Turbo / The Fifth Element
The Fifth Element Spielzeit: 58:18
Medium: CD
Label: Metal Mind Productions, 2014
Stil: Heavy Metal

Review vom 26.05.2014


Marius Gindra
Von vielen leicht belächelt, genießen osteuropäische Metal-Truppen der Pionierzeit im westlichen Europa nach wie vor ein absolutes Nischendasein. Bands wie beispielsweise Aria aus Russland, Pokolgep aus Ungarn, Arakain aus Tschechien oder eben Turbo aus Polen sangen vor dem Fall des eisernen Vorhangs nahezu ausnahmslos in ihrer Muttersprache, ab den späten 80er- bzw. frühen 90er-Jahren folgten jedoch teilweise auch Scheiben auf Englisch. Dennoch blieben Erfolge jenseits des (ehemaligen) kommunistischen Regimes größtenteils aus. Eben jene Turbo aus Posen fuhren in den 80ern bereits große Heimerfolge mit Scheiben wie "Kawaleria Szatana" (1986) oder "Ostatni Wojownik" (1987) ein, auf denen die Truppe einen sehr Speed/Thrash-lastigen Sound an den Tag legte. Angefangen hatte man jedoch bereits 1980 als traditionelle Hard Rock/Heavy Metal-Band, worauf sich das Quartett nach der Reunion 1995 wieder nach und nach zurück besann.
"The Fifth Element", der nunmehr 16. Studio-Output, erschien bereits im November 2013 unter dem Titel "Piaty Zywiol" in komplett polnischer Sprache, die englische Version folgte im März diesen Jahres. Klassischer, melodischer Heavy Metal, der stellenweise leicht an neuere Saxon erinnert, jedoch auch massenweise sauber gespielte Twin-Guitar-Leads präsentiert. Der polnische Akzent von Sänger Tomasz Struszczyk ist erstaunlich gering ausgefallen; denkt man da beispielsweise an Bands wie Crystal Viper (die natürlich dennoch über jeden Zweifel erhaben sind) zurück, klingt das Ganze durchaus sehr professionell inszeniert. Leicht balladesk startende Songs wie der Titeltrack stehen gleichberechtigt neben straighten Rockern vom Schlage "Taste Of Forever" bzw. "Handful Of Sand" oder dem leicht Maiden-lastigen und mit Halford-Tribut-Screams geschmückte "This War Machine". Sicherlich werden Die-Hard-Fanatiker des Ostblock-Metal lieber auf die Variante in Polnisch zurückgreifen, weil gerade die fremdsprachigen Lyrics einen gewissen, obskuren Charme versprühen. Dennoch ist den alten Recken um das einzig verbliebende Originalmitglied Wojciech Hoffmann mit "The Fifth Element" ein solides Album geglückt, das Turbo nach wie vor frisch und unbekümmert präsentiert. Dafür gibt's diesmal 7,5 von 10 RockTimes-Uhren.
Übrigens: Wer sich über Metal-Bands der 'ehemaligen Zone' ein wenig schlau machen möchte, dem sei das Buch "Heavy Metal aus Osteuropa" von Karthago Records-Inhaber Stefan Riermaier empfohlen. Nach dem Verschlingen besagter Lektüre nahm beim Schreiber dieser Zeilen der Kaufrausch - ironischerweise oftmals beim Buchautor höchstpersönlich - nahezu kein Ende mehr...
Line-up:
Tomasz Struszczyk (vocals)
Dominik Jan Maria Jokiel (guitars)
Wojciech Hoffmann (guitars)
Bogusz Rutkiewicz (bass)
Mariusz Bobkowski (drums)
Tracklist
01:Think And Fight
02:Taste Of Forever
03:Heart On The Pyre
04:The Fifth Element
05:Smash The Wall
06:Handfull Of Sand
07:Relentless
08:Amalgam
09:Light Up The Night
10:This War Machine
11:Blues Measured By The Clock Ticking
12:Smash The Wall (Acoustic Bonustrack)
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