Bekannt ist mir Ty Tabor von King's X' "Dogman"-CD von 1994, mit dieser schönen Version von "Manic Depression". Und da bin ich natürlich gespannt, was er alleine so hinbekommt.
Mit The Jelly Jam, mit King's X, mit Platypus oder solo hat er es laut Discografie seit 1988 auf 19 Musikscheiben gebracht. Beachtlich bzw. sehr arbeitsam.
Eingespielt wurde die CD mit Randy St. John, Wally Farkas (Galactic Cowboys), Doug Pinnick (King's X) und James Henry. Produziert hat Ty alles im eigenen Alien-Beans-Studio in Houston. Lange haben die vier an den Stücken herumgedoktert, bis alles so war, dass es jedem gefiel. Und daran haben sie recht getan, eine wirklich gelungene Scheibe.
Ty Tabor: »Das Album ist nach meinem Garten benannt, einem kleinen tropischen Paradies, wo ich - wie einst George Harrison bei sich zu Hause - viele Jahre fleißig gepflanzt und gewerkelt habe. Hier sitze ich manchmal mit Freunden und wir spielen sozusagen Gitarre mit der freien Natur.« (siehe Hidden Track).
Es fängt gut rockig an. "Ride", akzentuiert gesetztes Schlagzeug und Gitarre bringen diese Nummer zum Laufen. Das erinnert auch vom Gesang her an Aynsley Lister und nicht bloß in diesem Titel. Ein schönes Gitarrensolo mitten im Track, ein Beatles-ähnlicher, spaciger und von der Gitarre umwobener Gesang. Tabor rockt richtig los und die Gruppe zieht mit, fast schon ausufernd, aber keineswegs übertrieben.
Etwas weniger treibend geht's bei "Stalker" weiter, aber nicht weniger rockend - mit experimentellen Anklängen im Gitarrenspiel, etwas schräger laufend und sich im Refrain findend. In der Art wird nun härter, aggressiver gespielt.
In der dritten Nummer schaltet er wieder einen Gang runter, es erinnert tatsächlich ein wenig an 'britische Prog-Bands'. Nach freundlichem, ruhigem Gesang gibt es erneute Experimente: Ein Bruch... nach ca. 2 Minuten ebnen Gitarren den Weg und "I Know What I'm Missing" endet als Instrumental mit feinem 'Gitarrengestammel'.
"Afraid", doch keine Angst, die Gitarre führt den Song immer wieder zwischen den Refrains ein, die hart und rau gesungen und gespielt werden. Ein Gitarrensolo feinster Güte... da macht das Zuhören Spaß.
Mit sphärischen Maschinenklängen (kingt fast wie Pink Floyd) geht's irgendwie los: Eine hackende Gitarre, eine zweite, um einige Oktaven höher gespielt, kommt hinzu - ruhiges Schlagzeug. Der Sprechgesang setzt sich mitten hinein und füllt die Räume. Trotzdem dominieren die Gitarren in "Play", das ruhiger ist und doch seinen Rockcharakter, den die Instrumente treibend weiter verfolgen, nicht verliert. Tief, fast 'darkmetalmäßig' wird gesungen, das Schlagzeug wird noch härter, der Gesang markanter - ein Solo.
Die können es einfach und wirklich - schon an dieser Stelle ist festzustellen: ein gelungenes Album, alle pushen sich langsam immer höher, es wirkt kraftvoll, im Hintergrund Keyboard-Wind-Rauschen.
Vogelgezwitscher (im Garten) mit fiedelnder Gitarre. Eine zweite sich in diese Melodie einspielende Gitarre, die längst weiß, dass sie die Führung übernimmt, eröffnet "Beautiful Sky". Eine sehr schöne Ballade ohne Kitsch, die vom sehr einfühlsamen Gesang her wieder an Aynsley Lister erinnert.
Rockig, eher im 80er-Jahre-Stil, nur viel fetter besetzt, geht es in "She's A Tree" zu Werke. Kraftvoll gespielte Gitarren mit kleinem Chor im Refrain. Einfaches Solo, Telefongesang, hat wirklich was von vor 20 Jahren.
Gesanglich ausgereift und vielseitig sind die Vocals bei "Take It Back" . Dieser Titel wird wieder etwas blueslastiger und immer weiter geführt von satt klingenden Gitarren, die mit den eingestreuten Soloparts dem Ganzen den gewissen Kick geben.
Und dann geht's übergangslos in eine herrliche, ruhige Nummer mit verspielten Gitarren, die sich jedoch immer wieder des Rocks erinnern und diesen auch zelebrieren. "Wading In" endet nach drei Minuten und 20 Sekunden wie er begonnen hat: mit verspielten Gitarren, ganz langsam ausklingend. Toll!
Dem schließt sich ein wunderschönes Stück an. Ruhig, rockig, eine sanfte Stimme und klasse Gitarrenspiel. "Thankful" läßt keine Langeweile aufkommen, weil alles wirklich passt.
Ohne Übergang geht's zu Titel elf mit Rockanklängen á la Aerosmith. Nach einer ruhigen Strophe gibt es dann den kraftvollen Refrain, die Gitarre 'stürzt ab', um ein beeindruckendes Solo hinzulegen. Zum Teil klingt der Gesang nach den Beatles, dann aber auch nach Led Zeppelin - das hat was.
Im Garten aufgenommen ist der so genannte Hidden-Track, der sich am Ende des letzten Songs anschließt: akustisch und der absolute Gitarrenblues mit den Hauptakteuren zwitschernde Vögel und bellender Hund.
Rundherum eine sehr, sehr gelungene CD, die man mehrmals hören sollte, weil sie dann immer besser wird.
PS: King's X werden am 20.10.2006 im Rockpalast für Crossroads aufgezeichnet.
Line-up:
Ty Tabor (vocals, Guitar, bass, experimental sounds)
Randy St. John (drums)
Wally Farkas (choir, acoustic guitar)
Doug Pinnick (choir - #11)
James Henry (dobro - Hidden Track)
Tracklist |
01:Ride
02:Stalker
03:I Know What I'm Missing
04:Afraid
05:Play
06:Beautiful Sky
07:She's A Tree
08:Take It Back
09:Wading In
10:Thankful
11:Pretty Good
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