The Twang / A Guide To Modern Country Living
A Guide To Modern Country Living Spielzeit: 58:42
Medium: CD
Label: Countryfied Records, 2010
Stil: Country

Review vom 03.04.2010


Wolfgang Giese
Ein wenig erinnert mich das an Der Familie Popolski, wenn ich mir bekannte Hits der Musikgeschichte höre, sie aber eigentlich auf Anhieb gar nicht unbedingt erkenne, sie aber doch irgendwie kenne und dann entdecke, dass die Essenz einiger Titel auf wundersame Weise herausgefiltert wurde und daraus ganz eigene Stücke gestrickt wurden - als hätte die betreffende Band niemals ein Cover abgeliefert. So hat man sich auch hier, im Falle von The Twang, die Musikstücke zu eigen gemacht.
Wahrscheinlich ist das im Bereich Country den meisten eher durch die deutsche Band Texas Lightning bekannt, aber das hier ist anders, klingt authentischer.
Vor elf Jahren erschien ein erster Tonträger, eine EP mit Popsongs im Country-Gewand und eine neue Welle war ins Rollen gebracht worden: »The Twang: The 'Pioneers Of Countryfication'«.
Und, unbeirrt aller Trends und Stile, sind sie noch sicher im Sattel und tragen ihre Botschaft weiter in die weite Prärie. Mögen einige meinen, das sei 'Comedy', nicht ernsthaft oder ähnliches, so wird man beim Hören schon bald eines besseren belehrt, denn das hört sich nun gar nicht nach Klamauk an, und nach dem ersten 'Schmunzeleffekt' hinsichtlich der Umgestaltung des einen oder anderen bekannten Titels wird man alsbald feststellen, dass die Band eigentlich jene Urform des Country bringt, die heute schon fast ausgestorben ist und sich insofern erfreulich nicht am Mainstream des Genres orientiert.
So werden wie selbstverständlich Stilelemente von Western Swing, von Outlaw Country, Cowboy-Songs gepaart mit Rockabilly, Rock'n'Roll und auch einem gelegentlichen Hauch von Tex-Mex.
Nach der EP erschienen in Folge drei Longplayer, vorliegende ist also ihre fünfte Veröffentlichung.
Grundsätzlich macht diese Musik erst einmal viel Spaß, und gleich mit "Beat It" wird man mit guter Laune infiziert, wenn twangende Gitarren auf shuffelnden Rhythmus, Fiddle und Mundharmonika treffen und ein Gefühl von der Weite der Prärie erzeugt wird. Man vergisst dann ganz schnell, das es sich eigentlich um einen Titel von Michael Jackson handelt, denn hier steht eindeutig ein Feeling zwischen "Ghosts Riders In The Sky" und "The Devil Went To Georgia" (Charlie Daniels) im Vordergrund.
Die Band hat doch tatsächlich das Wunder vollbracht, noch einmal mit einem Tick mehr Perfektion, gängige Titel der Popmusik zu Klassikern der Countrymusik zu machen. Das geht eigentlich über den Gag der Imitation hinaus, das klingt wirklich überzeugend ernsthaft!
"Kids In America" wird zum Schluss des Songs zu einem swingenden Western Swing-Titel. Aber auch Balladen dürfen natürlich nicht fehlen, ganz skurril ist allerdings der dritte Song, wenn die Band sich "A Whiter Shade Of Pale" vornimmt. Tut mir leid, aber dieses Jahrhundertstück kann ganz einfach nicht zu einem Countrystück werden … oder???
Meint man zu Beginn in der Tat, dass das nicht gut gehen kann, wird die Hürde geschickt umschifft, indem man den Track kurzerhand nach Mexiko oder zumindest an die texanisch-mexikanische Grenze versetzt. Und schon erschallen Mariachi-Trompeten über rockendem Rhythmus mit Surfgitarre. Eine irre Version, brillant gelöst! Also doch keine Ballade, aber die kommt nun mit "Friday I'm In Love" (The Cure).
Die übrigen Originalinterpreten brauche ich wohl nicht vorzustellen, denn bis auf Ausnahmen sind es wirklich bekannte Titel. Für besonders gelungen halte ich noch "Just A Gigolo" und das tränendrüsendrückende "Seasons In The Sun" - nun ein richtiger Country-Schunkler. Nicht so sehr mag ich persönlich "I Kissed A Girl", dass mir dann doch im Verhältnis zu anderen Nummern am wenigsten authentisch, und schon fast schon zu 'überlustig' kommt.
In gewisser Weise funny ist zwar auch die englischsprachige Version von "Dschingis Khan", doch klingt das hier so ganz anders, und, da man es ja kennt, möchte man einfach immer mitsingen. Well done, Cowboys!
Und das sind sie dann wohl wirklich: »Pioneers Of Countryfication«
Freunden der Countrymusik dürfte das gefallen. Nur, man sollte nicht so puristisch an die Sache herangehen, sondern die Musik, so wie sie kommt, ganz einfach mal Musik sein lassen! Lasst uns die Mustangs satteln! Howdy!

P.S.: Nach "Seasons In The Sun" erscheint dann unvermittelt noch ein Bonustrack, wenn ich es richtig erkenne, ist es "Hello" von Lionel Richie, also ein 'Hallo' zum Abschied ...
Line-up:
Hank Twang (lead vocals)
The Marshall (guitar)
Beano Van Twang (guitar)
Reverend Al Twang (guitar, banjo, strumstick)
Randy Twang (bass)
A.K.Twang (drums)
Herb Remington (pedal steel - #6)
Martin Wenk (mariachi trumpets - #3, 8)
Marty Muse (pedal steel - #4)
Johnny Falstaff (guitar)
Tracklist
01:Beat It
02:Kids In America
03:A Whiter Shade Of Pale
04:Friday I'm In Love
05:Brothers In Arms
06:I Kissed A Girl
07:Rehab
08:Ride Like The Wind
09:Space Lord
10:Heroes
11:Breaking The Law
12:Genghis Khan
13:Just A Gigolo
14:Jeans On
15:Seasons In The Sun
Externe Links: