass), Ronald Chateauroux (Gitarre, Gesang), Olivier Durange (Gitarre, Gesang) und Eric Eskofier (Schlagzeug). Nach diesem kleinen kulturgeschichtlichen Exkurs mag der geneigte Hörer und Leser fragen: »Sind das jetzt Franzosen oder Franken? Oder Franzosen, die es ins Frankenland verschlagen hat? Oder doch eher vier frankophile Franken?«
Lauscht man der aktuellen EP "On Dit Que Le Bonheur Est Toujours Ailleurs", sind die französischen Wurzeln sowohl in dem akzentfreien Gesang als auch im Klang unverkennbar. Stück Nummer eins, "La Belle Et La Bete", ist ein Popsong mit leichtem Chanson-Charakter und frankophilem Gefühl - der Charme von "Je T'aime", dem unvergessenen Erotik-Musik-Klassiker von Serge Gainsbourg und Jane Birkin, weht durch die Luft. Doch nur kurzzeitig. Nach den ersten Sekunden bin ich irritiert: Habe ich Apfelmus in den Ohren oder klingt die Aufnahme wirklich so blechern und eingekerkert? Leider ist Letzteres der Fall, wie sich bei einem Blick in den Spiegel und im weiteren Verlauf der EP herausstellt. Schade, denn dieser dumpfe Dosensound trübt das Hörvergnügen gewaltig. Und wie gewollt klingt es auch nicht.
Im Folgestück "Significant Sleep Inertia", einer wenn man so will Indie Rock B-Seite, passt angesprochener Sound schon besser ins Bild. Doch auch hier wird er eher als störend empfunden. Das zieht sich durch alle fünf Stücke und hinterlässt nach den knapp 20 Minuten Laufzeit einen sehr unausgegorenen und enttäuschenden Eindruck. "Living Ain't Easy" klingt wie der Versuch von … ja von was eigentlich? Zu einer unmotivierten Band gesellen sich schauerlicher Gesang und ein Gitarrensolo, das genauso gut von einem Gitarrenschüler beim Üben der Tonleiter stammen könnte.
"Casse-Toi" lässt mit seinen rockigen Riffs noch einmal Hoffnung aufkeimen, die der Gesang aber rücksichtslos niedertrampelt. "She Stole My Heart" reiht sich dann auch nur noch brav in diese unsägliche Mittelmäßigkeit ein. Mein Urteil steht fest: Ein zweites Mal würde sich Cobain nicht von diesem Frankenensemble inspirieren lassen. Und wenn doch, würde es garantiert wieder keiner merken. Aber das bleibt dem Kurt ja bekanntlich erspart. Prädikat dieser EP: dumpf und lieblos, ergo überflüssig.
Line-up:
Jean-Jacques Boucher (vocals, bass)
Ronald Chateauroux (guitar, vocals)
Olivier Durange (guitar, vocals)
Eric Eskofier (Drums)
Tracklist |
01:La Belle Et La Bete
02:Significant Sleep Inertia
03:Living Ain't Easy
04:Casse-Toi
05:She Stole My Heart
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